Wie der in Coburg aufgewachsene Altus Matthias Rexroth sein Konzert bei der Gesellschaft der Musikfreunde im Kongresshaus mit zwei Uraufführungen krönt.
Matthias Rexroth lächelt seine Begrüßung ins Publikum. Daheim, wieder daheim. Nach einigen Jahren Coburg-Pause ist dieser Auftritt sein dritter Liederabend bei der Gesellschaft der Musikfreunde. Künstlerisches Heimspiel in der Stadt seiner Jugend - hier, wo er am Gymnasium Albertinum einst sein Abitur abgelegt hatte, bevor er aufbrach in die weite Welt des Musiklebens.
Matthias Rexroth lächelt vom Podium des Kongresshauses, lächelt, obwohl sein Programm von Wehmut singt. "Wonne der Wehmut" lautet das Motto nach einem Gedicht Goethes. Rexroth, der erst Oboe studierte und sich dann doch für eine Sängerkarriere als Altus entschieden hat, war schon auf vielen großen Opernbühnen, auf vielen bedeutenden Konzertpodien zu hören. In Coburg genießt er Heimspiel-Atmosphäre, genießt das Wohlwollen der Zuhörer, das ihm aus guten Gründen und in Erinnerung an eindringliche Auftritte entgegen gebracht wird. Denn Rexroth verdankt sein Renommee auch dem besonderen Klang seiner Altusstimme, die sich durch ein weiches, warmes Timbre und einen bruchlosen Übergang der Register auszeichnet - schlank in der Höhe, füllig in der Tiefe. Besonders schön entfaltet sie sich in weit ausschwingenden melodischen Bögen.
Der Sänger als Dichter
Das Markenzeichen von Rexroths Liederabenden sind klug und thematisch beziehungsvoll konzipierte Programme. Im Zentrum diesmal: die Uraufführung zweier kurzer Liedzyklen des in Ahorn lebenden Komponisten Gerhard Deutschmann, die beide Rexroth gewidmet sind. Für den Zyklus "Frühlingsträume" hat Deutschmann auf Verse des Sängers zurückgegriffen, die dieser unter dem Etikett "Frühlingsträume" notiert hat.
"Es liegt ein Singen in der Luft, ein unbeschreiblich' Klingen", dichtete der junge Rexroth 1987 auf der Veste Coburg. Deutschmann schenkt diesen Versen ein impressionistisch gefärbtes Klangkleid, in das bisweilen lautmalerische Momente eingewoben sind, denen Rexroth mit schattierungsreicher Tongebung nachspürt.
Einfühlsam dann nach der Pause auch Rexroths Uraufführungs-Deutung der drei Hofmannsthal-Vertonungen, die Deutschmann ebenfalls für den Sänger geschrieben hat und die wiederum vom Impressionismus inspiriert scheinen. Für beide Uraufführungen gibt es reichlich Applaus - für die Interpreten wie für den Komponisten.
Matthias Rexroth ist ein Sänger, der für seine intensiven, detailreichen Gestaltungen einen ausgesprochen anpassungsfähigen, reaktionsschnellen Pianisten als Begleiter braucht - einen Begleiter wie Mariusz Klubczuk, der nie in den Vordergrund drängt und doch stets präzis die nötigen Akzente setzt.
Stilsicher interpretieren Rexroth und Klubczuk zwei Lieder von Ludwig van Beethoven ebenso wie drei Lieder von Robert Franz, einem heute fast völlig in Vergessenheit geratenen Liedmeister der Romantik. "Wonne der Wehmut" - dieses Motto spiegelt sich nicht zuletzt in zwei Blöcken ausgewählter Lieder von Brahms, darunter "Feldeinsamkeit" und "Auf dem Kirchhofe".
Mahlers Rückert-Lieder
Klug ausgewählter Schlusspunkt: zwei Rückert-Lieder von Gustav Mahler, in denen sich Rexroths Stimme in weit ausschwingenden Linien besonders eindringlich entfalten kann: "Liebst Du um Schönheit" und "Ich bin der Welt abhanden gekommen." Nach reichlich Applaus gibt es schließlich noch eine Brahms-Zugabe: das "Wiegenlied" ("Guten Abend, gut Nacht").
