In wenigen Wochen wurden mit einem neuen System in den Kanälen der Gemeinde Adelsdorf über hundert Nagetiere erlegt.
Ein schauriger Gedanke, den Adelsdorfs Bürgermeister Karsten Fischkal am Donnerstag auf dem Gelände der Kläranlage spann: In der Adelsdorfer Kanalisation treiben Tausende Ratten ihr Unwesen. Experten gehen von einer Ratte pro Einwohner aus, was für Adelsdorf rund 8000 Ratten bedeuten könnte. Die genaue Zahl kennt zwar niemand, aber sie soll jetzt drastisch gesenkt werden.
Die Gemeinde geht dabei neue Wege in der Rattenbekämpfung. Bisher wurden in Kanälen und Schächten Giftköder angebracht, künftig wird auf den Einsatz von Gift völlig verzichtet. Dafür kommt eine "vollautomatische, digitalisierte Schlagfalle" zum Einsatz, von deren Effektivität man in Adelsdorf schon voll überzeugt ist.
71 Ratten mit einer Falle
Im Baugebiet Oesdorfer Weg hat die Gemeinde vier dieser Geräte fünf bis sechs Wochen lang getestet und über hundert Ratten erlegt. Allein 71 Stück mit einer Falle. Und das in einem Gebiet, aus dem bisher keine Klagen über eine Rattenplage laut wurden, betonte der Bürgermeister bei der Vorstellung der neuen Technik.
Noch ein Vorteil: Jede einzelne erlegte Ratte wird sofort dokumentiert und kann am Computer abgerufen werden. Der auf Schädlingsbekämpfung spezialisierte schwedische Konzern Anticimex hat die Technik entwickelt und vertreibt sie weltweit. Schweden bekämpft seit zehn bis zwölf Jahren Ratten nur noch auf diese Art, sagte bei der Vorstellung in Adelsdorf Anticimex-Kundenbetreuer Frank Brestrich.
Die Fallen werden in Kanalschächten auf die Abwasserleitung aufgeschraubt. Wenn Ratten nun durch den Kanal wandern, kommen sie automatisch auch durch die Falle. Sensoren registrieren Bewegung und Körperwärme der Nager und lösen die Falle aus. Eine Gruppe stumpfer, kohlefaserverstärkter Kunststoffstäbe schießt in den Tierkörper und tötet die Ratte in Sekundenbruchteilen. "Das System ist hundert Prozent mortal und entspricht strengsten Tierschutzstandards", sagte Brestrich.
Tierkörper werden weggespült
Die kleinen Pfeile ziehen sich sofort wieder zurück und mit dem nächsten Schwall Wasser wird das tote Tier durch den Kanal gespült, die Falle ist wieder einsatzbereit. "Die Tierkörper kommen in der Kläranlage an und gehen in die Verbrennung", berichtete der Adelsdorfer Abwassertechniker Ralf Wegel.
In der Vergangenheit hatte man auch in die Adelsdorfer Kanäle viel Gift gehängt, so Wegel. Dafür mussten die Gullydeckel bewegt werden, was die Ratten tagelang verscheucht hat.