Velo-Veteran zum E-Bike umgebaut

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Ein uraltes Herrenfahrrad hat Andreas Schwab zum Lastenfahrrad für den täglichen Einkauf umgebaut. Körbe bieten Stauraum, ein Elektromotor im Vorderrad gibt Unterstützung.
Ein uraltes Herrenfahrrad hat Andreas Schwab zum Lastenfahrrad für den täglichen Einkauf umgebaut. Körbe bieten Stauraum, ein Elektromotor im Vorderrad gibt Unterstützung.
Fotos: Christoph Winter
Was nicht passt, wird passend gemacht: Für ein 20-Zoll-Rad mit Nabenmotor gibt es keine kurzen Fahrradspeichen. Gebogene Mofaspeichen lösen das Problem.
Was nicht passt, wird passend gemacht: Für ein 20-Zoll-Rad mit Nabenmotor gibt es keine kurzen Fahrradspeichen. Gebogene Mofaspeichen lösen das Problem.
 
Cockpit: Mit dem Drehgriff einer früheren Kettenschaltung (Mitte) kann die Motorleistung des Lasten-Fahrades von Andreas Schwab gewählt werden. Das uralte Herrenrad hat Holzgriffe.
Cockpit: Mit dem Drehgriff einer früheren Kettenschaltung (Mitte) kann die Motorleistung des Lasten-Fahrades von Andreas Schwab gewählt werden. Das uralte Herrenrad hat Holzgriffe.
 

Mit viel Köpfchen baut Andreas Schwab ein uraltes Fahrrad um. Ein E-Motor bringt die Einkäufe nach Hause.

Dieses Fahrrad ist einzigartig. So einzigartig und stylisch, dass die alte Bezeichnung Veloziped, kurz Velo, angemessen ist. Gleichzeitig vereint das Lasten-Velo von Sonja und Andreas Schwab alte und moderne Technik. Für die beiden früheren Radsportler und überzeugte Alltagsradler spielt das Auto eine untergeordnete Rolle. Ein Großteil des täglichen Lebens ist mit dem Veloziped problemlos zu bewältigen. Für den Weg zur Arbeit aus dem Landkreis nach Coburg bleibt das Auto stehen. Dafür nimmt das Ehepaar immer ein Fahrrad. Das spart Energie, schon Umwelt und Ressourcen, ist damit nachhaltig und beschert körperliche und seelische Fitness.

In den vergangenen Jahren hat der gelernte Kfz-Mechaniker und studierte Maschinenbau-Ingenieur ein uraltes Fahrrad umgebaut. Ausgestattet mit einem Naben-Elektromotor im Vorderrad, können in geflochtenen Körben die Dinge des täglichen Lebens bequem nach Hause transportiert werden. "Für Getränkekisten ist das Gefährt jedoch zu instabil", schränkt der Berufsschullehrer ein.

Die Geschichte dieses Lasten-Velozipeds beginnt vor mehr als einem viertel Jahrhundert. Bei einem Sturz vom Fahrrad bricht sich Sonja Mehl einen Arm. Aufs Radfahren will sie auch mit dem eingegipsten Arm nicht verzichten, konnte aber nur eine Bremse des Mountainbikes bedienen. "Also haben wir nach einem Fahrrad mit Rücktrittbremse gesucht", weiß sie noch. Es war ein schwarzes Herrenrad der Frankfurter Firma Bauer, die nach dem Ersten Weltkrieg Fahrräder herstellte. "Das Ding ist damals bestimmt schon mehr als 50 Jahre alt gewesen." Der schwere Stahlrahmen mit langem Radstand "und damit wunderbarem Geradeauslauf aber ohne Gangschaltung" ist viele Jahre als Stadtrad mit der Familie unterwegs, macht jeden Umzug mit und steht dann viele Jahre unbeachtet herum.

Schließlich ersteht Andreas Schwab einen großen Korb, wie er früher von Bäckern beim Liefern per Veloziped benutzt wurde. "Aber durch die großen 28-Zoll-Laufräder lag der Schwerpunkt zu hoch und das Ganze hat sich sehr instabil gefahren, besonders wenn der Korb voll war." Also besorgt sich der findige Tüftler ein kleineres 20-Zoll-Vorderrad mit breitem Reifen, schweißt ein längeres Gabelschaftrohr in den Rahmen und passt die Gabel an. Speziell Fahrradkörbe - vorne über dem Vorderrad, hinten rechts und links - sind schnell beschafft. "In Holland gibt es die eigens für Fahrräder angefertigt", so Sonja Mehl.

Jetzt aber macht das Gewicht die Fahrten beschwerlich und bergauf nahezu unmöglich. "Allein das Velo bringt etwa 20 Kilogramm auf Waage, dazu noch die Einkäufe und man selbst. Das funktioniert nicht mehr", stellt Andreas Schwab fest; besonders wenn der Anhänger noch dranhängt. Der Nabenmotor im Vorderrad mit einer Leistung von 250 Watt unterstützt jetzt das Fortkommen. "Nur gibt es so kurze Speichen nicht." Kurzerhand biegt er Mofa-Speichen zurecht, setzt sie in Felge und Nabe ein. Die überstehenden Enden sind mit Kabelbindern fixiert. "Das dient nur dafür, dass nichts klappert." Der Akku liegt im vorderen Korb, das Steuergerät für den Motor ist im Rahmen untergebracht und macht das Veloziped gesetzeskonform und damit ein Versicherungskennzeichen überflüssig. Ein Sensor im Tretlager meldet wenn der Fahrer nicht mehr in die Pedale tritt und schaltet den Hilfsantrieb ab, ebenso wenn die Vorderradbremse gezogen wird. Ein alter Drehgriffschalter dient als Wahlschalter für die Motorleistung. Im Hinterrad arbeitet noch eine Nabenschaltung. "Schließlich muss man die Trittfrequenz der Geschwindigkeit und dem Gelände anpassen können", grinst der einstige Straßenrad- und Mountainbike-Rennfahrer.

"Viele Menschen sprechen mich auf das Rad an, die meisten bewundernd, manche auch mitleidig", sagt Sonja Mehl. "Aber Radfahren gehört bei uns einfach zum Leben."