Ina Packert lehrt in Ebersdorf Wushu. Am Wochenende wird dort die süddeutsche Meisterschaft in dieser chinesischen Kampfkunst ausgetragen.
Die Bewegungen sind langsam und konzentriert. Alle im Raum führen schweigsam den exakt gleichen Ablauf der Schritte zum selben Augenblick durch, als würden sie vom selben Kopf gesteuert. Manche haben die Augen geschlossen, führen das Schwert in ihrer Hand wie abwesend und doch sicher. Die Klänge traditioneller chinesischer Musik geben der Szene einen Hauch von Fernost. Die "Schule für Harmonie" liegt aber in Ebersdorf. Ina Packert trainiert hier mit ihren Schülern für die Süddeutsche Meisterschaft im Wushu, die der TV Ebersdorf am Samstag in der Frankenlandhalle ausrichtet.
"Es wird die größte Süddeutsche Meisterschaft, die es bisher gegeben hat", sagt Ina Packert, während ihre Schüler Pause machen. Es ist eine Ehre für den Ebersdorfer Verein, dass er von der Deutschen Wushu Federation als Ausrichter ausgesucht wurde. Das hängt wohl auch mit der Person von Ina Packert zusammen.
Denn in diesem Sport ist die zierliche Frau beileibe keine Unbekannte. Bei der Weltmeisterschaft 2007 in Honkong gewann sie beispielsweise zwei Gold- und eine Silbermedaille. Dabei war sie damals noch nicht wirklich ein alter Hase. Sie lernte erst 1999 durch einen VHS-Kurs das Taijiquan kennen. Diese harmonische Bewegungskunst begeisterte sie. Sie begann fleißig zu trainieren. 2002 wurde Ina Packert in die Wu Yuan-Schule für chinesische Kampfkünste in München aufgenommen. Seitdem besuchte sie dort jede Woche den Unterricht - seit 2007 auch für Wushu. Als direkte Schülerin des chinesischen Wushu Großmeisters Jianguo Sun und seiner Frau Caroline Roblitschka lernt sie noch immer beständig weiter. Die hochqualifizierte Ausbildung in Taiji, Qigong und Kungfu, die sie von diesen Meistern erfuhr, zahlte sich aus. Bereits 2009 legte sie die Prüfung zum dritten Dan in Taiji vor einem internationalen Richtergremium in Frankfurt ab.
Seit 2011 ist sie selbst als nationale Kampfrichterin tätig.
Ab 12 Uhr in der Frankenlandhalle Wer Wushu in Perfektion sehen möchte, wird am Samstag, ab 12 Uhr, in der Frankenhalle gewiss nicht enttäuscht. Immerhin treten dort die Besten aus Süddeutschland in dieser Kunst gegeneinander an, um sich für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren. Sie starten in Einzel-, Partner- und Gruppenwettbewerben. Dass Wushu, Taiji oder Qigong nicht nur etwas für hochtrainierte Spitzensportler ist, zeigt ein Blick auf die Schülergruppe von Ina Packert. Die hier das Schwert so elegant führen, kommen aus allen Altersgruppen. "Bei uns kann man von 0 bis 100 mitmachen", lacht Ina Packert und steckt dabei die Grenzen wohl doch ein wenig weit nach unten.
Die Zahl derer, die die wohltuende Wirkung der asiatischen Bewegungslehren für sich entdecken, steigt beständig.
Über 100 Schüler zählen schon zur Schule für Harmonie, die inzwischen eine Zweigstelle in Ludwigsstadt eröffnet hat, in der Ina Packert ebenfalls unterrichtet. Dazu kommt noch Pressig, wo das Training von ihrem Co-Trainer Horst Scherbel geleitet wird.
Das breite Interesse erklärt sich auch aus der Breite der Möglichkeiten, die der Sport bietet. Da gibt es etwa das Qigong, das praktisch in jedem Alter geübt werden kann. In der traditionellen chinesischen Medizin wird es in der gesundheitlichen Prävention eingesetzt oder zur Unterstützung von Therapien. Die daoistische Philosophie nennt es "Lebensverlängerungsübungen". Unbestritten ist inzwischen, dass diese Übungen die Konzentrationsfähigkeit verbessern, Ausgeglichenheit fördern und die Belastbarkeit erhöhen.
Vielfach wird Qigong zur Stressbewältigung empfohlen.
Taijiquan, eine etwa 400 Jahre alte chinesische Faustkampftechnik, wurde in Europa unter dem Namen "Schattenboxen" bekannt. Für Ina Packert ist es "eines der edelsten und anmutigsten chinesischen Bewegungssysteme". Auch Taijiquan gilt für die Gesundheit als sehr förderlich.
Wushu ist bei uns wohl eher unter dem Namen Kungfu bekannt. Ein Begriff, der in China weniger gebäuchlich ist, wie Ina Packert erklärt: "Dort wird Wushu als Oberbegriff für alle chinesischen Kampfkünste verwendet. Hier werden zum einen Techniken trainiert, die ausschließlich dem Kampf und der Selbstverteidigung dienen. Man kann sich aber auch dafür entscheiden diese Techniken mit oder ohne Waffen in Bewegungsabfolgen zu üben und darzustellen.
Nicht zuletzt bietet das Wushu Methoden, die der Abhärtung des Körpers dienen.
Mit ihren Schülern trainiert Ina Packert nach einer kurzen Pause weiter. Wer für die Übung, die gerade geprobt wird, allerdings einen wunderbar blumig-bildhaften Namen erwartet wird womöglich ein wenig enttäuscht: "Es ist der 32er Schwertkampf aus dem Yang-Stil", erklärt Ina Packert.