Überall bringen geplante Hochspannungsleitungen die Bürger auf die Palme - und auf die Straße. So auch im Landkreis Coburg. Die Bürger im Froschgrund setzen ihre Mahnwachen gegen die geplante 380-kV-Leitung fort. Um ihre Ablehnung zu unterstreichen, haben die Anwohner jetzt das Modell eines Hochspannungsmastes zerschlagen.
"Wir wollen das nicht!", ruft Günther Heubner, und mit einem Hieb seines Vorschlaghammers ist es um den Mast der Höchstpannungsleitung geschehen. Es ist nur ein Modell, das bei der Mahnwache der Bürgerinitiative gegen die 380-kV-Leitung auf dem Waschplatz in Schönstädt unter der Bürgerwut zersplittert. Aber die Aktion unterstreicht den Willen der Betroffenen, sich gegen das Projekt zu wehren.
Bürger machen Unmut Luft Günther Heubner und Gerd Fleischmann fassten zu Beginn der Mahnwache in einem Dialog im Stil einer Kirchweihpredigt zusammen, was den Unmut der Weißenbrunner, Schönstädter, Fornbacher und aller Anwohner entlang der geplanten Trasse erregt.
Dass sie spät und dürftig informiert wurden von Planern und Politikern, nie eingebunden wurden, als im Raumordnungsverfahren nach dem geeignetsten Weg für die Leitung gesucht wurde.
Zwar hat das Planfeststellungsverfahren noch nicht begonnen, in dem sie ihre Bedenken vorbringen können. Doch sehen sie sich schon vor gefallenen Entscheidungen stehen. Unabänderlich beschlossen scheint der Bau der Leitung generell. Beteuern doch die Verantwortlichen der Stromunternehmen und der Politik, dass die Energiewende ohne diese Trasse nicht verwirklicht werden kann. Unabänderlich der Übergabepunkt bei Roth in Thüringen, und die Fortsetzung auf der West-Trasse, weil Bündelung mit anderen Projekten geboten ist und hier eben die ICE-Bahnlinie schon existiert. Und fast schon unabänderlich scheint der Bau der Leitung in eigentlich unzumutbarer Nähe von weniger als den vorgeschriebenen 400 Metern Abstand zum Dorf.
Denn es scheint leichter zu sein, die Leitung den Menschen in Weißenbrunn zuzumuten, als der Reiherkolonie, die ihre Horste gerade dort gebaut hat, wo die Leitung über den Froschgrundsee gebaut werden könnte. So suchen sie nach Argumenten, die sie darin bestärken, die Leitung generell infrage zustellen. Ingo Schulz fand sie in den Auswirkungen auf die Gesundheit.
Er berichtet den rund 60 Bürgern, die zur Mahnwache gekommen sind von steigendem Krebsrisiko vor allem für Kinder, die in der Nähe solcher Leitungen aufwachsen, von gefährlich ionisiertem Feinstaub und Grenzwerten, die in Deutschland Belastungen zulassen, die um das Hundertfache höher sind als etwa in der Schweiz. Grenzwerte, die seiner Meinung nach auch bei uns längst angepasst werden müssten.
"Die Bundesregierung sitzt das aber lieber aus, weil sie weiß, dass es Milliarden kosten würde, das deutsche Leitungsnetz solchen Grenzwerten anzupassen", ist er überzeugt. Er ruft die Grundeigentümer auf: "Gebt Euer Land nicht her! Protokolliert die Gespräche mit Tennet! Lasst Euch nicht über den Tisch ziehen!"
Während die Bürgerinitiative in Schönstädt demonstrierte, gab es in der Sitzung des Stadtrats eine Information, die sie interessiert haben dürfte.
Doch über die Reiher? Bürgermeister Gerhard Preß (CSU) zeigte zwar wenig Verständnis dafür, dass einige Mitglieder des Stadtrates, die bei den Demos gegen die 380-kV-Leitung in Weißenbrunn teilnahmen offenbar von "Ahnungslosigkeit" befallen waren, und hielt fest: "Schon seit 2006 beschäftigen wir uns im Stadtrat damit." Preß ließ aber auch wissen, dass nach einer Entscheidung der Regierung von Oberfranken die "Graureiherfrage" zurückgestellt sei, so dass nun südöstlich der ICE-Brücke die Leitung zum Tragen kommen soll, und nicht nahe der Ortschaft. Ob der Protest damit endet, darf aber bezweifelt werden.
Und was ihre Aufforderung, eine Demo für die Hochspannungsleitung zu organisieren angeht. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich Demonstrationen bezüglich einer solch komplexen Thematik nicht für sinnvoll erachte. In Demos kann man allenfals medienwirksam einige wenige populistische Parolen vermitteln. Dies reicht für die tiefgreifenden Gründe, warum der Netzausbau notwendig ist, einfach nicht aus.
Viel wirksamer wären gezielte Aufklärungsveranstaltungen in denen die Hintergründe aufgezeigt werden. Aber solche Events finden einerseits viel zu selten statt und scheitern viel zu oft am mangelndem Interesse.
Dann denken wir ihren Vorschlag "keine Leitung" mal ein Stück weiter:
Der Grund, aus dem diese Leitungen nötig sind, ist der Netzausbau. Im Norden unseres Landes liegen die größten Potentiale zur Erzeugung grüner Energie, nämlich die Offshore-Windparks. Nur gibt es leider ein Problem. Bayern liegt so ungünstig weit weg von Nord- und Ostsee. Also muss der Strom, der dort erzeugt wird, irgendwie in den Süden gelangen. Und dazu braucht es neue Höchstspannungsleitungen!
Was wären nun die Folgen, wenn diese Leitung nicht gebaut wird? Ganz einfach! Bayern muss sich eine andere Lösung einfallen lassen, wie es nach dem Atomausstieg an Energie rannkommt.
Spontan fallen mir dazu 2 Lösungen ein (klären sie mich bitte auf, fals es ihrer Meinung nach noch weitere geben sollte):
1. Bayern bemüht sich, Ökostrom vor Ort zu produzieren. Dazu wären enorm viele Bauprojekte nötig, denn auch Windräder, Wasserkraftwerke, Felder mit Solaranlagen, Geothermiekraftwerke, Biogasanlagen und die dazu benötigten Anbauflächen verschlingen Platz und stellen einen massiven Eingriff in die Landschaft dar. Und plötzlich stehen wir wieder vor dem selben Problem wie zu Beginn. Mal ganz davon abgesehen, dass die Landesregierung nach wie vor felsenfest behauptet, dass sich der Großteil dieser Arten der Energieerzeugung in Bayern nicht rentiert.
2. Bayern baut neue Großkraftwerke. Da hätten wir Gas- und Kohlekraftwerke zu Auswahl. Auch dafür wird wieder Platz benötigt (und ich wette auch dort wird es wieder Proteste geben). Obendrein steht das dem Gedanken der Energiewende in absurder Weise entgegen. Schließlich bleiben einerseits Kapazitäten der Offshore-Windparks ungenutzt. Andererseits wird hier vor Ort massiv Schadstoff in die Luft geblasen. Und wofür? Um sich ein paar Hochspannungsmasten zu sparen!
Aber das wird dann warscheinlich traurigerweise als Erfolg für die Umwelt gefeiert!
Aber um das zu erkennen muss man auch mal über den Tellerrand (bzw. die Dorfgrenze) hinausschauen...
Dem Kernpunkt Ihrer Ausführungen kann ich zustimmen - bei Projekte dieser Größenordnung wird es immer Gewinner und Verlierer geben. Dieses wird Ihnen auch jeder Einwohner, der in dem Artikel genannten Ortschaften, aus eigener Erfahrung bestätigen. Sehen sie sich doch bei allen, seit gut 30 Jahren, hier durchgeführten Maßnahmen von regionaler oder nationaler Bedeutung immer auf der Verliererseite.
Wenn wir mal bei den Landwirten bleiben - auf der Soll-Seite stehen:
- Wald, Ackerland und Wiesenflächen für die Hochwasserfreilegung von Coburg - "Schönstädtspeicher".
- Wald, Ackerland und Wiesenflächen für das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr.8.1 - "ICE-
Strecke Nbg.-Erfurt".
- Wald, Ackerland und Wiesenflächen für das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr.16 - "Autobahn A73"
und nun
- Wald, Ackerland und Wiesenflächen für den Netzausbau
Und die Haben-Buchungen?!!
Zustimmen möchte ich Ihnen auch bezüglich der Aufgabe der Verantwortlichen. Sehe deren vorrangige Pflicht aber darin, Ungleichbehandlung, wenn auch unter dem Gesichtspunkt der Verhältnismäßigkeit, auszuschließen. Der Zweifel an der gerechten Erfüllung dieser Pflicht verstärkt sich bei den Betroffenen durch Ihre Erfahrungen mit den genannten Großprojekten. Eher entsteht der Eindruck, die Entscheidungen beruhen auf der Suche nach dem Weg des geringsten Widerstandes.
Und hier mein alternativer Vorschlag zur Hochspannungsleitung: > ! Keine Leitung !
- würde zweifelsohne die Prämissen 1.-3. erfüllen.
- hätte zugegeben aber auch einen Nachteil --> Einige wenige würden viel weniger verdienen.
Und ein weiterer Vorschlag:
Organisieren Sie doch eine Demo für die Stromleitung (sponsert by TenneT und E.ON, notfalls SWR).
Aber bitte rechtzeitig informieren - das schau ich mir auch mal an.
Dann machen sie doch bitte einen alternativen Vorschlag zur Hochspannungsleitung! Und der möge bitte folgende Vorgaben erfüllen:
1. Die Baukosten sollten in etwa gleich bzw. vetretbar sein (ansonsten protestiert der Steuerzahler, es ginge ja billiger)
2. Der verursachte Flächenverlust sollte ähnlich sein (ansonsten protestiert der Umweltschutz gegen Landschaftsverschwendung, Abholzung, etc.)
3. Der verursachte Flächenverlust sollte weniger Existenzen bedrohen als in Schönstadt, im Optimalfall nämlich nicht eine einzige!
Viel Spaß bei der Suche, besonders zu Punkt 3, denn der Optimalfall ist meiner Meinung nach unmöglich zu erreichen. Irgendwo gehört jedes Stück Land, dass der Netzausbau verbraucht, irgendeinem Bauern dessen Existenz davon abhängt!
Der Netzausbau ist eine gesammtdeutsche Problematik bei der es auf alle Fälle zu Einbußen kommen wird. Nicht nur dieses Dorf, sondern jeder einzelne deutsche Bürger ist direkt oder indirekt durch diese Einbußen betroffen. Sei es durch Steuern oder dadurch, dass die Leitungen in seinem Blickfeld gebaut werden. Es gibt einfach keine Lösung, bei der niemand benachteiligt wird!
Aufgabe der Verantwortlichen ist es, diese Einbußen im Sinne der Gesamtheit auf ein Minimum zu beschränken. Und dabei ist nunmal erkannt worden, dass der Bau der Hochspannungsleitung an genau dieser Stelle das geringste Übel darstellt.
Wenn sie der Meinung sind, es gäbe eine bessere Alternative: legen sie konstruktive Vorschläge vor! Aber die mögen doch bitte die 3 oben genannten Vorgaben erfüllen!
.... liebe/r bugmenot - zu einfach Ihr Erklärungsversuch.
Hier geht es doch wohl auch um Existenzen!
Wer die örtlichen Gegebenheiten kennt, weis welche Flächenverluste die dortige Landwirtschaft schon durch ICE- und Autobahntrasse hinnehmen musste.
Aber macht ja nix - unsere Essen kommt aus dem Supermarkt
Hier geht des doch vielmehr um die Aufteilung der Lasten. "Einer trage des andern Last" und nicht "EINER trage ALLER Lasten"
Auf dieser Weise wird's wirklich nix mit der Energiewende.