Zum Auftakt des Coburger Convents: Von Ritualen, Jogi und den Frauen

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Der Festkommers zum 125. Stiftungsfest der Franco-Borussia zu Coburg wurde vom Erstchargierten Sebastian Rabe (links) geleitet.Foto: privat
Der Festkommers zum 125. Stiftungsfest der Franco-Borussia zu Coburg wurde vom Erstchargierten Sebastian Rabe (links) geleitet.Foto: privat
Das Haus der Franco-Borussia zu Coburg in der Adamistraße (oberhalb der Stadtautobahn)Oliver Schmidt
Das Haus der Franco-Borussia zu Coburg in der Adamistraße (oberhalb der Stadtautobahn)Oliver Schmidt
 
Der AHV-Vorsitzende der Franco-Borussia zu Coburg, Steffen UnzikerOliver Schmidt
Der AHV-Vorsitzende der Franco-Borussia zu Coburg, Steffen UnzikerOliver Schmidt
 
Das Wappen der Franco-Borussia zu CoburgOliver Schmidt
Das Wappen der Franco-Borussia zu CoburgOliver Schmidt
 

Ereignisreiche Wochen für die Franco-Borussia zu Coburg: Der AHV-Vorsitzende spricht übers 125. Stiftungsfest, das CC-Pfingsttreffen und den Umbau des Hauses. Er verteidigt es auch, dass die Männer manchmal unter sich bleiben.

Seit 125 Jahren gibt es die Franco-Borussia zu Coburg. Deutlich kürzer - nämlich erst drei Jahre - ist die Zeitspanne, in der die Landsmannschaft auch offizielles Mitglied im Coburger Convent (CC) ist. Sie ist damit auch die einzige Coburger Studentenverbindung, die Mitglied im CC ist. Zum Auftakt des jährlichen CC-Pfingstkongresses in Coburg spricht der Vorsitzende des Alt-Herren-Verbandes (AHV) der Franco-Borussia, Steffen Unziker, im Interview mit dem Coburger Tageblatt über Tradition und Rituale, Alkohol und Freundschaft sowie auch über die die Rolle der Frau in der männlichen Verbindungswelt.

Herr Unziker, die Landsmannschaft Franco-Borussia kommt in diesen Wochen ja aus dem Feiern gar nicht mehr heraus: Erst gab es das 125. Stiftungsfest mit Festkommers und Festakt - und jetzt steht auch schon der Pfingstkongress des Coburger Convents vor der Tür!

Steffen Unziker: Uns geht es aber nicht nur ums Feiern! Der Sinn von Verbindungen ist es primär, Freundschaften zu festigen. Und wenn wir gemütlich zusammensitzen, liegt der Fokus auch nicht auf den Getränken, sondern auf dem Zusammensitzen.

Wie genau wurde das Jubiläum der Franco-Borussia gefeiert?

Dem Anlass würdig! Der Festkommers im Rathaussaal am Freitagabend war ganz bewusst eine interne Veranstaltung - mit etwa 120 Mann. Außer unseren eigenen Bundesbrüdern waren auch Vertreter befreundeter Verbindungen sowie des Coburger Convents eingeladen. Am Samstag gab es im Spiegelsaal des Landestheaters einen Festakt, zu dem wir auch viele Gäste außerhalb von Verbindungen begrüßen konnten.

Sie haben eben gesagt "120 Mann" - das heißt: Frauen waren beim Festkommers nicht anwesend?

Nein. Allerdings war es uns bei dem Stiftungsfest sehr wohl wichtig, dass unsere Damen nicht zu kurz kommen - schließlich sind sie ein elementarer Teil unserer Bundesfamilie. Deshalb haben wir für sie am Freitagabend einen Besuch im Landestheater organisiert. Und nach der Vorstellung und nach dem Festkommers haben wir uns alle noch im "Goldenen Kreuz" getroffen und gemeinsam gefeiert.

Alle Verbindungen, die dem Coburger Convent angehören, sind reine Männerbunde - ist das tatsächlich noch zeitgemäß? Oder, drastischer formuliert: Ist der CC frauenfeindlich?

Ich habe es auch in meiner Rede beim Festkommers gesagt: Ja, wir nehmen nur Männer auf. Aber das ist auch unser gutes Recht. Denn unser Selbstverständnis ist es ganz einfach, ein Männerbund zu sein. Das heißt aber doch noch lange nicht, dass wir Frauen ausgrenzen oder diskriminieren oder dass wir gar sexistisch sind. Bei Jogi Löws Fußball-Nationalmannschaft käme doch auch keine Frau auf die Idee, plötzlich mitspielen zu wollen.

Was hat für Sie den höheren Stellenwert: das eigene 125. Stiftungsfest oder das Pfingsttreffen des CC?

Das kann man nicht vergleichen. Das Pfingsttreffen ist ein schönes und wichtiges Ritual - aber ein so großes Stiftungsfest erlebt man nun einmal nicht so oft! 1994, als die Franco-Borussia ihr 100. Stiftungsfest gefeiert hat, war ich erst 14 Jahre alt und deshalb natürlich noch nicht dabei. Aber viele unserer Alten Herren haben mir jetzt noch davon vorgeschwärmt, was für ein Highlight dieses 100. Stiftungsfest gewesen sei. Deshalb war es uns so wichtig, zum 125. Stiftungsfest ebenfalls wieder etwas Besonderes auf die Beine zu stellen - und ich denke, dass ist uns auch gelungen.

Für die Franco-Borussia ist es nunmehr der dritte Pfingstkongress als vollwertiges CC-Mitglied. Fühlt es sich trotzdem noch ungewohnt an oder ist es auch für Sie schon fast Routine?

In Verbandskreisen gibt es den Spruch: Alles, was älter ist als zwei Jahre, gilt als Tradition! (schmunzelt) Und weil wir vor unserer offiziellen Aufnahme in den CC bereits einige Mal als Gäste bei den Pfingsttreffen mit dabei waren, ist es in der Tat nichts Außergewöhnliches mehr für uns. Aber, nichtsdestotrotz: Wir freuen uns sehr darauf!

Wie entwickeln sich derzeit ihre Mitgliederzahlen?

Der demografische Wandel macht zwar auch vor uns nicht halt, so ehrlich muss man sein. Dennoch haben wir außer rund 15 Aktiven nach wie vor etwa 100 Mitglieder im Alt-Herren-Verband. Denn wir konnten vor allem auch einige Doppelbänder hinzu gewinnen. Das sind vor allem in Coburg lebende Mitglieder einer CC-Verbindung, die sich zusätzlich auch noch uns angeschlossen haben - das ist natürlich erst dadurch möglich geworden, dass wir als vollwertiges Mitglied in den CC aufgenommen wurden und somit als wesensgleich mit den anderen CC-Bünden gelten.

Wer zuletzt auf der Stadtautobahn am Haus der Franco-Borussia vorbeigefahren ist, hat Umbauarbeiten sehen können.

Wir haben unsere Terrasse erweitert! Zunächst ging es nur darum, ein paar Schäden am Haus zu reparieren. Aber dann haben wir uns gleich für eine umfangreichere Lösung entschieden. Die künftig deutlich größere Terrasse, auf der Ende des Jahres auch noch ein Pavillon als eine Art Multifunktionsraum errichtet werden soll, bietet uns dann noch mehr Möglichkeiten, das Haus der Franco-Borussia mit Leben zu füllen. Und, nebenbei bemerkt: Von der Terrasse hat man auch einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt und die Veste!

Schaut die Franco-Borussia nicht nur gerne auf die Veste, sondern auch zuversichtlich in die Zukunft?

Ja, denn wir bieten etwas, das stärker denn je nachgefragt wird: Freundschaft, Verlässlichkeit, Gemeinschaft. Genau deshalb haben Verbindungen auch eine Berechtigung für die Zukunft.

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