Wasser für eine "trockene Ecke"

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Mit dem vom Landschaftspflegeverband neu gestalteten Lebensraum bei Elsa zufrieden (von links): die beiden Geschäftsführer des Verbandes Frank Reißenweber und Hubertus Sollmann sowie Grundeigentümer Armin Knauf. Foto: Rainer Lutz
Mit dem vom Landschaftspflegeverband neu gestalteten Lebensraum bei Elsa zufrieden (von links): die beiden Geschäftsführer des Verbandes Frank Reißenweber und Hubertus Sollmann sowie Grundeigentümer Armin Knauf. Foto: Rainer Lutz

Auf dem Land von Armin Knauf wurde ein immer mehr verlandender Teich wieder zu einem wertvollen Biotop und Wasserspeicher gemacht.

Es ist schwer zu glauben, dass es sich bei den Flurstücken 118 und 119 der Gemarkung Elsa um eine "trockene Ecke" handelt. Die Männer, die das behaupten, halten Regenschirme in den Händen und stehen mit Gummistiefeln im der aufgeweichten Erde eines Grundstücks, das auch noch "Seewiese" heißt. Doch Armin Knauf weiß, wovon er spricht. Er bewirtschaftet die Flächen seit Jahrzehnten als Landwirt und hat gute Gründe, möglichst viel Wasser dort festzuhalten, denn es regnet weiß Gott nicht immer in dieser Ecke.

Armin Knauf war Ende der 70er Jahre einer der ersten Landwirte in der Region, der auf ökologischen Anbau setzte, der Hecken pflanzte und sich eben um Feuchtbiotope wie die Teiche auf seinem Land Gedanken machte.
Als junger Landwirt, der das Fach nach konventioneller Wirtschaftsweise studiert hatte, zweifelte Knauf damals schon: "Ich hatte manchmal ein bisschen ein schlechtes Gewissen, wenn ich auf besten Böden Hecken angepflanzt habe", erinnert er sich. Aber: "Heute weiß ich, dass es richtig war und ernte viel Anerkennung dafür."

Schon vor 20 Jahren stellte er fest, dass die Teiche an der "Seewiese" verlanden, die sein Vater einst gegraben hatte, um dort Fische zu züchten. Um wieder mehr Raum für einen Wasserspeicher zu schaffen, nahm Knauf damals Kontakt mit dem Landratsamt auf. Weil die Teiche zu Naturschutzzwecken ausgebaggert wurden, gab es dafür Fördermittel. Doch inzwischen begannen die Teiche wieder zu verlanden. "Absterbendes Schilf bildet über die Jahre eine dicke schwarze Schicht am Boden, in der es wenig Leben gibt, die wurde jetzt herausgenommen", erklärt Frank Reis senweber, einer der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Coburger Land. Die Biotopteiche in der "Seewiese" wurden zur größten Einzelmaßnahme auf der Liste der Projekte, die vom Verband finanziert und umgesetzt wurden. Rund 29 000 Euro kostete die Gestaltung dieses Feuchtlebensraums. Ein stattlicher Anteil an den knapp 400 000 Euro, die Hubertus Sollmann als weiterer Geschäftsführer des Verbandes in diesem Jahr für Vorhaben verwaltete.

Abgesehen von der positiven Auswirkung der Teiche auf das Grundwasser, bieten sie vielen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum, die es in der Kulturlandschaft nicht immer leicht haben. In Schilf und Rohrglanzgras oder den verschiedenen Sauergräsern, die dort vorkommen beobachtete Frank Reißenweber, der als Biologe am Landratsamt auch für den Arten- und Biotopschutz zuständig ist, Blaukehlchen, Kiebitz, Wachtel und Rebhuhn. Goldammer, Feldschwirl und Schafstelze leben da, und der Sumpfrohrsänger ließ sich auch schon hören.
Es gibt eine Reihe von Fledermausarten, die hier zu Jagd herkommen (Großer Abendsegler, Braunes Langohr, Wasser- und Fransenfledermaus) und im Wasser tummeln sich Gras- und Grünfrösche. "Noch wenig erfasst ist die Insektenfauna", stellt Reißenweber fest. Doch geht er davon aus, dass sich auch hier seltene Arten finden, die in der nicht weit entfernten Rodach aue anzutreffen sind.

Nachdem Schlamm und Erde aus den Gewässern entfernt und auf umliegende landwirtschaftliche Flächen ausgebracht wurden, überlegt Armin Knauf wie er eine Quelle aus einem nahen Acker noch an das Feuchtgebiet anbinden könnte, um auch dieses Wasser länger in der Flur zu halten. Mit dem Gedanken an mögliche künftige Trockenjahre will er nichts unversucht lassen, den Grundwasserspiegel so stabil wie möglich zu halten.
Ein Besatz mit Nutzfischen ist keinesfalls vorgesehen, denn die Teiche in der "Seewiese" sollen ein reines Biotopgewässer bleiben. Der neue Lebensraum umfasst nach Abschluss der Arbeiten rund einen Hektar Fläche, mit Uferzonen, Extensivgrünland und umgebenden Puffer streifen.

Das Gewässer selbst ist rund 4000 Quadratmeter groß. Nachdem rund 3000 Kubikmeter Erde ausgehoben wurden, bietet es auch wieder reichlich Platz als Wasserspeicher.