In anderen Fällen sei die schlichte Masse der Futtermenge verheerend. Am Eingang des Tierparks steht ein Anhänger, in dem Besucher Äpfel abladen dürfen. Darum würden viele denken, dass sie Obst auch direkt am Gehege an die Tiere verfüttern können. "Ein Apfel am Tag ist meist natürlich nicht schlimm", erklärt Nicole Seifferth. "Wenn das aber jeden Tag zehn Besucher machen, ist das ein Problem."
Nur die Pfleger wüssten, welches Tier was fressen darf. Und keiner von ihnen will, dass sich so ein Vorfall wiederholt. "Der materielle Verlust ist die eine Sache. Aber für uns zählt das Tier."
Das sagt ein Experte
Von Maiskolben im Gehege bis schimmligem Brot im Ententeich: Wie schnell das falsche Futtermittel für Tiere lebensbedrohlich werden können, weiß Tierarzt Bernd Wicklein von der Tierklinik in Lautertal. Was bei der Fütterung beachtet werden muss, erklärt der Experte im Interview.
Viele denken, dass sie Schwänen und Enten etwas Gutes tun, wenn sie altes Brot füttern. Warum ist das nicht der Fall?
Bernd Wicklein: Altes Brot ist oft nicht trocken genug gelagert und hat schon Ansatz von Schimmel. Das ist für jede Tierart sehr giftig.
Im Falle der Wiederkäuer im Tierpark haben nicht-artgerechte Futtermittel zu einer Pansenazidose geführt. Was passiert da in ihrem Körper?
Das Verdauungssystem von Wiederkäuern ist eigentlich auf eine kalorienarme, sehr rohfaserreiche Nahrung ausgerichtet. Bei einer übermäßigen, kalorienreichen, schnell verwertbaren Nahrung verwerten die Bakterien im Pansen der Tiere die Nahrung zu schnell. Es entstehen Säuren im Pansen und es kommt zu einem lebensbedrohlichen pH-Wertabfall.
Bei einem Schaf steckte falsches Futter im Schlund fest. Wieso können selbst Futterpellets oder Äpfel gefährlich werden?
Wenn ganze Äpfel abgeschluckt werden oder größere Apfelstücke, können diese in der Speiseröhre an einer Engstelle im Brustkorb über dem Herzen steckenbleiben. Pellets werden oft zu schnell abgeschluckt. Wenn sie in der Speiseröhre liegen bleiben, quellen sie bei einer anschließenden Wasseraufnahme auf und können nicht mehr in den Pansen weitertransportiert werden
Welche Lebensmittel sollten die Besucher in jedem Fall zuhause lassen?
Eigentlich alles, die Tiere brauchen ein artgerechtes Futter speziell für jede Tierart und genau in der richtigen Menge. Füttern ist gut gemeint, bringt die Tiere aber in große Gefahr.
Wisente und Elche machen einen robusten Eindruck. Wieso sind gerade solche Tierarten besonders gefährdet?
Für sie trifft es ganz besonders zu, was ich unter der Gefahr der Pansenazidose erzählt habe
Warum ist es wichtig, mitgebrachte Lebensmittel für die Tiere im Tierpark an das Personal zu übergeben?
Das Fachpersonal weiß genau, was für welche Tierart, zu welcher Jahreszeit und in welcher Menge geeignet ist und was gefährlich werden kann.
Lieber eine Spende, damit genügend geeignetes Futter angeschafft werden kann. Nicht alles, was gut gemeint ist, ist auch gut für die Tiere. saha