Wie der Kabarettist Urban Priol im ausverkauften Coburger Kongresshaus Politik und Politiker satirisch an den Pranger stellt.
Urban Priol ist gut in Form an diesem Abend. Mit schier ermüdungsfreier Ausdauer schimpft er über die bundesdeutsche Politikerkaste im Allgemeinen und über ihre ausgeprägt kompetenzfreien Vertreter auf diversen Ministersesseln im Besonderen.
Politikerbeschimpfung
Wer als Kabarett-Fan einen Abend mit Urban Priol im praktisch ausverkauften Kongresshaus bucht, weiß ganz genau, was er bekommt - ausdauernde Politikerbeschimpfung, die sich freilich nicht in blanker Polemik verliert, sondern der verdrießlichen Politik-Wirklichkeit Fakten und Zahlen entgegen stellt.
Das Publikum kann sich auf Priol verlassen - und Priol auf sein treues Coburger Publikum. Priol bekommt seinen Applaus fast immer genau dort, wo er ihn in seinem satirischen Drehbuch auch erwartet hat. Wenn Priol sich über Mutti Merkel und ihre längst perfektionierte Taktik des Aussitzens ereifert, gibt es ebenso verlässlich Beifall wie bei der bloßen Erwähnung des Bundes-Verkehrsministers.
Ergebnis-dienst für Fußball-Fans
Der Kabarettist und sein Publikum sind sich von Anfang an einig in ihrem Missfallen an der politischen Wirklichkeit in Deutschland mit erschreckenden Wahlergebnissen wie beispielsweise jüngst in Thüringen.
Weil Priol-Abende einen Hang zu zeitlichen Ausschweifungen haben, gibt es nach der Pause von Priol höchst persönlich einen netten Ergebnis-Dienst für alle Fußball-Fans.
Freiburger Thesen
Im zweiten Teil wird es ein wenig nostalgisch. Denn Priol erinnert einfach Mal an die Programme, die sich die etablierten Parteien einst selbst gegeben hatte - an die 1971 verkündeten Freiburger Thesen der Liberalen oder an das Ahlener Programm der Christdemokraten von 1947. Und er träumt beseligt davon, was passieren würde, wenn Ursula von der Leyen als Frisch gekürte
EU-Kommissions-Präsidentin bei ihrer Antrittsrede ein flammendes Bekenntnis abgegeben hätte.