Theatertage in Coburg: Kultur geht über den Tellerrand

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Mit Leben erfüllt: der Schriftzug des Vereins Theater an Beruflichen Oberschulen in Bayern. Vorsitzende ist die Coburgerin Marina Krauß (Regiomontanus-Schule).privat
Mit Leben erfüllt: der Schriftzug des Vereins Theater an Beruflichen Oberschulen in Bayern. Vorsitzende ist die Coburgerin Marina Krauß (Regiomontanus-Schule).privat
Christian Meißner, 28: "Ich bin im Wahlfach Theater, um neue Fertigkeiten zu erlernen."
Christian Meißner, 28: "Ich bin im Wahlfach Theater, um neue Fertigkeiten zu erlernen."
 
Nils Philipp, 18:"Hier bekommt man einen Einblick in die Arbeit der Theatermacher."
Nils Philipp, 18:"Hier bekommt man einen Einblick in die Arbeit der Theatermacher."
 
Lena Weinkauf,18: "Ich sehe die Aufführungen im Landestheater jetzt mit ganz anderen Augen."
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Nadja Appel,18: "Ich bin im Wahlfach Theater, weil es mir Spaß macht, aus dem Nichts eine Szene zu erarbeiten."
Nadja Appel,18: "Ich bin im Wahlfach Theater, weil es mir Spaß macht, aus dem Nichts eine Szene zu erarbeiten."
 
MarinaKrauß, Vorsitzende des Vereins Theater an Beruflichen Oberschulen
MarinaKrauß, Vorsitzende des Vereins Theater an Beruflichen Oberschulen
 
Lea Höppel, 18: "Im Wahlfach Theater lerne ich, über meinen eigenen Schatten zu springen."
Lea Höppel, 18: "Im Wahlfach Theater lerne ich, über meinen eigenen Schatten zu springen."
 

Die Regiomontanus-Schule Coburg richtet die Theatertage der Beruflichen Oberschulen aus. Die Organisatorin Marina Krauß sieht darin eine Chance für Chefs.

Wer Auszubildende sucht, muss gucken, wo er sie her bekommt. Manchmal müssen Unternehmer und Handwerker dazu den Blick über den fränkischen Tellerrand werfen. Die Regiomontanus-Schule Coburg bietet im April eine besondere Gelegenheit, randvolle Teller mit bayerischen Schmankerln vor Ort zu erhaschen.

Am 5. und 6. April finden in Coburg die Theatertage der Beruflichen Oberschulen statt. Zu diesem zweitägigen Treffen kommen seit einigen Jahren Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 25 Jahren aus ganz Bayern zusammen. Sie stehen kurz davor, ihr Fachabitur abzulegen, und werden im Anschluss daran entweder die Fachhochschulen besuchen oder auch einen qualifizierten Ausbildungsberuf ergreifen wollen.

Theater als Schulfach

"Diese Schüler kommen nicht von einem primär künstlerischen Zweig, sondern schwerpunktmäßig aus den Zweigen Wirtschaft und Verwaltung, Technik, Sozialwesen oder Gesundheitswesen. Zusätzlich qualifizieren sie sich dadurch, dass sie über Monate hinweg teamorientiert arbeiten und das Ergebnis dann auch öffentlich präsentieren", betont Marina Krauß, Vorsitzende vom Verein Theater an Beruflichen Oberschulen in Bayern und Lehrerin an der Regimontanus-Schule in Coburg.

Die engagierte Pädagogin sieht darin eine einmalige Chance für Unternehmen, auf sich aufmerksam zu machen und auf das große Angebot an Ausbildungsberufen in weltweit agierenden Betrieben hinzuweisen - beispielsweise durch eine Anzeige im Programmheft zu den Theatertagen.

Seit dem Schuljahr 2018/19 ist Szenisches Gestalten / Theater ein benotetes Wahlpflichtfach für die 12. Klassen der Beruflichen Oberstufen. Dafür hat Marina Krauß lange plädiert. "Ohne Kunst schwindet das Bewusstsein für Alternativen in allen Lebensbereichen. Die gesellschaftliche Klammer geht verloren. Gerade die Arbeit an einer eigenen Inszenierung auf der Bühne zeigt, dass es immer auch einen anderen gangbaren Weg gibt- eine Erkenntnis, die dem künftigen Ingenieur, Wirtschaftswissenschaftler und Sozialarbeiter weiterhelfen wird", ist Marina Krauß überzeugt. Umso erfreulicher sei, dass Theater jetzt als "richtiges Unterrichtsfach" bayernweit im Stundenplan etabliert werden konnte. Ein Wehmutstropfen: Wie auch Musik und Kunst fehlt die Möglichkeit, die Theater-Note in den NC- Schnitt einzubringen.

Coburg im "Rausch"

In Coburg ist das Fach Szenisches Gestalten/ Theater immer noch "nur" freiwilliges Wahlfach, da die Kombination zu selten gewählt wurde. Bedeutet im Klartext: Wer sich in Coburg dafür entscheidet, hat freitags in der 8. und 9. Stunde zwei Stunden Schule zusätzlich.

Zehn Theaterbegeisterte proben derzeit das Stück "Rausch" von Falk Richter. "Hier lerne ich über meinen eigenen Schatten zu springen", sagt Leo Höppel über den Unterricht. Und Nadja Appel ist dabei, weil es ihr Spaß macht, mit Freunden aus dem Nichts eine Szene zu erarbeiten. Aufgeführt wird zunächst ein 20-minütiger Ausschnitt aus der Produktion - anlässlich der Eröffnung der 7. Theatertage der Beruflichen Oberschulen (geschlossenen Veranstaltung). Am Freitag, 3.Mai, findet um 19 Uhr eine öffentliche Aufführung für alle Interessierten in der Aula am Plattenäcker statt.

Choreografie mit 170 Schülern

Nach Fürth, Nürnberg, Rosenheim, Amberg und im vergangenen Jahr Schwandorf ist heuer Coburg (letztmals 2013) Ausrichtungsort für die bayernweiten Theatertage. Katrin Lohbeck, Mitarbeiterin am Wissenschafts-und Kulturzentrum der Hochschule Coburg, wird im Rahmen des Forschungsprojekts "Schnittstellen zwischen Hochkultur und Kultureller Bildung" mit einer Kurzchoreographie, an der rund 170 Schüler beteiligt sind, die Theatertage eröffnen." Den Impulsvortrag dazu hält Professor Michael Heinrich, Sprecher des Forums Kultur in der Metropolregion und Dekan der Fakultät Design an der Hochschule Coburg.

Alle packen mit an

Die Vorbereitungen laufen bereits. Der Ablaufplan steht: Die Klassenzimmer werden am Freitag nach der 4. Stunde von den Schülern der Coburger FosBos geräumt; die Gastgruppen ziehen mit Iso-Matten und Schlafsack für ungefähr 30 Stunden ein. Die Essenversorgung für die insgesamt 200 Personen wird von einer Gruppe der benachbarten Berufsschule 1 und von der Staatlichen Berufsfachschule für Hauswirtschaft und für Kinderpflege gemanagt. Die verschiedenen Gruppen präsentieren am Freitagnachmittag und am Samstag durchgehend 20-minütige Ausschnitte aus ihren Produktionen und stellen sich anschließend der Kritik und den Fragen ihrer Mitstreiter.

Es ist kein Wettbewerb, es ist ein Schauen über den Tellerrand, eine Fortbildung für Schüler und Lehrer - eine Chance für Chefs.