Zu ihrer "Neapolitania" halten die Angehörigen eine lebenslange Verbindung. Zum 120. Stiftungsfest kamen alle wieder zusammen.
In prunkvoll anmutenden Uniformen marschieren die Herren Chargierten zur Eröffnung des Festkommerses der Neapolitania zu Neustadt in den Festsaal. Sie tragen die markanten Hüte auf dem Kopf und halten glänzende Degen in den Händen. Die Farben der Neapolitania - weiß, grün und gold - schmücken den Festsaal. Die Uniformen erinnern an die Gründungszeit der Verbindungen zur Zeit der Romantik.
Am Wochenende trafen sich Mitglieder aus nah und fern, um gemeinsam das 120. Stiftungsfest der Ferienverbindung zu zelebrieren. Gemeinsam sangen sie Lieder auf Latein und Deutsch, schwelgten in Erinnerungen und stießen auf viele weitere Jahre an.
Nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründet
Unter den Festgästen war auch Harald Dietz. Er ist der Neapolitania im Jahr 1948 beigetreten, als sie sich nach dem Zweiten Weltkrieg wieder neu gegründet hatte.
"Meine Freunde waren damals etwas älter als ich und haben mich dazu überredet", erzählte er. Deshalb sei er der Ferienverbindung in Neustadt beigetreten, obwohl er am Ernestinum gelernt hatte. "Der damalige Schulleiter hatte es eigentlich verboten, weil er wollte, dass wir in die Verbindung der Ernestiner gehen. Dann hat mich die Neapolitania irgendwie noch mehr gereizt", erzählte er. Zwei Jahre sei er bei beiden Verbindungen aktiv gewesen. "Doch ich bin bei der Neapolitania geblieben, weil meine Freunde dort waren", erklärte Dietz. Schön sei, dass man bei der Neapolitania eine besondere Verbundenheit zu den anderen Mitgliedern spüre. "Selbst dann, wenn man sich selten sieht, ist bei den Treffen sofort wieder der Kontakt da", sagte er.
Auch die Jugendpflege mache ihm sehr viel Spaß. Das bereichere sein Leben enorm. Dabei sei es auch kein Problem, dass die Jugend manchmal andere Ansichten habe.
"Wir tolerieren und respektieren uns hier gegenseitig", erklärte Harald Dietz.
Dominik Heike sollte erst das Abitur machen
Dominik W. Heike ist das erste Mal im Alter von 15 Jahren bei der Neapolitania gewesen. "Damals durfte ich allerdings noch nicht beitreten, weil mein Vater wollte, dass ich zuerst mein Abitur mache", sagte er. 1997 habe er sich der Ferienverbindung angeschlossen. Doch neben der Verbundenheit zu Neustadt bei Coburg sei ihm noch etwas wichtig gewesen: die gemeinschaftlichen Erlebnisse in der Verbindung. Mittlerweile lebe und arbeite er in Salzburg, aber er komme immer wieder gerne in die Heimat zurück. Ihm sei bewusst, dass vielen Verbindungen eine rechte Orientierung nachgesagt werde. "Davon wollen wir uns allerdings distanzieren. Nationalsozialistisches Gedankengut hat bei der Neapolitania keine Chance", betonte Heike. Letztlich gelte bei der Ferienverbindung das Gemeinschaftsprinzip.
"Die Neapolitania ist wie ein Fixpunkt, zu dem völlig verschiedene, individuelle Menschen immer wieder zurückkommen", erklärte er.
Erstchargierter Moritz Möller blickte auf Höhen und Tiefen in den 120 Jahren zurück. "Ob sich die Gründungsmitglieder die Verbindung damals schon so vorgestellt haben, wie sie heute ist, kann man nur erahnen", sagte er. Einiges habe sich in dieser Zeit verändert. "Doch der Kern, also die Freundschaft, die Geselligkeit und die Vaterlandsliebe, ist geblieben", erklärte er. Dadurch sei die Verbindung ein fester Anker. Auch Wissen und Erfahrung würden durch die Verbindung weitergegeben. Möller: "Deshalb bin ich mir sicher, dass die Gründungsväter stolz auf uns wären, wenn sie uns sehen könnten."
Beim Festkommers sind allerdings auch Mitglieder geehrt worden, die der Verbindung schon seit 50 Jahren - oder 100 Semestern - die Treue halten. Jürgen W. "Schlau" Heike, Peter "Rös" Schlund und Dieter "Ratz" Reinhardt sind mit dem bestickten Ehrenband ausgezeichnet worden. Zudem hat Sebastian Mather erfolgreich die Burschenprüfung abgelegt und wurde ebenfalls dafür geehrt.