Was ein Coburger gegen Bargeld hat

2 Min
Bargeld fällt in den Schacht des Sortierautomaten. Foto: Simone Bastian
Bargeld fällt in den Schacht des Sortierautomaten. Foto: Simone Bastian
Peter Ehrl am Sortierautomaten, der die Münzen auch auf Echtheit prüft. Foto: Simone Bastian
Peter Ehrl am Sortierautomaten, der die Münzen auch auf Echtheit prüft. Foto: Simone Bastian
 
Sammelschacht. Foto: Simone Bastian
Sammelschacht. Foto: Simone Bastian
 
Eurostücke im Rollenautomat. Foto: Simone Bastian
Eurostücke im Rollenautomat. Foto: Simone Bastian
 
Fertig gerollt. Foto: Simone Bastian
Fertig gerollt. Foto: Simone Bastian
 
Der Rest. Foto: Simone Bastian
Der Rest. Foto: Simone Bastian
 
Peter Ehrl vor dem Rollenautomat. Foto: Simone Bastian
Peter Ehrl vor dem Rollenautomat. Foto: Simone Bastian
 
Verpackt und verschweißt. Foto: Simone Bastian
Verpackt und verschweißt. Foto: Simone Bastian
 
Münzrollenpapier. Lila steht für Zwei-Euro-Stücke, grün für 50-Cent-Stücke. Foto: Simone Bastian
Münzrollenpapier. Lila steht für Zwei-Euro-Stücke, grün für 50-Cent-Stücke. Foto: Simone Bastian
 

Für den Unternehmer Peter Ehrl gäbe es einige Gründe, das Bargeld abzuschaffen - und das, obwohl er 95 Prozent seines Umsatzes damit macht.

Peter Ehrl verdient an anderer Leute Sucht: Rund 300 Zigaretten- und Kaffeeautomaten in der Region bestücken er und seine Mitarbeiter mit Ware und holen das eingezahlte Geld heraus. 95 Prozent seiner Kunden bezahlen mit Münzen und Scheinen, sagt Ehrl.

Kartenzahlung wäre auch möglich: Der 48-Jährige hat seine Automaten mit Lesegeräten ausgestattet. Die können den Magnetstreifen auslesen und den Chip auf der Karte. Viele Girokarten verfügen (noch) über die sogenannte Geldkartenfunktion: Man kann den Chip mit einem Betrag aufladen und dann umstandslos und ohne Geheimzahl an den entsprechenden Terminals bezahlen. Möglich ist das in vielen Parkhäusern und Verkehrsbetrieben.
In Coburg nicht, was Ehrl ein bisschen ärgert: Schließlich ist er Vorstandsmitglied der Initiative Deutsche Zahlungssysteme, die vorher Initiative Geldkarte hieß. Kein Wunder also, dass Ehrl sich auch als Lobbyist für bargeldlose Zahlungssysteme versteht.

Doch das ist nicht der Grund, warum er gut damit leben könnte, wenn Bargeld abgeschafft würde. Denn Bargeld bedeutet für ihn vor allem einen hohen Aufwand: Alle Münzen, die er und seine Mitarbeiter aus den Automaten holen, muss Ehrl prüfen, sortieren, zählen und rollen. Zwar gibt es Maschinen dafür, aber auch Auflagen, die zu beachten sind und "selbst die Ein-Mann-Zählshow meiner Firma unterliegt der Kontrolle der Deutschen Bundesbank", sagt er.


Richtlinie fürs Geldsortieren

Die Deutsche Bundesbank hat in einer Richtliniefestgelegt, was alles zu beachten ist, angefangen damit, welche Münzzähl- und -sortiergeräte eingesetzt werden dürfen, wie das Rollenpapier bedruckt sein muss und dass die Rollen am Ende in Zehnerpacks in Folie verschweißt werden müssen. Sogar die Größe der Beutel und die Beschaffenheit der Folie ist vorgeschrieben. Daran müssen sich alle halten, die Bargeld rollieren, seien es Banken oder Unternehmen. Jeder "Rollenfertiger" (Bundesbank) erhält eine Identifikationsnummer, die auf die Rolle gedruckt werden muss. Wird tatsächlich einmal eine falsche Münze gefunden, lässt sich nachvollziehen, wer sie verpackt hat.

Wenn Ehrl sein Bargeld zur Bank bringt, kostet ihn das extra Gebühren. Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels zum Beispiel vereinbart mit ihren Geschäftskunden für solche Fälle Monatspauschalen, je nachdem, wie viel Münzgeld und wie viele Rollen abgeliefert oder geholt werden, sagt Pressesprecherin Jana Lindner-Okrusch. Automatenbetreiber wie Ehrl zahlen hauptsächlich ein, Gastronomen und Händler, die Wechselgeld brauchen, holen auch Münzgeld ab.


Wertvoller als die Prägung

Doch nicht nur für Geschäftsleute ist Bargeld teuer. Auch jeder private Bankkunde merkt das, wenn er am Schalter bar einzahlen oder Geld holen will: Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels verlangt dafür laut Gebührenordnung 50 Cent.

Wer sein Sparschwein leert und das Geld einzahlen will, kann das als Sparkassenkunde am Münzautomat in der Hauptstelle kostenlos tun, versichert Jana Lindner-Okrusch. Münzgeld in Rollen gibt es an der Kasse für 25 Cent pro Rolle, am Automaten für 50 Cent. Wer also eine Rolle Ein-Cent-Stücke im Gegenwert von 50 Cent holt, zahlt dafür doppelt so viel, wie das Geld wert ist.

Passt, wie Ehrl ironisch meint: "Der Materialwert des Kupferanteils im Ein-Cent-Stück beträgt zwei Cent - also ein gutes Anlagevermögen." Schweden habe die kleinen Münzen wegen des hohen Kostenaufwands schon aus dem Verkehr gezogen, sagt Ehrl. Verglichen damit - nun spricht wieder der Lobbyist - seien Kartenterminals sogar günstiger, auch für die Händler. Die Gebühren dürfen maximal 0,2 Prozent betragen. Für Gastronomen gebe es sogar Terminals mit Trinkgeldtaste. Nur: Dann wird auch jeder Zahlungsvorgang von den Banken und Kreditkartenunternehmen registriert.

Doch nicht nur die Kosten seien ein Grund, auf Bargeld zu verzichten, meint Ehrl: "Jedes Bargeld daheim stellt eine chronische Gefahr dar. Wenn es einer findet, ist es weg."