Lautertal
Diskussion
Werrabahn: "Gutachten nur Schall und Rauch"
In der Gemeinde Lautertal sieht man keine Zukunft für den von der IHK gewünschten und von der Bahn in Aussicht gestellten Lückenschluss zwischen Coburg und Südthüringen - der möglicherweise direkt durch Lautertal erfolgen würde.

Der Bahndamm der früheren Werrabahn prägt die Landschaft um Dörfles-Esbach und Lautertal bis heute. Dass darauf wieder Züge fahren, ist aus Lautertaler Sicht nicht möglich. Foto: Jochen Nützel
Der entscheidende Satz steht für Bürgermeister Hermann Bühling (CSU) in einem Schreiben des Bundesverkehrsministeriums. Dieses ging Mitte Februar im Lautertaler Rathaus ein, drin steht: Die Planungshoheit für die alte Werrabahn-Trasse liegt auch nach Überzeugung des Ministeriums "bei den kommunalen Planungsträgern". Also letztlich bei der Gemeinde. "Und damit", sagt der Bürgermeister, während er entschlossen mit dem Finger auf die Stelle im Brief pocht, "ist das vergangene Woche in der IHK vorgestellte Gutachten zur Reaktivierung der Werrabahn Schall auch Rauch".
Hermann Bühling, Klaus Engelhardt (Kämmerer) und Hans Frieß (Geschäftsleiter) kommen sich seit ein paar Jahren so vor, als würde ihnen niemand zuhören wollen. Schon vor zwei Jahren, bei einem ersten Werrabahn-Gutachten, verwiesen sie darauf, dass die alte Bahntrasse durch das Lautertal nicht mehr registriert ist.
Dennoch ist die Aufregung im Lautertal momentan riesengroß. Immer wieder klingelt das Telefon beim Bürgermeister. Oft sind Bauinteressenten daran, die sich für ein Grundstück im neuen Baugebiet "Am Lauterberg" interessieren. Seit der IHK-Gutachter Udo Sparmann aber vergangene Woche just nur ein paar Meter von diesem Baugebiet eine Alternativtrasse für die Bahnstrecke durch das Lautertal als leicht machbar bezeichnete, haben diese Menschen Angst. Zudem soll es die Aussage von Bahn-Lobbisten geben, dass das Baugebiet "Am Lauterberg" auf jeden Fall von den Ministerien und Verantwortungsträgern verhindert werden müsse.
Am Gutachter Udo Sparmann (Karlsruhe) lässt Udo Bühling kein gutes Haar. Nicht nur, weil dieser bei der Erstellung seines 133-Seiten-Werkes kein einziges Mal im Lautertaler Rathaus vorbeischaute und sich nach der wirklichen Situation erkundigte. Locker möglich sei die Trasse durch den Ort, habe Sparmann versichert. Und dabei wissentlich verschwiegen, dass manche Häuser nicht einmal fünf Meter entfernt von den Gleisen stehen würden. "Das ist menschenverachtend", sagt der Bürgermeister. Er wird deshalb am morgigen Freitag einen Brief an den Gutachter und weitere Beteiligte des Werrabahn-Gutachtens auf den Weg bringen. "Ein paar unumstößliche Fakten", hat Bühling darin zusammengefasst. Unter anderem die Stellungnahmen des Bundesverkehrsministeriums und Eisenbahnbundesamtes, in denen keinerlei Pläne mit der alten Bahntrasse signalisiert werden. "Die Machbarkeitsstudie geht deshalb von falschen Tatsachen aus", sagt Hans Frieß. Denn Udo Sparmann schreibe schließlich immer wieder, dass die Werrabahn-Trasse noch für eine Nutzung durch die Bahn gewidmet sei.
Die einzige Alternative, eine Verbindung zwischen Coburg und Eisfeld herzustellen, wäre also ein neues Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren. Hans Frieß blickt diesem gelassen entgegen: "Mit den heute gültigen Vorschriften würde ein Bauinteressent, wer auch immer das sein sollte, im Lautertal nie mehr durchkommen." Nichtsdestotrotz sei die Gemeinde festen Willens, bei einem eventuellen Verfahren bis in die letzte Instanz gegen eine Bahnstrecke auf ihrem Grund zu klagen. Selbst eine gerichtliche Entscheidung, ob die Werrabahn nun (wie unter anderem vom Fahrgastverband "Pro Bahn" argumentiert wird) noch gewidmet ist oder nicht, zieht Klaus Engelhardt nicht in Betracht. Er nimmt stattdessen noch einmal das Schreiben des Bundesverkehrsministeriums, hält es hoch und sagt: "Die Rechtslage ist hiermit klar."
Viel Wenn und Aber
Trasse: Wohin die Diskussion um den Lückenschluss, für den auch eine Trasse zwischen Bad Rodach und Hildburghausen im Gespräch ist, weiter führt, wird sich relativ schnell zeigen. Bis spätestens im Frühjahr müssten die Stadt und der Landkreis Coburg dem Freistaat Bayern signalisieren, dass der Werrabahn-Lückenschluss ab 2015 in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird. Aber selbst dies, das bestätigte das Bundesverkehrsministerium dem Tageblatt, würde noch nicht automatisch bedeuten, dass die Trasse gebaut wird.
Hermann Bühling, Klaus Engelhardt (Kämmerer) und Hans Frieß (Geschäftsleiter) kommen sich seit ein paar Jahren so vor, als würde ihnen niemand zuhören wollen. Schon vor zwei Jahren, bei einem ersten Werrabahn-Gutachten, verwiesen sie darauf, dass die alte Bahntrasse durch das Lautertal nicht mehr registriert ist.
"Faktisch und rechtlich", sagt Frieß. Schließlich hat die Bahn sämtliche Grundstücke verkauft - unter anderem auch an die Gemeinde. Und das sehen auch das Verkehrsministerium und das Eisenbahnbundesamt so.
Dennoch ist die Aufregung im Lautertal momentan riesengroß. Immer wieder klingelt das Telefon beim Bürgermeister. Oft sind Bauinteressenten daran, die sich für ein Grundstück im neuen Baugebiet "Am Lauterberg" interessieren. Seit der IHK-Gutachter Udo Sparmann aber vergangene Woche just nur ein paar Meter von diesem Baugebiet eine Alternativtrasse für die Bahnstrecke durch das Lautertal als leicht machbar bezeichnete, haben diese Menschen Angst. Zudem soll es die Aussage von Bahn-Lobbisten geben, dass das Baugebiet "Am Lauterberg" auf jeden Fall von den Ministerien und Verantwortungsträgern verhindert werden müsse.
Am Gutachter Udo Sparmann (Karlsruhe) lässt Udo Bühling kein gutes Haar. Nicht nur, weil dieser bei der Erstellung seines 133-Seiten-Werkes kein einziges Mal im Lautertaler Rathaus vorbeischaute und sich nach der wirklichen Situation erkundigte. Locker möglich sei die Trasse durch den Ort, habe Sparmann versichert. Und dabei wissentlich verschwiegen, dass manche Häuser nicht einmal fünf Meter entfernt von den Gleisen stehen würden. "Das ist menschenverachtend", sagt der Bürgermeister. Er wird deshalb am morgigen Freitag einen Brief an den Gutachter und weitere Beteiligte des Werrabahn-Gutachtens auf den Weg bringen. "Ein paar unumstößliche Fakten", hat Bühling darin zusammengefasst. Unter anderem die Stellungnahmen des Bundesverkehrsministeriums und Eisenbahnbundesamtes, in denen keinerlei Pläne mit der alten Bahntrasse signalisiert werden. "Die Machbarkeitsstudie geht deshalb von falschen Tatsachen aus", sagt Hans Frieß. Denn Udo Sparmann schreibe schließlich immer wieder, dass die Werrabahn-Trasse noch für eine Nutzung durch die Bahn gewidmet sei.
Die einzige Alternative, eine Verbindung zwischen Coburg und Eisfeld herzustellen, wäre also ein neues Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren. Hans Frieß blickt diesem gelassen entgegen: "Mit den heute gültigen Vorschriften würde ein Bauinteressent, wer auch immer das sein sollte, im Lautertal nie mehr durchkommen." Nichtsdestotrotz sei die Gemeinde festen Willens, bei einem eventuellen Verfahren bis in die letzte Instanz gegen eine Bahnstrecke auf ihrem Grund zu klagen. Selbst eine gerichtliche Entscheidung, ob die Werrabahn nun (wie unter anderem vom Fahrgastverband "Pro Bahn" argumentiert wird) noch gewidmet ist oder nicht, zieht Klaus Engelhardt nicht in Betracht. Er nimmt stattdessen noch einmal das Schreiben des Bundesverkehrsministeriums, hält es hoch und sagt: "Die Rechtslage ist hiermit klar."
Viel Wenn und Aber
Trasse: Wohin die Diskussion um den Lückenschluss, für den auch eine Trasse zwischen Bad Rodach und Hildburghausen im Gespräch ist, weiter führt, wird sich relativ schnell zeigen. Bis spätestens im Frühjahr müssten die Stadt und der Landkreis Coburg dem Freistaat Bayern signalisieren, dass der Werrabahn-Lückenschluss ab 2015 in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird. Aber selbst dies, das bestätigte das Bundesverkehrsministerium dem Tageblatt, würde noch nicht automatisch bedeuten, dass die Trasse gebaut wird.