Warum der ICE in Coburg nicht bremsen kann

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Das hier bei Rödental ist eine "feste Fahrbahn", heißt es in der Fachsprache. Dort können moderne ICE-Züge fahren. Im Coburger Bahnhof liegt aber Schotter in den Gleisen - deshalb kann die dritte Generation der Schnellzüge dort nur schlecht halten. Foto: Rainer Lutz
Das hier bei Rödental ist eine "feste Fahrbahn", heißt es in der Fachsprache. Dort können moderne ICE-Züge fahren. Im Coburger Bahnhof liegt aber Schotter in den Gleisen - deshalb kann die dritte Generation der Schnellzüge dort nur schlecht halten. Foto: Rainer Lutz

Im Coburger Land schüttelt man den Kopf über die Begründung, warum samstags und sonntags am Morgen keine ICE-Direktzüge nach Berlin fahren sollen.

Grundsätzlich gibt es ja nicht viel zu meckern am Fahrplanangebot, das die Bahn ab 10. Dezember den Menschen im Coburger Land macht. Mit einer Ausnahme: Ausgerechnet am Wochenende sollen keine Züge mit Abfahrt gegen 6.30 Uhr in Coburg und Ankunft gegen 9 Uhr in Berlin fahren. Allerdings hat es gestern im Kreisausschuss für Umwelt, Energie und Umwelt einen Hoffnungsschimmer gegeben.
Dieter Josel, der für Bayern zuständige Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn, hat das Gegrummel in der Coburger Politik offensichtlich schon zu hören bekommen und schnell geantwortet. Marita Nehring, die ÖPNV-Beauftragte für Stadt und Landkreis Coburg, zitierte jedenfalls aus einem Brief Josels, in dem dieser "mittelfristig" einen Halt auch an Samstagen in Aussicht stellt.
Die Begründung Josels, warum Coburg am Wochenende nicht früh angefahren wird, ließ die Mitglieder des Ausschusses dann aber schon wieder den Kopf über die Bahn schütteln. Josels Worten nach ist es nämlich so, dass die frühen Wochenend-Züge in Fahrtrichtung Berlin aus der neuesten ICE-Generation III stammen und mit Wirbelstrombremsen ausgerüstet sind. Und da wiederum steckt der Teufel im Detail: Solche Bremsen können nur dort eingesetzt werden, wo die Züge auf einer festen Betonfahrbahn und keinem Schotterbett unterwegs sind. Dummerweise haben aber sowohl die Einschleifung von Grub nach Coburg als auch der Bahnhof ein Schotterbett...
Marita Nehring empfahl deshalb, auf der politischen Schiene noch einmal das Gespräch mit der Bahn zu suchen. Schließlich sei eine Verbindung mit 6.30 Uhr Abfahrt Richtung Berlin und einer Rückfahrt ab 19.30 Uhr aus der Hauptstadt die Ideallösung schlechthin für Menschen aus dem Coburger Land, die einmal einen Tagesausflug nach Berlin machen wollen. "Und den", das stand für die ÖPNV-Beauftragte außer Frage, "plant man samstags oder sonntags und nicht von Montag bis Freitag".
Rainer Mattern (CSU/Landvolk), Stellvertreter von Landrat Michael Busch, wollte gar nicht groß über die Gründe für die Streichung der Verbindung reden. Hier gehe es um ein "technisches Detail" und da müsse die Bahn sehen, wie sie das gelöst bekomme. Im einstimmig vom Ausschuss verabschiedeten Auftrag an den Landrat heißt es, dass dieser wegen der Lücken im Fahrplan noch einmal gegenüber der Bahn "tätig" werden möge. Rainer Mattern verwies dabei noch einmal auf die regionale Bedeutung des Coburger ICE-Halts. Dieser sei nicht nur für das direkte Umfeld wichtig, sondern für ganz Oberfranken bis hinüber nach Bayreuth.


Sammeltaxi hat eine Chance

"Machbar und denkbar", so fasste Mattern zusammen, scheint ein vom Jugendbeauftragten, Kanat Akin (SPD), angeregtes Anruf-Sammel-Taxi (AST) für den Nachtverkehr zu sein. Wie Marita Nehring erläuterte, dürfte dieses als Neu-Angebot im lokalen ÖPNV eine Chance auf finanzielle Unterstützung durch den Freistaat Bayern haben. Allerdings nur beschränkte Zeit. "Das Angebot soll sich irgendwann selbst tragen", erläuterte die ÖPNV-Beauftragte den Sinn der staatlichen Förderung. Bis Herbst wird Nehring nun mit der Regierung von Oberfranken klären, was ein AST für den gesamten Landkreis kosten würde. Das heißt im Klartext: Vor 2018 kann das neue Angebot auf keinen Fall eingeführt werden.