Vergewaltigung in Coburg: "Da war alles voller Blut"

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Symbolbild: Jochen Berger
Symbolbild: Jochen Berger
Schutz vor den Kameras: Der Angeklagte inmitten seines Verteidigers Thomas Drehsen und einer Rechtsreferendarin. Foto: Christian Pack
Schutz vor den Kameras: Der Angeklagte inmitten seines Verteidigers Thomas Drehsen und einer Rechtsreferendarin. Foto: Christian Pack
 

Zum Vergewaltigungs-Fall im Februar werden am ersten Verhandlungstag am Landgericht Coburg erschreckende Details bekannt. Das Opfer, eine Austauschstudentin, wird bei der Tat massiv verletzt. Sie leidet noch immer unter den Erlebnissen. Der Angeklagte kann sich an seine Tat nicht erinnern.

Mit klappernden Fußfesseln betritt der mutmaßliche Sexualstraftäter kurz vor neun Uhr den Sitzungssaal am Landgericht Coburg. Der 25-Jährige trägt ein knallgelbes Hemd und eine markante schwarze Brille. Er nimmt neben seinem Verteidiger Thomas Drehsen Platz, hält sich schützend eine Aktenmappe vor das Gesicht. Unsicher und eingeschüchtert wirkt der Mann, der Anfang Februar eine 22-jährige Austauschstudentin im Hauseingang eines Coburger Mehrfamilienhauses brutal vergewaltigt haben soll, dennoch nicht.

Kurz darauf lässt der Angeklagte über seinen Anwalt mitteilen, dass er zum Tathergang Angaben machen will. Die Spannung steigt im Sitzungssaal H, in dem auch viele junge Frauen sitzen. Dann fängt der 1,75 Meter große Gelegenheitsarbeiter an zu sprechen: Er habe an jenem Tag viel getrunken. Nach dem Besuch einer Bar im Steinweg sei er in Richtung Marktplatz gelaufen. Hier wurde ihm plötzlich schwarz vor Augen. Dann fehlen die Erinnerungen. "Ich bin irgendwann in einem Hausflur aufgewacht und habe zwei Beine gesehen." Taumelnd sei er aus dem Haus gelaufen, habe einen Abstecher in eine Spielothek gemacht und sei danach nach Hause gegangen.

Über Facebook von der Tat mitbekommen

An die Vergewaltigung kann sich der Angeklagte nicht erinnern. Auch Blut hat er nicht gesehen. Die Tat räumt er aber ein. "Es tut mir leid, wenn ich es gemacht habe." Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Gerhard Amend, ob er sich an die Tat womöglich nicht erinnern wolle, entgegnet der 25-Jährige: "Nein, ich sage die Wahrheit!"

Erst am Samstag nach der Tat habe er über Facebook mitbekommen, dass jemand Opfer eines Sexualdeliktes geworden ist. "Da dachte ich noch: Hoffentlich ist das nicht wegen mir passiert", erinnert sich der 25-Jährige, der im Laufe des ersten Prozesstages auf Nachfragen des Sachverständigen Cornelis Stadtland teilweise aufbrausend reagiert. "Ich habe doch schon alles gesagt!" Bei den vielen Zeugenaussagen blickt er hingegen meist starr auf den Laptop seines Anwalts.

Dem Opfer, einer 22-jährigen Austauschstudentin aus Mexiko, wird die Konfrontation mit dem Angeklagten erspart. "Sie hält das psychisch nicht aus. Sie leidet noch immer", erklärt Amend. Stattdessen gibt Richterin Susanne Hinz den Inhalt der Vernehmung wieder, die kurz nach dem Krankenhausaufenthalt stattfand. Die junge Frau musste damals auf dem Weg zu der Befragung gestützt werden und konnte wegen der Schmerzen im Genitalbereich nur auf einer weichen Decke sitzen.

Die Mexikanerin sagte aus, dass sie dem Täter nach einem Discobesuch erstmals auf dem Nachhauseweg nahe der Mohrenbrücke begegnet sei. Sie versuchte, schneller zu gehen und die Straßenseite zu wechseln. Der Mann folgte ihr aber und holte sie kurz hinter der Unterführung zum Judenberg ein. Hier versuchte er, ihre Hand auf sein erigiertes Glied zu legen. Die 22-Jährige konnte sich befreien und flüchtete in den Hausflur im Neuen Weg. Dort drückte der Mann sie gegen das Treppengeländer und vergewaltigte sie. Auf Englisch versuchte sie noch, den Täter dazu zu überreden, ihn anderweitig zu befriedigen, damit er von ihr ablässt. Der Vergewaltiger reagierte darauf aber nicht.

Zeugenaussagen verdeutlichen Dramatik der schrecklichen Tat

Durch weitere Zeugenaussagen wird die ganze Dramatik der schrecklichen Tat noch deutlicher. Eine Studentin, die in dem Haus wohnt, sagte aus, dass sie irgendwann ein Geräusch im Hausflur gehört habe. Sie fand die junge Mexikanerin im Hausflur mit heruntergezogener Hose. "Sie klammerte sich am Griff der Haustüre fest, rief meinen Namen. Da war überall Blut." Kurz darauf sei das Opfer zusammengebrochen.

Ehemalige Freunde des Angeklagten gaben Einblicke in die Zeit mit dem 25-Jährigen. Sie beschrieben ihn als ruhigen Menschen, der viel Alkohol trinkt. Unmittelbar nach der Tat habe er sich nichts anmerken lassen. Im Gegenteil: Eine Freundin sagt aus, dass sie mit dem Angeklagten und dessen Ex-Freundin drei Tage später nach Bamberg gefahren sei. Dabei war auch die Vergewaltigung ein Thema. "Er meinte dann: Schlimm, wie man so etwas machen kann."