Mit seinem "Schmähgedicht" über Präsident Erdogan hat Jan Böhmermann schon einmal eine halbe Staatskrise ausgelöst. Knöpft er sich als nächstes den Coburger Mohr vor? Über Andeutungen des Satirikers wird wild spekuliert.
Jan Böhmermann sorgt gerne für Unruhe. Und noch bevor an diesem Freitag seine neue Sendung "ZDF Magazin Royale" startet, ist ihm das auch mal wieder gelungen - mit nur einem einzigen Satz."Ab Freitag werdet ihr Coburg nie wieder so sehen wie zuvor", verkündete der Satiriker und Moderator auf seinem Telegram-Kanal. Unter anderem in der "Berliner Morgenpost" wurde daraufhin gerätselt, was Böhmermann wohl "mit dieser bayerischen Stadt" vorhaben könnte. Aber auch in Coburg selbst fragt man sich, was da wohl auf die Stadt zukommt.
Vom Coburger Tageblatt mit der geheimnisvollen Böhmermann-Andeutung konfrontiert, hat Stadtsprecher Louay Yassin sofort eine (böse) Vorahnung: "Wir wissen von nichts, aber das Thema ,Coburger Mohr‘ würde sich natürlich anbieten." Schließlich sei die Diskussion über das Coburger Stadtwappen, das von manchen Menschen als rassistisch erachtet wird, jüngst "bis nach Berlin geschwappt". Yassin hat in diesem Punkt aber, ebenso wie die Stadtspitze um OB Dominik Sauerteig (SPD), eine klare Meinung und sagt auch mit Blick auf die Sendung: "Ich würde mir wünschen, dass zwar entschieden gegen den Alltags-Rassismus vorgegangen wird, aber nicht gegen das historische Signet einer Stadt, mit dem niemand geschmäht wird."
Ein Sprecher der ZDF-Pressestelle sagte am Mittwoch auf Tageblatt-Anfrage, dass man den Telegram-Post von Böhmermann nicht kommentieren wolle. Bis zur Ausstrahlung der Sendung an diesem Freitag um 23 Uhr bleibt somit viel Raum für Spekulationen. Wird Böhmermann die Stadt Coburg - sei es mit dem Mohr oder vielleicht auch einem völlig anderen Thema aus Politik, Gesellschaft oder Wirtschaft - veräppeln? Außerdem fragen sich Beobachter der Szene, warum Böhmermann ausgerechnet den Nachrichtendienst Telegram zur Verkündung genutzt hat - und gleichzeitig Facebook und Instagram den Rücken kehrte. Dieses Vorgehen erinnert an das von Verschwörungstheoretikern in der Corona-Krise.
HINTERGRUND
Schmähgedicht Im März 2016 veröffentlichte Jan Böhmermann in seiner damaligen Sendung "Neo Magazin Royale" ein Gedicht, das - mit zum Teil vulgären Vorwürfen, bei denen auch Ziegen eine Rolle spielten - den türkischen Recep Tayyip Erdogan zum Thema hatte. Böhmermann argumentierte, er wolle damit lediglich zeigen, wie eine in Deutschland verbotene "Schmähkritik" aussehen könne. Trotzdem: Erdogan erstattete Strafanzeige und berief sich auf einen Paragrafen im deutschen Strafgesetzbuch, der die "Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten" verbietet. Davon abgesehen, dass dies alles die deutsch-türkischen Beziehungen schwer belastete, wurde in Deutschland plötzlich auch intensiv über die Sinnhaftigkeit des besagten Paragrafen diskutiert. Zwar erfolgte ein Ermittlungsverfahren gegen Böhmermann, doch parallel wurde an einer Gesetzesänderung gearbeitet. Im Oktober 2016 wurde das Verfahren eingestellt; ein Jahr später beschloss der Bundestag die Abschaffung des Paragrafen.