Warum Coburg zufriedene Arbeitnehmer braucht

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Die Messlatte ist hoch für das Zertifikat "audit berufundfamilie". Das weiß Projektleiterin Susanne Müller. Foto: Helke Renner
Die Messlatte ist hoch für das Zertifikat "audit berufundfamilie". Das weiß Projektleiterin Susanne Müller. Foto: Helke Renner

Zum dritten Mal erhielt die Stadtverwaltung das Zertifikat "audit berufundfamilie".

Es ist mehr als eine Werbekampagne, wenn sich die Stadtverwaltung immer wieder - seit 2007 - um das Zertifikat der Hertie-Stiftung bemüht. "Schon heute spielt Familienfreundlichkeit eine zentrale Rolle bei der Auswahl des Arbeitgebers. Und auch die Stadtverwaltung steht im Wettbewerb mit anderen Institutionen", stellt Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) fest. Aktuell gibt es 1039 Zertifikatsträger in Deutschland - die Stadtverwaltung Coburg ist von Anfang an dabei. "Wir haben festgestellt, dass sich die Teilnahme am Audit positiv auf das Betriebsklima ausgewirkt hat", sagt Gleichstellungsbeauftragte und Projektleiterin Susanne Müller. So stelle sich die Stadt als Arbeitgeberin, wenn möglich, auf familiäre Umstände ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Etwa durch flexible Arbeitszeiten, durch mobiles Arbeiten außerhalb der Büroräume oder Telearbeitsplätze.


Führungskräfte sensibilisieren

"Dabei geht es vor allem auch darum, Führungskräfte dafür zu sensibilisieren, dass junge und ältere Mitarbeiter unterschiedliche Herausforderungen zu bewältigen haben", ergänzt Susanne Müller. Während es bei den Jungen meist um die Elternzeit gehe, stünden ältere Arbeitgeber oft vor der Aufgabe, Enkel oder die eigenen alten Eltern betreuen zu müssen. "Darauf Rücksicht zu nehmen, gehört zu einer familienfreundlichen Kultur." Alle drei Jahre können sich Unternehmen, Institutionen und Hochschulen um das Zertifikat bewerben. Doch dann müssen die Bewerber auch stets etwas Neues vorweisen können. Womit hat die Stadtverwaltung diesmal gepunktet? "Unter anderem mit dem Gesundheitsmanagement", erläutert Susanne Müller. Das bedeutet, dass sie regelmäßig Vorschläge für Bewegungsübungen am Arbeitsplatz per E-Mail verschickt. Diverse Übungsmaterialien und - mittel können bestellt und zu günstigen Konditionen erworben werden. Jedes Jahr findet ein Gesundheitstag statt, einmal im Monat eine gemeinsame Radtour.
"Demnächst werden wir uns zusammen mit der AOK mit gesundem Einkaufen beschäftigen", erzählt die Projektleiterin. Massagen am Arbeitsplatz werden angeboten und an einigen Fahrstühlen hängen Schilder, die mit einem Augenzwinkern darauf hinweisen, dass Treppensteigen gesünder ist, als mit dem Lift zu fahren. "Das gefällt nicht allen. Manchmal werden die Zettel einfach entfernt", sagt Norbert Tessmer schmunzelnd.
Alle Maßnahmen werden von einer intensiven internen und externen Kommunikation begleitet, erläutert Susanne Müller weiter. Und auch auf diesem Gebiet sei die Stadtverwaltung auf einem guten Weg. "Das Thema Kommunikation werden wir im Oktober bei einem Netzwerktreffen mit anderen Zertifikats trägern vorstellen."
In der Prüfungsphase der Bewerbung war eine Auditorin vor Ort, hat Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter interviewt, die unterschiedliche familiäre und berufliche Anforderungen zu bewältigen haben. Durch zusätzliche Gespräche mit der Projektleiterin und Prüfung der Unterlagen hat die Auditorin ermittelt, inwiefern die familienfreundliche Kultur bei der Stadtverwaltung etabliert ist.

Wettbewerb um Fachkräfte

"Unsere Hauptzielgruppe sind Frauen. Wir wollen sie nach der Elternzeit so schnell wie möglich zurück in den Beruf holen", sagt Norbert Tessmer abschließend. Denn: "Das Angebot an Fachkräften wird in Zukunft geringer, die Nachfrage hingegen wird wachsen." Auch der öffentliche Dienst müsse sich bemühen, gut ausgebildetes Personal zu bekommen und zu binden.