Die Chefin der Abteilung Verfassungsschutz und Cybersicherheit in Bayerns Innenministerium kommt aus Dörfles-Esbach: Petra Platzgummer-Martin.
Seit nunmehr fast einem Jahr leitet die Dörfles-Esbacherin Petra Platzgummer-Martin die Abteilung Verfassungsschutz und Cybersicherheit im Bayerischen Innenministerium. "Petra Platzgummer-Martin ist aufgrund ihrer vielfältigen Erfahrungen und Führungsqualitäten bestens geeignet für die Leitung der Verfassungsschutzabteilung, ein Amt mit aktuell besonders großer Herausforderung", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei ihrer Amtsübernahme.
Tageblatt:Seit nunmehr fast einem Jahr sind Sie die Leiterin der Abteilung Verfassungsschutz im Innenministerium. Leben Sie seither gefährlicher?Petra Platzgummer-Martin: (lacht) Nein, nicht dass ich wüsste.
Über Details Ihrer Arbeit dürfen Sie nicht sprechen, aber vielleicht können Sie uns etwas über Ihre Motivation erzählen. Was hat Sie an der Aufgabe beim Verfassungsschutz gereizt? Können Sie über die großen Herausforderungen berichten, von denen Innenminister Herrmann bei Ihrer Amtsübernahme gesprochen hat?Zunächst einmal hat mich der Gedanke gereizt, beruflich eine neue Herausforderung anzunehmen. Eine neue Stadt, eine neue Behörde, eine neue Aufgabe. Wobei die Stadt und die Behörde so ganz neu für mich ja nicht waren, da ich bereits zu Beginn meiner Berufstätigkeit einige Jahre in München im Innenministerium gearbeitet habe. Aber natürlich hatte sich in der Zwischenzeit viel verändert und es war interessant zu sehen, wo ich an Bekanntes anknüpfen konnte und wo etwas grundlegend neu war. Und eine neue Aufgabe ist immer spannend. Dass es dann der Verfassungsschutz und die Cybersicherheit waren, hat den Anreiz nicht verringert. Was die großen Herausforderungen angeht, von denen Innenminister Herrmann gesprochen hat, so genügt es, die tägliche Medienberichterstattung zu verfolgen, um zu wissen um was es geht. Islamistische Anschläge, gewalttätige Ausschreitungen der linksextremistischen Szene beim G20-Gipfel, rechtsextremistisch motivierte Übergriffe auf Asylbewerberunterkünfte, gewalttätige Reichsbürger, Cyberangriffe, Desinformation und Manipulation im Internet - die Liste ließe sich weiter verlängern und verdeutlicht, dass wir unsere freiheitliche Gesellschaft vor den vielfältigsten Angriffen schützen müssen. Wir brauchen daher gut funktionierende Sicherheitsbehörden und dazu gehört als Frühwarnsystem unverzichtbar ein leistungsfähiger Verfassungsschutz.
Als Vizepräsidentin der Regierung von Oberfranken sind Sie täglich nach Bayreuth zur Arbeit gefahren. Jetzt arbeiten Sie unter der Woche in München, das Wochenende verbringen Sie in der Vestestadt. Vermissen Sie Coburg, bestimmte Gewohnheiten, Plätze...?Nein, könnte ich so nicht sagen. Während meiner Zeit in Bayreuth hat sich mein Privatleben ja auch im Wesentlichen auf das Wochenende beschränkt, da ich unter der Woche regelmäßig erst relativ spät heim kam. Also insoweit hat sich für mich nur wenig geändert - Einkaufen, Treffen im Café mit Freundinnen, Besuch in meiner Lieblingsbuchhandlung - funktioniert alles noch.
Im September/Oktober besitzt München für viele Coburger eine besondere Anziehungskraft. Das Oktoberfest zieht Millionen von Menschen in seinen Bann. Wie stehen Sie - schon allein aus Sicherheitsgründen - zu solchen Großveranstaltungen?Ich muss mich hier outen: Ich bin kein Fan von Großveranstaltungen. Das ist aber eine ganz persönliche Haltung und hat nichts mit Sicherheitsüberlegungen zu tun. Was nun die Sicherheit angeht, so wäre es falsch, die aktuelle Bedrohungslage insbesondere durch den islamistischen Terrorismus zu negieren. Aus diesem Grund gibt es für das Oktoberfest ein Sicherheitskonzept, das sich bereits 2016 bewährt hat und das weiter optimiert wird.
Das Ziel ist, ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten. Natürlich gibt es keine hundertprozentige Sicherheit - das gilt aber nicht nur für Großveranstaltungen, wie wir ja jetzt erst wieder in Hamburg erfahren mussten.
Bleibt Ihnen neben dem Beruf und der Familie Zeit für Freunde, für Hobbys? Wie gesagt, hier hat sich gegenüber der Bayreuther Zeit wenig verändert, wenn überhaupt, dann eher zum Positiven: Meine Wochenenden sind in der Regel frei von dienstlichen Verpflichtungen. Das war in meiner Zeit als Regierungsvizepräsidentin oft nicht so. Natürlich war und ist mein Beruf sehr zeitintensiv, Zeit für gute Freunde muss sich aber finden.
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Juristin im Amt
Petra Platzgummer-Martin, geboren im Juni 1955 in Würzburg, begann ihre Laufbahn im Dezember 1983 als Juristin bei der Regierung von Unterfranken.
Karriere Vom Februar 1984 bis Mai 1990 sammelte sie als Referentin im Innenministerium berufliche Erfahrungen in verschiedenen Fachabteilungen. Nach ihrem Außendienst am Landratsamt Coburg arbeitete sie ab Juli 1992 bei der Regierung von Oberfranken und übernahm dort im Oktober 2001 die Leitung der Abteilung Soziale Aufgaben, Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz, anschließend im Juni 2006 die Leitung der Abteilung Wirtschaft, Landesentwicklung und Verkehr. Zum 1. Januar 2007 wurde sie zur Vizepräsidentin der Regierung von Oberfranken ernannt. Dieses Amt übte sie neun Jahre aus. Petra Platzgummer-Martin lebt in Dörfles-Esbach.