Zoff bei Coburger SPD: "Wie blöd kann man denn eigentlich sein?"

2 Min
Symbolbild: Innerhalb der Coburger SPD brodelt es.
Symbolbild: Innerhalb der Coburger SPD brodelt es.
Carl-Christian Dressel. Foto: PR
Carl-Christian Dressel. Foto: PR
 

Die Ankündigung des Bundestagskandidaten Carl-Christian Dressel, den Vorsitz im Unterbezirk und auch sein Stadtratsmandat aufzugeben, schlagen in der Partei hohe Wellen. Allen voran Landrat Michael Busch ist entsetzt.

Für Carl-Christian Dressel ist alles ein großes Missverständnis. Den Vorsitz im SPD-Unterbezirk Coburg/Kronach werde er im Herbst nur aufgeben, wenn er zuvor bei der Bundestagswahl nicht den Sprung nach Berlin schafft. Denn seine neue Tätigkeit als Referatsleiter im Thüringer Justizministerium, die er dann ja weiterhin ausüben würde, lasse kaum noch Zeit für politische Ehrenämter. Auch eine erneute Kandidatur für den Coburger Stadtrat im März 2014 stellt der 42-Jährige deshalb infrage - wohlgemerkt für den Fall, dass es mit dem Einzug in den Bundestag nicht klappen sollte.

Carl-Christian Dressel findet das "schlichtweg ehrlich". Manche Parteifreunde hingegen interpretierten die Äußerungen so, als ob Dressel selbst gar nicht mehr daran glaube, das Direktmandat im Wahlkreis Coburg/Kronach zu holen. Michael Busch war sogar richtig sauer. Auf seiner Facebook-Seite wandte sich der Landrat - für alle Welt einsehbar - direkt an Dressel ("Entschuldige, lieber Carl-Christian...") und fragte ihn wörtlich: "Wie blöd kann man denn eigentlich sein?"

Busch (SPD) hält die Äußerungen Dressels zum jetzigen Zeitpunkt für "strategisch völlig falsch". Er frage sich, so Busch, wie er und die vielen anderen SPD-Mitglieder einen engagierten Wahlkampf machen sollen, wenn noch nicht einmal der Kandidat Zuversicht versprüht. Dabei hatte sich Michael Busch am Samstag zunächst noch ganz solidarisch mit Dressel gezeigt: Da war im Coburger Tageblatt berichtet worden, dass Dressel - zunächst ohne Vorstandsbeschluss - mit Geld aus der Parteikasse diverse Wahlkampf-Filmchen ("Dressel.tv") bezahlt hat. "Das war doch längst erledigt", sagt Busch und ärgert sich, dass die Sache ("eine olle Kamelle") doch noch - "offenbar durch eine gezielte Indiskretion" - an die Öffentlichkeit gelangt ist.


Erststimmen-Kampagne für Hans Michelbach?

Doch was die weiteren Planungen von Dressel für Stadtrat und Unterbezirk betrifft, kann der Landrat nur mit dem Kopf schütteln: "Das nehme ich ihm wirklich übel", schimpft Busch. Das habe er Dressel - nur kurz nach seinem Wutausbruch auf Facebook - auch in einem Telefongespräch gesagt. Konkret wirft er ihm vor, sich unklug geäußert zu haben: "Er hätte doch zum Beispiel sagen können, dass er sich jetzt erst einmal voll und ganz auf den Wahlkampf zur Bundestagswahl konzentriert und dass alles andere später geklärt wird." So hätte der Landrat sich gerne folgendes Szenario vorgestellt: "Carl-Christian gewinnt das Direktmandat - und alle seine Kritiker verstummen!" Aber jetzt?

Zur Erinnerung: Aufgrund seines schlechten Platzes auf der bayerischen SPD-Liste hat Dressel nur dann eine realistische Chance, in den Bundestag zu kommen, wenn er sich im Wahlkreis Coburg/Kronach gegen CSU-Kandidat Hans Michelbach durchsetzt.

Aus seiner am Dienstag eigentlich vorherrschenden Faschingslaune heraus - aber auch mit einer gehörigen Portion Sarkasmus sowie einem traurigen Augenzwinkern - unterbreitete Michael Busch schließlich noch folgenden Vorschlag: "Vielleicht sollten wir eine Erststimmen-Kampagne für Hans Michelbach machen - und dann dafür werben, dass die Leute zumindest mit der Zweitstimme die SPD wählen." Schließlich gehe es bei der Bundestagswahl im September ja nicht nur um Dressel oder Michelbach, sondern vor allem um einen Regierungswechsel in Deutschland.

Das sieht Carl-Christian Dressel ganz genauso, betont aber auch, dass er sehr wohl um das Direktmandat kämpfe. Andererseits müsse man ihn aber doch verstehen, dass er die neue berufliche Herausforderung in Thüringen erst einmal angenommen habe. Und die Chance dazu hätte sich für ihn eben nur jetzt geboten. In der heißen Phase vor der Bundestagswahl werde er Urlaub nehmen, um ausreichend Zeit für den Wahlkampf zu haben.