Bei der Aktion "Jeder Tropfen zählt" wird gebrauchtes Speiseöl gesammelt und in Biodiesel umgewandelt.
Gebackener Karpfen, paniertes Schnitzel mit Pommes, Ausgezogene, ... mmmh, das schmeckt! Aber was passiert eigentlich mit Fetten und Ölen, die diese Lebensmittel so schön kross und knusprig machen? Mal eben schnell über den Ausguss entsorgen? Lieber nicht: Wenn Speiseöle in die Kanalisation gelangen, können sie sich mit Sedimenten und Schwimmstoffen verbinden. Diese "Fettberge" führen zur Verstopfung der Rohrleitungen und Schächte. Eine spanische Studie besagt gar, dass ein Liter gebrauchtes Speiseöl, unsachgemäß entsorgt, bis zu 40 000 Liter Wasser verunreinigt.
Dabei kann es für die Herstellung von Kraftstoff verwendet werden. Durchschnittlich 1,2 Liter Altfett fallen jährlich in einem Haushalt an. "Daraus entsteht Kraftstoff für 20 Kilometer", erklärt Hubert Zenk von der Firma Lesch, die seit 35 Jahren auf Altfettentsorgung und -recycling in der Gastronomie spezialisiert ist.
Nun startete die Firma ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördertes Pilotprojekt mit Erlangen, Fürth und dem Landkreis Roth, um bei 60 000 Bürgern gebrauchte Speiseöle einzusammeln. Das Ziel des Projektes, das bis März 2020 läuft, ist es, ein maßgeschneidertes Sammlungskonzept für gebrauchte Speiseöle aus Privathaushalten zu entwickeln. Die Stadt Erlangen wird informieren, ob ab April 2020 weitere Stadtteile einbezogen werden.
Unter dem Motto "Jeder Tropfen zählt" wurden bis Mitte Dezember 7700 Haushalte in den Stadtteilen Röthelheim, Röthelheimpark und Sebaldussiedlung (knapp 15 800 Einwohner) mit einem Sammelgefäß für Altfett ausgestattet. Ob Frittierfett, Öl aus der Pfanne, abgelaufenes Öl, Öl von eingelegten Oliven - der hitzeresistente Behälter fasst 1,2 Liter, sieht wertig aus, hat eine große Öffnung, die zum Beispiel das Umfüllen von der Pfanne in den Behälter erleichtert, und einen geruchssicheren Verschluss. Sobald er voll ist, kann er an speziellen Sammelautomaten abgegeben und gegen einen neuen leeren Behälter getauscht werden.
Die Qualität passt
Bisher wurden die Sammelautomaten einmal geleert, da man neugierig war, welche Mengen anfallen. "Die Resonanz auf das Projekt ist sehr gut, von den Mengen her muss es noch etwas anlaufen. Die Qualität des eingesammelten Altfetts ist 1a!", sagt Zenk. Das eingesammelte Altfett wird zunächst aufgewärmt, um es wieder zu verflüssigen. Über einen Trikanter werden Fett, Feststoffe und Wasser getrennt. Aus dem gereinigten Altspeisefett wird mittels eines Veresterungsprozesses Biodiesel, der herkömmlichem Diesel beigemischt oder in Reinform getankt werden kann. Wenn über die Klimaanlage des Wagens also ein leichter Duft nach Pommes hereinweht, könnte es sein, dass der Vordermann Biodiesel aus dem Röthelheimpark tankt.