"Wiener Blut" in Coburg: eindringlicher Reigen amouröser Verwicklungen

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"Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte Premiere am Landestheater Coburg (von links): Francesca Paratore als Gräfin Gabriele, Michael Lion an Fürst Ypsheim-Gindelbach, Dimitra Kotidou als Pepi Pleininger, Peter Aisher als Graf Zedlau, Sophie-Magdalena Reuter als Franziska Cagliari und Andreas Sauerzapf als Kammerdiener Josef sowie Niklaus Scheibli als Karussellbesitzer Kagler (oben).Foto: Annemone Taake
"Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte Premiere am Landestheater Coburg (von links): Francesca Paratore als Gräfin Gabriele, Michael Lion an Fürst Ypsheim-Gindelbach, Dimitra Kotidou als Pepi Pleininger, Peter Aisher als Graf Zedlau, Sophie-Magdalena Reuter als Franziska Cagliari und Andreas Sauerzapf als Kammerdiener Josef sowie Niklaus Scheibli als Karussellbesitzer Kagler (oben).Foto: Annemone Taake
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
 
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
 
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
 
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
 
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
 
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
 
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
Die Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß feierte erfolgreiche Premiere am Landestheater CoburgFoto: Annemone Taake
 

Wie die letzte Strauß-Operette"Wiener Blut" mitten in der Corona-Krise als Neuinszenierung auf die Bühne des Landestheaters Coburg kommt.

Kann Musik Sorgen vertreiben, Ängste besiegen? Können magische Melodien im Walzertakt die beklemmende Wirklichkeit in Schach halten - wenn auch nur für einen kurzen Abend?

Nichts ist normal in diesen vermaledeiten Corona-Zeiten, auch nicht an diesem Premieren-Abend im Landestheater Coburg, der mit rund einem Jahr Verspätung der Strauß-Operette "Wiener Blut" gewidmet war. Denn eine Frage schwebte durch den Raum - leise, aber dennoch nicht zu überhören: Ist dieser Theaterabend vielleicht auf längere Zeit wieder der letzte Abend, an dem das Landestheater seinem Publikum eine veritable Live-Premiere präsentieren darf?

Bemerkenswerte Ausdruckskraft

Wie aber klingen die Melodien des Walzerkönigs in den Ohren des Publikums in diesen seltsamen Zeiten, in denen Inzidenzwerte, Hygieneregeln und Einlasskontrollen viel wichtiger sind als irgendwelche amourösen Verwicklungen in einer typischen Operetten-Handlung mit unvermeidlichem Happy End? Ist das vermeintlich nur unterhaltsame Genre gerade jetzt überhaupt noch erträglich oder lediglich Ausdruck einer besonderen Art von Weltflucht?

Seltsamerweise aber geriet dieser Premieren-Abend im Zeichen der drastisch verschärften Corona-Krise auch in Coburg eben nicht zur wohlfeilen Weltflucht. Vielmehr gewannen die Strauß-Melodien vor diesem Hintergrund bei aller Eleganz eine bemerkenswerte Ausdruckskraft. Diese blanke Ausdruckskraft der Musik verwandelte die durchaus klischeehaften Verwicklungen des Librettos von Victor Léon und Leo Stein in eine Geschichte, die die Zuschauer berühren kann.

Don Juan aus der Provinz

Das gelang auf einfühlsame Weise, weil Gastregisseurin Jasmin Zamani die auf seltsamen Wegen entstandene letzte Operette des Walzerkönigs mit ihren Figuren ernst nimmt und sich nicht darauf beschränkte, Musizieranlässe szenisch irgendwie zu motivieren. Die Geschichte um den vermeintlich allzu biederen Gesandten eines Provinz-Fürstentums, der in Wien plötzlich zum Don Juan mutiert - diese Geschichte steckt natürlich voller Klischees und kann nicht annähernd mit einem Meisterwerk wie der "Fledermaus" mithalten.

Dennoch bieten sich mancherlei Ansatzpunkte, in den amourösen Verwicklungen rund um den Grafen Zedlau (Peter Aisher), seine Ehefrau Gabriele (Francesca Paratore), die Demoiselle Cagliari (Sophie-Magdalena Reuter), den Kammerdiener Josef (Andreas Sauerzapf) und die Probiermamsell Pepi (Dimitri Kotidou) durchaus aktuell anmutende Aspekte über das Verhältnis der Geschlechter zueinander zu entdecken.

Fassung für Kammerorchester

Das gelang auch deshalb, weil das Ensemble unter den prekären Rahmenbedingungen mitreißende Spielfreude demonstrierte und stimmlich viele Glanzlichter setzte.

Dazu hat Aylin Kaip mit ihrer Ausstattung den perfekt passenden Rahmen entworfen - mit bunt schillernden Kostümen und einem Karussell als symbolträchtigem Motiv für das Karussell des Lebens. So wird dieses "Wiener Blut" in Coburg zu einem Liebes-Reigen im Dreivierteltakt.

Eine kluge Entscheidung unter den Beschränkungen der aktuellen Corona-Regeln war es, diese Strauß-Operette in einer Kammerorchester-Besetzung mit rund zwei Dutzend Musizierenden auf den Spielplan zu setzen. Roland Fister schaffte es scheinbar ganz selbstverständlich, die Vorteile dieser schlanken Besetzung zur Geltung zu bringen.

Das Philharmonische (Kammer-)Orchester musizierte schlank, geschmeidig und prägnant in den Konturen, zugleich aber mit beachtlicher, gut ausbalancierter Fülle. Dass diese postum uraufgeführte Strauß-Operette im Grunde eine Recycling-Operette ist, bei der ausschließlich bereits vorhandene instrumentale Musiknummern nachträglich mit einem Text versehen wurde, spielte in Fisters differenzierter Gestaltung kaum eine Rolle.

Am Ende verdienten sich alle Interpreten auf der Bühne und im Orchestergraben ausdauernd heftigen Beifall.

Rund um "Wiener Blut" am Landestheater Coburg

Produktionsteam

Musikalische Leitung: Roland Fister

Inszenierung: Jasmin Zamani

Bühne und Kostüme: Aylin Kaip

Lichtregie: Markus Stretz

Dramaturgie: Dorothee Harpain

Besetzung

Fürst von Ypsheim-Gindelbach: Michael Lion

Graf Zedlau: Peter Aisher

Gabriele: Francesca Paratore

Kagler/Karussellbesitzer: Niklaus Scheibli

Pepi Pleininger/Probiermarschall: Dimitra Kotidou

Josef, Kammerdiener: Dirk Mestmacher/Andres Sauerzapf

Demoiselle Franziska Cagliari: Sophie-Magdalena Reuter

Kontakt

Termine Die aktuellen Termine für weitere Vorstellungen von "Wiener Blut" in Coburg finden sich auf der Homepage des Landestheaters (www.landestheater-coburg.de). Geplant sind die nächsten Aufführungen am 3. und 7. Dezember, 19.30 Uhr. - Aktuell sind Karten nur über die Theaterkasse vor Ort oder telefonisch reservierbar (Ticket-Hotline: 09561/898989).

Hygieneregeln: Für den Besuch der Vorstellungen ist nach den aktuellen Corona-Regeln ein 2G-plus-Nachweis am Einlass erforderlich (Nachweis über den Status "Geimpft" oder "Genesen" sowie zusätzlich ein offizieller Nachweis über einen negativen Antigen-Schnelltest, nicht älter als 24 Stunden, oder über einen negativen PCR-Test, nicht älter als 48 Stunden). Zudem gilt eine FFP2-Maskenpflicht für den gesamten Aufenthalt im Theater.