Die neue Veranstaltungsreihe der Agentur Streckenbach hat sich etabliert. Im zweiten Jahr gab es ausverkaufte Veranstaltungen. Jetzt war Daphne de Luxe da.
Auf der Waldbühne in Heldritt hat sich eine neue Veranstaltungsreihe schon bewährt. Heuer in der zweiten Runde, zog der Heldritter Kabarettsommer bereits in vollem Maße. "Heißmann und Rassau" waren gänzlich, Daphne de Luxe war am Donnerstag fast ausverkauft. Der überdachte Zuschauerraum der idyllisch im Wiesengrund und am bewaldeten Berghang gelegenen Bühne fast 800 Plätze. Der Heimatverein hat jetzt zudem eine mobile Bühnenüberdachung geschaffen, für mehr Wettersicherheit.
Daneben hatte die junge Agentur Streckenbach noch Han's Klaffl und Bembers im Angebot, bemüht, allen Altersklassen etwas zu bieten, wie Oli Schneider, neben Andre Streckenbach Geschäftsführer der in Ebersdorf bei
Coburg niedergelassenen Agentur, dem Tageblatt erläuterte.
Seit acht Jahren aktiv, taucht Streckenbach immer häufiger als Veranstalter in der weiteren Region auf. Neben der Organisation von Kulturveranstaltungen mit Schwerpunkt Comedy und Kabarett ist Streckenbach auch im Künstlermanagement für den deutschsprachigen Raum aktiv und hat laut Schneider 14 Künstler exklusiv unter Vertrag, so Bembers und Das Eich. Man ziele nicht auf musikalische Großveranstaltungen, "uns geht es um die solide Kleinkunst", so Schneider.
Andre Streckenbach ist zudem weiter selbst als Künstler unterwegs, unter anderem im beliebten Duo "Streckenbach und Köhler". Außerdem ist die Agentur heuer erstmals verantwortlich für die Nacht der Kontraste, die am 8. September nicht nur die Coburger Museen öffnet, sondern auch eine Vielzahl von Konzerten bieten wird (dazu siehe auch Seite13).
Das Heldritter Kabarett-Programm für nächstes Jahr steht übrigens auch schon, der Vorverkauf beginnt am kommenden Mittwoch. Michl Müller und Martina Schwarzmann werden wieder kommen, dazu "Eure Mütter" und Markus Krebs.
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hr Körper klingt einfach gutDaphne de Luxe ist ausgesprochen einnehmend, was ihre zu Markte getragene Körperfülle anbelangt, aber zunehmend auch im Hinblick auf ihren künstlerischen Erfolg. Von den kleineren Bühnen aus wuchtet sie sich in den großen Rahmen. Sie wuchtet - wohlbemerkt dabei immer elegant gewandet und in höchst würdevoller Pose, aber mit durchaus brachialem Witz. Zur Meisterin der Alltags-Peinlichkeit wird sie durch ihre sprachliche Treffsicherheit.
Bei ihrem Auftritt am Donnerstag in Heldritt, im ersten Teil von unablässigem Gelächter befeuert, ging ihr allerdings im zweiten Teil ein bisschen die Puste aus, ihre Geschichten wurden länglich und sackten inhaltlich ab. Gehen wir mal davon aus, dass sie die Gesamtdramaturgie eines Abends noch genauso gut in den Griff kriegt wie viele ihrer bös auf den Punkt gebrachten Geschichten und ihre leider gar zu seltenen Lieder in schöner tiefer Stimme.
Fränkischer Sarkasmus
Jedenfalls bezauberte die Wuchtbrumme - ja, das schafft sie nämlich in diesem Kontrast - über lange Strecken mit herbem Charme und gnadenlosem Sarkasmus, der sie selbst nicht ausnimmt. Ob sie denn tatsächlich auf das Handy passe, ist eine ihrer gekonnt mit dem Publikum spielenden Fragen.
Den dicken Mädchen Mut machen (und auch die dünnen ein bisschen vom Schlankheitswahn entlasten), ist eines ihrer Hauptthemen. Aber darin geht es auch quer durch die Geschlechterbeziehungen und die gesellschaftlichen Zustände. Mit der Bahn fahren kann sie leider nicht mehr; für Glücksspiele hat sie keine Zeit und der Sinn für Demütigung fehlt ihr auch.
Das Kribbelnste für uns hier in der Region an der bei Hannover lebenden Künstlerin ist allerdings, wenn sie - nur ein kleines bisschen - die Oberfränkin durchscheinen lässt. Nicht per dialektischer Abrechnung, die gilt eher den Sachsen, sondern in der trockenen, sarkastischen Art. Angesichts eines schwächlich ausgestatteten Männleins Mitleid assoziierend zitiert sie ihre Kronacher Mutter: "Mach' es dod, es quält sich." Dass sie vorher mit sich rang "Oh Gott, wie sag ich's, ohne dass es böse rüber kommt?", war boshafte Selbstironie.
Die ja großzügigen Parkplätze zur Waldbühne hätten Sie am Donnerstag sehen sollen. Voll, und zwar mit Kennzeichnen von gaanz weit her, zumindest gaanz viel Thüringer. Die scheinen Daphne de Luxe schon lange zu lieben, aber schließlich ist sie, wie sie erzählt, ja auch über den wilden Osten hochgekommen. Klar, sich in die eigene Heimat zu wagen, gar in fränkische, des geht erst, wenn man gut ist. Denn dort wird man als erstes zerrupft. Nächstes Jahr kommt sie ins Coburger Kongresshaus.
Daphne de Luxe , geboren 1971 in Kronach als Daphne Haderlein, ist staatliche geprüfte Fremdsprachenkorrespondentin (Englisch, Französisch, Spanisch) und steht seit Dezember 1991 hauptberuflich auf der Bühne. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, so 2011 den Fränkischen Kabarettpreis.