Behnam Lot und Henry Bock hoffen mit ihrem Kurzfilm auf den großen Erfolg beim 99Fire-Film-Award. Später möchten die beiden Film-Fans am Liebsten auch beruflich in dieser Branche arbeiten.
Die Stars aus Hollywood sind ihre großen Vorbilder. Aufwendige Fantasy-Abenteuer, wie Peter Jackson oder Tim Burton sie inszenieren, gefallen Henry Bock aus Lautertal besonders gut. Der Coburger Behnam Lot will sich auf kein bestimmtes Genre festlegen lassen und begeistert sich für alte Klassiker und Stummfilme genauso wie für aktuelle Kinoerfolge.
Die Karriere von Christopher Nolan, der mit dem Low-Budget-Film "Following" startete, mit "Memento" den Durchbruch schaffte und zuletzt mit "Inception" und der "Batman"-Trilogie Welterfolge feierte, fasziniert ihn. In den vergangenen vier Tagen haben die beiden 16-jährigen Schüler am "99Fire-Film-Award" teilgenommen und ihren eigenen Kurzfilm gedreht.
Innerhalb von 99 Stunden mussten die Wettbewerbsteilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einen exakt 99 Sekunden langen Film drehen, Vor- und Abspann ausgenommen. Den Gewinnern winkt ein stolzer Preis von 9999 Euro.
Schwaches Thema Am Freitag um 10 Uhr bekamen Behnam und Henry den Filmtitel mitgeteilt und die Uhr begann zu ticken. "Wir machen es einfach", lautete das Thema. Hocherfreut waren die beiden darüber nicht gerade. "Wirklich zufrieden sind wir nicht mit dem Thema. Es bietet nicht so wahnsinnig viel", sagten die beiden am Montag. Zunächst einmal hätten sie eine ganze Weile ausgegrübelt, wie sie es denn anpacken sollten. Die ersten beiden Tage sammelten sie Ideen und schrieben ein kleines Drehbuch.
"Wir haben lange überlegt, was wir daraus machen. Was wir drehen, wie wir schneiden", erzählte Behnam. Schließlich handelt ihr Film nun von einem Mann mittleren Alters, der einem drögen Bürojob nachgeht und wenig Freude am Leben hat. "Er ist eher depressiv und in einer monotonen Schiene gefangen", erklärten die Nachwuchsfilmemacher.
Sie entschieden sich für den Einbau einer "Metareferenz", wie Behnam es nennt, und so sieht der trostlose Mann im Film den Trailer zum Filmwettbewerb und denkt sich plötzlich: "Das mache ich jetzt einfach." Es geht also genau um diesen Ausbruch aus dem gewohnten Muster.
Die Arbeit haben sich die beiden fair aufgeteilt. Idee, Drehbuch, Schnitt und Vertonung erledigten sie gemeinsam. Den schauspielerischen Part des armen Mannes übernahm Henry, während Behnam die Kamera bediente. Gedreht haben sie mit einer digitalen Handkamera, die hochauflösende Videos im Breitbildformat aufzeichnet. Für den Schnitt verwendeten sie ein spezielles Computerprogramm und auch die Hintergrundmusik spielten sie komplett selbst ein. Gedreht haben sie hauptsächlich bei Henry zu Hause, aber auch draußen, beispielsweise am Ortsrand von Oberlauter.
Szene im Kasten Am Montagabend waren sie dort noch in der Dämmerung unterwegs. Henry schlenderte die Straße entlang, die Hände tief in den Taschen vergraben, der Blick irgendwo zwischen mürrisch und melancholisch. Passt der Gesichtsausdruck? Wohin mit den Händen? Blick zur Kamera oder nicht? Kurze Rücksprache mit Behnam, dann noch zwei, drei Versuche und die Szene war im Kasten.
Es wurde auch Zeit, denn die Uhr tickte immer schneller. Am Dienstag 13 Uhr war Deadline, bis dahin musste alles stehen. Doch die beiden Jungs blieben ganz ruhig und zuversichtlich. Im Kopf war der Film anscheinend längst fertig, bevor sie überhaupt angefangen haben zu drehen. Ganz unerfahren sind die beiden Freunde nämlich nicht.
Lust auf mehr Henry hat schon vor zwei Jahren einen Beitrag bei den renommierten Bamberger Kurzfilmpreisen eingereicht und durchaus positive Resonanz bekommen. In den letzten Sommerferien hat er einen weiteren Kurzfilm gedreht, den er vielleicht auch noch bei einem Wettbewerb einreichen will. Der aktuelle Film unter Zeitdruck ist also schon das dritte Projekt für den Sechzehnjährigen. Auch Behnam hat bereits praktische Erfahrungen gesammelt und findet großen Spaß hinter der Kamera. Später möchten die beiden Filmenthusiasten gerne einen Beruf in dieser Richtung einschlagen. An einer Filmhochschule zu studieren ist ihr großer Traum. Henry hat in seinen Ferien bereits einen Schnupperkurs an der Medienakademie in München besucht. Das hat Lust auf mehr gemacht. Wenn es richtig gut läuft, wird man schon bald wieder von den beiden Jungs hören.
Die Macher der besten neun Filme werden von der namhaft besetzten Jury benachrichtigt und nach Berlin eingeladen. Behnam und Henry haben sich natürlich im Vorfeld Beiträge aus den Vorjahren angesehen und festgestellt, dass die Filme zum Teil von wirklich guter Handlung, aber doch eher amateurhaft produziert worden sind. "So wie es auch bei uns ist", sagt Behnam. Vielleicht haben die beiden ja eine Chance. Ansonsten wird es eine Zeit lang dauern, bis sie ihren Film einer breiteren Masse zugänglich machen können. Die kommerziellen Verwertungsrechte müssen die Teilnehmer komplett an den Veranstalter abtreten. Auch den Verkauf an Dritte behält sich die Agentur vor. Erst nach einem Jahr werden die nicht prämierten Beiträge wieder freigegeben.
In den Vorjahren hagelte es daher häufiger Kritik am "99Fire-Film-Award" - auch von Wettbewerbsteilnehmern. "Das ist schon ein kritischer Punkt und ein bisschen schade", sagt Henry. Aber dabei sein ist manchmal eben alles.