Der Musikverein Rödental und der Coburger Chor "Unerhört" machen gemeinsame Sache. "Vokalbrasserie" nennen sie ein kunterbuntes Programm, das Anfang Juli im Kongresshaus erklingen wird.
Diese Geschichte beginnt mit "Kohlhiesels Töchtern". Bei der Inszenierung dieses Schwanks von Hanns Kräly am Landestheater lernten sich der Musikverein Rödental und der Coburger Chor "Unerhört" kennen und schätzen. Die Produktion wurde zum Kassenschlager - und für die Bühnenmusik erhielten Musikverein und Chor vor ziemlich genau einem Jahr einen Preis bei den Bayerischen Theatertagen in Nürnberg. "Vokalbrasserie" lautet das Motto für ihren Auftritt am 3. Juli im Kongresshaus. Das Konzert ist das Coburger Finale des landesweit ausgetragenen Festivals "Lokalklang". Was es mit dieser "Vokalbrasserie" auf sich hat, verraten Chorleiterin Antoinetta Bafas, Daxi Pan als Dirigent des Musikvereins und Christian Jäger als dessen zweiter Vorsitzender.
Wie definieren Sie den Begriff Lokalklang?
Antoinetta Bafas: Ursprünglich sollte das Festival "Heimatklang" heißen.
Aber in unserer heutigen Welt ist schwierig zu definieren: Was ist überhaupt Heimatklang? Ich komme aus Bulgarien und habe bestimmt mit meinen Vorstellungen den Coburger Lokalklang, den Klang meines Chores beeinflusst. Wir singen sicher nicht typische fränkische Chormusik, sondern versuchen, wirklich jedes Mal etwas anderes zu machen. Daraus entsteht für uns der Begriff Lokalklang.
Aus Sicht des Chores betrachtet: Was unterscheidet den Musikverein Rödental von traditionellen Blaskapellen?
Antoinetta Bafas: Meine erste Begegnung mit dem Musikverein Rödental war sehr interessant. Denn unter einem reinen Blasorchester stellt man sich eigentlich etwas anderes vor. Als ich ein Weihnachtskonzert des Musikvereins besucht habe, war ich wahnsinnig überrascht von der Art der Musik, die der Musikverein pflegt. Ich führe das einfach zurück auf die musikalische Leitung von Daxi Pan.
Denn er hat aus dieser fränkischen Blasmusikkapelle fast eine Art Big Band gemacht. Sie spielen eine sehr abwechslungsreiche Musik auf einem sehr, sehr hohen Niveau.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, als Musikverein Rödental gemeinsam ein Konzert mit dem Chor "Unerhört" zu gestalten?
Christian Jäger: Die Idee, gemeinsam ein Konzert zu machen, entstand durch die Zusammenarbeit bei "Kohlhiesels Töchtern" im Landestheater.
Daxi Pan: Im Grunde ist dieses Konzert eine Art Fortsetzung unserer Zusammenarbeit von "Kohlhiesels Töchter".
Antoinetta Bafas: Diese Zusammenarbeit ist ja beinahe zufällig entstand. Das Theater hat einen Chor gesucht, der ein bisschen verrückt ist, und das ist der Chor "Unerhört" mit Sicherheit. Und man brauchte eine verrückte Kapelle, die auf keinen Fall typische Blasmusik spielen sollte.
Die Musik aus "Kohlhiesels Töchter" wollen wir auch ein wenig in dieses Programm integrieren - auch das ist Lokalklang von Coburg.
Wie lässt sich das Konzept dieses Konzerts beschreiben?
Antoinetta Bafas: Das Programm ist absolut bunt - das passt eigentlich überhaupt nicht zusammen.
Christian Jäger: Von Johann Strauß bis Samba.
Antoinetta Bafas: Genau - aber das ist für uns der Lokalklang von Coburg: Vergangenheit und Gegenwart. Sie werden in diesem Programm Strauß-Musik hören, aber auch Balkan-Musik von Goran Bregovic, dann werden wir amerikanische Musik spielen: "Chattanooga Cho-Cho", dann spielen wir typische Musik aus den "Nights of the Proms" wie Elgars "Pomp and Circumstance". Es ist wirklich unglaublich, wo Coburg mit seinem Herzogshaus überall Spuren in der Welt hinterlassen hat.
Es war allerdings wahnsinnig schwierig, überhaupt Stücke zu finden für diese Besetzung. Es ist nicht alltäglich, das eine Blaskapelle und ein Chor gemeinsam auftreten. Für manche Stücke haben wir sogar Noten in Auftrag gegeben bei Hans Stähli.
Was ist Ihr Lieblingsstück in diesem Programm?
Daxi Pan: "Moskow Nights" ist eine tolle Nummer. Da finden sich viele bekannte russische Melodien drin. Das ist gut arrangiert und macht beim Musizieren wirklich Spaß.
Was ist das schwierigste Stück des Programms?
Daxi Pan: Für die Blaskapelle auf jeden Fall Elgars "Pomp and Circumstance" - das ist eine große technische Herausforderung.
Worin besteht für den Chor die besondere Herausforderung bei diesem Konzert?
Antoinetta Bafas: Wir singen fast alles in Originalsprache.
Der Chor hasst mich für das schwedische Lied
("Ach Värmeland du skona"; Anmerkung der Redaktion). Wir wussten vorher einfach nicht, dass Schwedisch so schwer auszusprechen ist. Mittendrin bei der Probenarbeit dachten wir, Chinesisch wäre vielleicht doch leichter gewesen für uns als Schwedisch. Das sieht zunächst sehr einfach aus. Beim Russischen konnte ich ein bisschen helfen, weil ich selbst Russisch spreche. Dann singen wir auch Portugiesisch - "Brazil". Auch das Thema Freundschaft wird in diesem Programm eine Rolle spielen, weil durch die Zusammenarbeit mit dem Musikverein Rödental nicht nur auf künstlerischer Ebene eine Freundschaft entstanden ist.
Es könnte also sein, dass der Auftritt am 3.
Juli im Kongresshaus nicht der letzte gemeinsame Auftritt ist?
Antoinetta Bafas: Warum nicht?
Christian Jäger: Wir haben überlegt, ob der Chor "Unerhört" vielleicht bei unserem nächsten Weihnachtskonzert mitwirkt.
Antoinetta Bafas: Vielleicht gibt es ja sogar eine Wiederholung dieses Konzertes, denn der Aufwand bei der Vorbereitung ist schon sehr groß. Das gesamte Programm wird übrigens von einem Coburger moderiert, der jetzt beim Bayerischen Rundfunk in München arbeitet: Christian Limpert.
Wenn ein Chor und ein Musikverein gemeinsame Sache machen Konzert-Tipp "Vokalbrasserie" - Weltmusikalische Kost mit dem Chor "Unerhört" (Leitung: Antoinetta Bafas) und dem Musikverein Stadt Rödental (Leitung: Daxi Pan), Donnerstag, 3. Juli, 20 Uhr, Kongresshaus Rosengarten in Coburg (Abschluss des Festivals "Lokalklang").
Vorverkauf in Coburg: Buchhandlung Riemann, Konditorei Feyler, Le Futon; in Rödental: Buchhandlung Stache, Sanitär-Steinert