Wie klingen Händel und Vivaldi in der Türkei? Zum Abschluss einer fränkisch-thüringischen Konzerttournee gastierte das Barockensemble Karsanat im Refektorium des ehemaligen Klosters Mönchröden.
Vier Konzerte in vier Tagen, vier Konzerte mit vier ganz unterschiedlichen Programmen - so ehrgeizig und anspruchsvoll präsentierte sich eine Tournee mit dem türkischen Barock-Ensemble "Karsanat" mit Auftritten in Coburg, Lichtenfels, Eisfeld und zum Abschluss in Mönchröden.
Vivaldi, Händel und Purcell
"Karneval in Venedig" lautete das Motto beim Gastspiel im ehemaligen Refektorium des einstigen Klosters in Mönchröden. Unter diesem Etikett erlebte die zahlreichen Zuhörer Ausschnitte aus Werken des Venezianers Antonio Vivaldi und des später in London höchst erfolgreichen Hallensers Georg Friedrich Händel, der in jungen Jahren sein Glück auch als Opernkomponist in Venedig suchte. Ergänzt wurde die Vortragsfolge zudem durch Musik des Londoners Henry Purcell.
Wie aber klingt mitteleuropäische Barock-Musik in der Interpretation türkischer Künstler, die an den Staatsopern Istanbul und Izmir engagiert sind? Die Antwort ist einfach: spannungsvoll, lebendig und voller Ausdruckskraft. Nicht zuletzt hatte das Publikum die seltene Gelegenheit, gleich zwei Countertenöre an einem Abend zu erleben: Nuri Harun Ates und Kaan Buldular.
Beide bewiesen sicheres Stilgefühl und Gespür für die Prinzipien der historischen Aufführungspraxis und demonstrierten zudem die Fähigkeit, ihre Stimmen bruchlos über Registergrenzen hinweg zu führen. Im Zentrum aber stand immer das Bestreben, diese Musik nicht als "Alte Musik", sondern als ausdrucksvolle Musik zu verstehen. Das galt auch für Esen Demirci Deveci, die ihren warm timbrierten Mezzosopran auch in virtuosen Koloraturen stets sicher zu führen verstand.
Opernhaft ausladende vokales Gesten gestattete sich daneben die Sopranistin Esra Özbir, während die Coburg lebende Pianistin Kyoko Frank am klanglich schlanken Spinett stets aufmerksam und umsichtig begleitete.
"Katzenduett" als Finale
Weil die Mezzosopranistin Gülderen Erdogmus als Leiterin des Ensembles krankheitsbedingt an diesem Abend kurzfristig ausfiel, erlebte das Publikum einige Umstellungen im Programm und kam auf diese Weise zum Abschluss noch in den Genuss, Gioacchino Rossinis unverwüstliches "Katzenduett" in einer ungewöhnlichen Variante zu erleben - dargeboten von zwei Countertenören. Nuri Harun Ates und Kaan Buldular machten daraus eine amüsante kleine Szene.
Klar, dass die Solisten nach reichlich Beifall noch eine Zugabe parat hatten, bei deren Gülderen Erdogmus trotz ihrer Indisposition mitwirkte: Theo Mackebens "Bel Ami" - textlich umgemünzt auf Jürgen M.Werobèl, den Coburger Vorsitzenden der Schlösservereinigung "Patrimonium Castellorum Europae", die als Veranstalter fungierte.