Wo einst die stark befestigte Grenzübergangsstelle Rottenbach/Eisfeld den kleinen Grenzverkehr ermöglichte, ist heute eine Tankstelle. Ein Turm der alten DDR-Anlage steht aber noch. Er beherbergt ein Museum, das mit Geld der Bundesstiftung für die Aufarbeitung der SED-Diktatur erweitert wird.
Kaum eine Viertelstunde dauert heute die Fahrt von Coburg über die Autobahn zur Tankstelle vor Eisfeld. Wenige Minuten später ist das thüringische Städtchen erreicht. Das war nicht immer so. Die Tankstelle war einst ein Übergang für den "kleinen Grenzverkehr" zwischen der Bundesrepublik und der DDR. An diese Zeit erinnert eine Gedenkstätte in einem noch erhaltenen Wachturm, die in einer länderübergreifenden Aktion aufgewertet werden soll.
"In den 80er Jahren bin ich hier einmal über fünf Stunden aufgehalten worden, die haben mir das ganze Auto zerlegt", erinnert der Coburger Unternehmer Horst Weingarth. Nach der Wende kaufte er das Gelände der Übergangsstelle, um an der stark befahrenen Bundesstraße 4 eine Tankstelle zu errichten. Von allen Gebäuden blieb nur der Wachturm stehen. Den schenkte Weingarth der Stadt Eisfeld, damit er als Gedenkstätte und Museum erhalten werden konnte.
Zusammen mit dem Regionalmanager des Landkreises Coburg, Stefan Hinterleitner, entwickelte Weingarth die Idee, die vorhandene Gedenkstätte aufzuwerten. Sie suchten nach Partnern dafür und fanden sie in der Stadt Eisfeld mit Bürgermeister Sven Gregor (FW), den Landkreisen Hildburghausen - allen voran mit dem ehemaligen Beigeordneten (und heutigen Kreisheimatpfleger) Rolf Kaden - und Coburg sowie der Leader-Aktionsgemeinschaft Hildburghausen-Sonneberg mit Dr. Friedrich Pfleger.
Gerade Sven Gregor ist an der Erinnerungsstätte gelegen: "Ich habe als Kind im Sperrgebiet, in Bockstadt, gelebt. Da bin ich mit der Grenze aufgewachsen.
Es ist mir sehr wichtig, dass junge Generationen daran erinnert werden, wie das früher hier war." Nun sind die Kassen der öffentlichen Hand grundsätzlich angespannt. Es galt also, nach Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung zu suchen. Bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wurde ein Förderantrag für die Entwicklung einer museumspädagogischen Konzeption eingereicht. "Und wir haben inhaltlich gute Chancen, in 2013 Fördermittel zu erhalten", freut sich Hinterleitner.
Erste Schritte Auch wenn die Fördermittel erst im kommenden Jahr fließen werden, gibt es bereits Fortschritte. An genau der Stelle, an der früher die Abfertigung der Einreisenden in die DDR begann, wurde ein Pflasterstreifen in die Fahrbahn eingelassen. Zusammen mit einer Informationstafel macht er die heutigen Einreisenden in den Freistaat Thüringen darauf aufmerksam, dass hier einst eine tödliche Grenze Deutschland teilte. "Das wurde so unbürokratisch umgesetzt, wie unsere Zusammenarbeit zwischen den beiden Landkreisen schon seit dem Fall der Grenze ist", lobte Coburgs Landrat Michael Busch (SPD).
Stefan Hinterleitner möchte Lehrer der Region dafür gewinnen, das Turm-Museum als Ziel für Ausflüge zu nutzen.
Und er sieht die Gedenkstätte als Glied einer ganzen Kette von Orten in Zusammenhang mit der einstigen Grenze.
Über den ehemalige Kolonnenweg entlang der Grenze gelangt man in 30 Minuten zu Fuß zu dem Ort Görsdorf, an dem noch ein circa drei Meter hohes Stück der ehemaligen Grenzmauer erhalten ist. In 30 Minuten Fahrzeit erreicht man das Zweiländermuseum Rodachtal im thüringischen Streufdorf.
In gleicher Entfernung befindet sich in Neustadt bei Coburg (Austraße 99) eine Grenzinformationsstelle, in der mit Bildern, Texten und Modellen über die Situation der Grenze zwischen Neustadt und Sonneberg hingewiesen wird. Diese Ausstellung ist didaktisch besonders auf den Besuch von Schul- und Jugendgruppen ausgerichtet.
Mit der Idee von Horst Weingarth, in der Nähe des alten Turms zu Anschauungszwecken ein Stück der ehemaligen Grenze wieder aufzubauen, kann sich Rolf Kaden allerdings noch nicht so recht anfreunden: "Wir haben damals Mauern eingerissen, daher haben wir jetzt so unsere Probleme damit, sie wieder aufzubauen."