Trübsal blasen gilt nicht, sagen viele Händler und Gastronomen in Coburg. Auf kreativen Wegen leisten sie Dienst am Kunden und motivieren sich selbst, durchzuhalten: ein Beispiel aus der Coburger Steingasse.
Sie könnten auch jammern. Aber das bringt nichts, sagen Karin Zillmer und Andrea Lindner übereinstimmend. Sie wollen das Beste aus der Krise machen, kreativ an die Sache herangehen. So, wie sonst auch.
Dabei hätte Karin Zillmer durchaus Grund, pessimistisch zu sein. Normalerweise arbeitet sie als Stylistin für Werbeagenturen, arrangiert Interieurs für Fotos großer Versand- und Kaufhäuser. Doch da geht momentan nicht viel. Kurz vor Ostern wollte sie einen Popup-Shop eröffnen - das verhinderte die Corona-Krise. Doch untätig bleiben will sie auch nicht.
Der Zufall brachte sie mit Andrea Lindner zusammen, Chefin des "1627" in der Steingasse. Das kleine Lokal mit Bar ist seit Wochen geschlossen. Immerhin: Übers Fenster verkaufen sich seit Ostern Speisen und Getränke zum Selbermixen, wie ein Fläschchen Tonic, ein kleineres mit hausgemachtem Sirup und Gin, ein Döschen mit Kräutern und Zitrone zum Abrunden. Dazu der Bierfilz des Hauses. "Die Leute wollen es sich zuhause schön machen", sagt Andrea Lindner. "Wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, dass es sich so anfühlt wie bei uns."
Nun wird das Sortiment des "Kiosks" erweitert: Andrea Lindner packt Schönes für den Tisch in die Auslage, passend zur Jahreszeit. Der kleine Gastraum ist in einen Laden umgewandelt worden, der nur mit Mund-Nasen-Schutz betreten werden darf, den man dort auch erwerben kann. "Genäht von Mama", sagt Andrea Lindner und ihre Augen lachen über dem Mundschutz. Noch gehen ihr die Ideen nicht aus. Es gibt nun auch Fassbier und Grillpakete zum Mitnehmen. Küchenchef René Friedel brät Fleisch und Fisch kurz an, vakuumiert es mit Kräutern, daheim muss alles nur fertiggegrillt werden.
Weil dieses Angebot auf den Homepages und auf Facebook schön präsentiert werden soll, organisierten Andrea Lindner und Karin Zillmer ein Fotoshooting. So kamen Uwe Dzcyck und Marc Refior ins Spiel, Fotograf der eine, Grafiker der andere. Refior kümmerte sich um den Videoschnitt und entwarf Etiketten für das Fassbier to go. Mit im Bund ist auch Heiko Riedmann, der seinen Outdoor-Laden (Greenland) zwar seit Anfang voriger Woche wieder öffnen darf, aber spürbar darunter leidet, dass derzeit keine Touristen kommen, wie er erzählt. Er hat einige Messer aus seinem Sortiment beigesteuert.
"Wir wollen zeigen: Wir sind da!", sagt Andrea Lindner und schwärmt mit Karin Zillmer vom "Zusammenhalt von ganz unterschiedlichen Menschen, die gar nichts miteinander zu tun haben". Auch die bisherigen Rückmeldungen zum Kiosk beflügeln. "Wir bekommen ein unheimliches Feedback", erzählt Andrea Lindner. "Die Leute schicken uns Fotos, wie sie das Essen daheim arrangiert haben. Das lässt uns auch hoffen und nicht verzagen."
Die entgangenen Umsätze werden Kiosk und Außer-Haus-Verkauf nicht auffangen können, sagen Lindner und Zillmer. "Aber wir tun was und stehen nicht still!"
Die gebeutelten Inhaber von Lokalen und Gaststätten sind in der Tat nicht zu beneiden in diesen Zeiten. Eine verantwortungslose, völlig unverhältnismäßige Politik hat sie sehenden Auges an die Wand gefahren und setzt nun auch noch - unter dem Beifall einer tumben und offenbar hirnlosen Masse - die Verdummung fort, wenn Gaststättenöffnungen unter geradezu abenteuerlichen Auflagen als "Milderungen" angepriesen werden. Ich will hier gerne einmal meine ganz persönliche Gegenrechnung aufmachen: mit einer Gesichtsmaske gehe ich AUSSCHLIESSLICH in solche Geschäfte, die wirklich LEBENSNOTWENDIG sind und das sind nur Lebensmittelgeschäfte und allenfalls Apotheken. Eine Gaststätte, die mir in irgendeiner Form das Tragen dieses Textilstücks abverlangt, werde ich meiden ebenso wie alle andere Geschäfte und zwar deshalb, weil ich einen solchen massiven Angriff auf meine Freiheitsrechte unter keinen Umständen dulde. Das bedeutet nun ganz konkret, daß alle diese Unternehmen auf Geschäfte mit mir werden verzichten müssen und weil ich davon ausgehe, daß nicht alle Menschen in diesem Lande ihren Verstand verloren haben, werde ich mit dieser Vorgehensweise mit Sicherheit nicht die Einzige sein. Es tut mir wirklich leid für die gebeutelten Betriebe, aber ich lasse mich nicht mit einem Ring durch die Nase durch die Arena führen und zahle dafür auch noch. Wenn es infolge ausbleibender Kundenkontakte zu Firmenzusammenbrüchen kommt - und es wird dazu kommen - dann mögen die Inhaber dieser Geschäfte ihre Wut auf die einzig allein Verantwortlichen hier im Freistaat Bayern richten: eine verfassungswidrig handelnde Staatsregierung, die den Ausbruch einer Seuche zum Anlaß genommen hat, die verfassungsrechtlichen Garantien zu schleifen und uns zu entmündigen. Herr Söder soll die Rechnung nicht ohne den Wirt machen und er mag sich vergegenwärtigen, daß auch in der Politik im Regelfall dem "Hosianna" das "Kreuzige ihn" folgt.