Asylbewerber werden Dauergäste in Aschbach

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Rund 80 Tschetschenen richten sich in der ehemaligen Pension in Aschbach häuslich ein. Foto: Martin Kreklau
Rund 80 Tschetschenen richten sich in der ehemaligen Pension in Aschbach häuslich ein. Foto: Martin Kreklau
Die Mülltrennung müssen die Aschbacher Neubürger noch lernen.
Die Mülltrennung müssen die Aschbacher Neubürger noch lernen.
 

Im Schlüsselfelder Ortsteil Aschbach wurden rund 80 Flüchtlinge einquartiert. Der Bürgermeister sorgt sich, die Nachbarn fühlen sich überfahren.

Sie verstehen weder Deutsch noch Englisch, nur die russische Sprache ist ihnen vertraut. In einer ehemaligen Pension in Aschbach leben seit vier Wochen um die 80 Asylbewerber. Fast alle kommen aus Tschetschenien, einem inzwischen selbstständigen Staat der ehemaligen Sowjetunion, und beantragen in Deutschland Asyl.

Sie sind in dem 1000-Seelen-Ort Aschbach gestrandet und sorgen unter der Bevölkerung für gemischte Reaktionen. Bürgermeister Georg Zipfel (FW) möchte den Flüchtlingen helfen und sie wenigstens menschenwürdig unterbringen, hat damit aber seine Probleme.

"Wir wollen vor Ort nicht die Fehler der großen Politik ausbügeln", klagt der Bürgermeister und ist mit der Nacht-und-Nebel-Aktion, in der die Flüchtlinge in Aschbach einquartiert wurden, nicht zufrieden. Bevölkerung und Anwohner wurden ebenso überrascht wie die Stadtverwaltung.

Recht auf Prüfung

Auch wenn Zipfel bei den Tschetschenen keine Chance auf Anerkennung als Asylanten sieht, hätten sie ein Recht auf Prüfung ihrer Anträge. So lange müssten sie ordentlich untergebracht werden, findet er. Ob dies unter den aktuellen Bedingungen in Aschbach möglich ist, daran hat er seine Zweifel.

"80 auch untereinander fremde Leute sitzen in 44 Zimmern untätig herum", sagt der Bürgermeister. Vom Säugling bis zum Sechzigjährigen ist alles vertreten. Auch viele Kinder sind darunter. Kriminell seien die Flüchtlinge nicht, betont der Bürgermeister, "sie fühlen sich nur allein gelassen".

In der früheren Pension, die seit einiger Zeit einen neuen Eigentümer hat, herrscht auch reger Bewohnerwechsel. "Pro Woche verschwinden 20 und kommen 20 neue", weiß der Bürgermeister aus seinem Einwohnermeldeamt.

Zwei Essenstüten pro Woche

Neben der Tatsache, dass eine Verständigung mit den Tschetschenen in Aschbach allenfalls über einen Dolmetscher möglich ist, ist für Georg Zipfel die Verpflegung eines der Hauptprobleme vor Ort. Zwei Mal pro Woche kommen für die 80 Asylbewerber Essenstüten. Darin seien beispielsweise immer auch Kohlrabi, berichtet der Bürgermeister, "doch wie sollen 80 Asylbewerber in einer Küche kochen". Die Verpflegung sei zwar reichlich, aber nicht praktikabel.

Den Mitarbeitern vom Landratsamt, die mit den Asylbewerbern zu tun haben, und auch der Hausverwalterin bescheinigt Zipfel "hervorragende Arbeit". Allerdings sei das ganze System krank. Der Schlüsselfelder Bürgermeister fordert schnellstens eine soziale Betreuung der Flüchtlinge. Die Betreuer müssten diesen Menschen aus einem anderen Kulturkreis auch erklären, was bei uns üblich ist und was nicht.

Mit den Gepflogenheiten ihrer neuen Nachbarn haben einige Aschbacher im Umfeld der ehemaligen Pension so ihre Probleme. "Die werfen ihre Essensreste einfach vor die Tür, was dann die Ratten anlockt", klagt eine Frau aus der Nachbarschaft. Tagsüber seien die Asylbewerber bis auf einige Kinder nicht zu sehen, dafür gehe es dann ab 18 Uhr bis in die Nacht hinein draußen richtig rund. Auch die kleinen Kinder seien da mit dabei. Überhaupt würden die Kinder alles dürfen, durch fremde Gärten spazieren, auf Kirschbäume steigen, herunterfallen und Notarzteinsätze - auch schon mal mit dem Hubschrauber - auslösen.

Kleinkinder alleine unterwegs

Es gibt auch Anwohner, die kaum Probleme mit den neuen Nachbarn haben. Allerdings löst es schon Verwunderung aus, wenn zwei- bis dreijährige Kinder ohne Begleitung durchs ganze Wohnviertel laufen dürfen.
Nicht gerade nach deutschen Vorstellungen erledigen die Tschetschenen ihre Müllentsorgung. Obwohl die vom Hauseigentümer eingesetzte Hausverwalterin - deren Firma übrigens 82 Asylbewerber-Unterkünfte betreut - selbst kräftig mit Hand anlegt, sorgt der vom Müll ausgehende Gestank immer wieder für Ärger.

Von jahrelangen Erfahrungen mit Asylbewerbern berichtet die Hausverwalterin. In Aschbach wundert sie sich über die vielen Tschetschenen. Da kämen ganze Familien mit mehreren Generationen. Anders als bei Flüchtlingen aus anderen Ländern höre sie hier aber nichts von besonderem Leid. Sie habe eher den Eindruck, "da geht einer drüben trommeln und schickt alle ins Schlaraffenland".

600 Euro Heimreiseprämie

Immerhin bekomme jeder Asylbewerber neben dem Dach über dem Kopf auch 140 Euro Taschengeld im Monat. Falls er freiwillig den Asylantrag zurücknimmt, gibt es laut Hausverwalterin ein Flugticket nach Moskau, plus 600 Euro Heimreiseprämie. Verwundert ist die Verwalterin auch, "dass alle Verbindungen zu Verwandten in Berlin und Deutschland haben".

Das Objekt in Aschbach wurde kurzfristig als Notlösung vom Landratsamt Bamberg angemietet, erklärt Matthias Schmolke, für Sicherheit und Ordnung zuständiger Geschäftsbereichsleiter. Es soll demnächst in eine "Regierungsunterkunft" umgewandelt werden. Schmolke sieht in der Betreuung der Flüchtlinge keine rechtliche Verpflichtung für den Kreis Bamberg. Das sei Aufgab