Was hat Johann Casimir mit William Shakespeare zu tun? Was verbindet den Coburger Herzog mit dem britischen Dramatiker? Auf den ersten Blick recht wenig, auf den zweiten Blick immerhin das Geburtsjahr: 1564.
Genau dieses Geburtsjahr liefert den äußeren Anlass für eine postume Begegnung zwischen dem am 12. Juni vor 450 Jahren geborenen Regenten einer kleinen Residenzstadt und dem weltbekannten Dichter.
Schauplatz dieses fiktiven Aufeinandertreffens: der Coburger Marktplatz. Hier sollen Ende September das Leben Johann Casimirs und das Werk William Shakespeares theatralisch verquickt werden.
Freiluft-Theaterspektakel Darauf zumindest hofft die Historische Gesellschaft Coburg als Veranstalter eines Freiluft-Theaterspektakels unter besonderen Vorzeichen. Geschichte lebendig erfahrbar zu machen - das ist das Ziel dieses Spektakels, das sich - so Gert Melville als Vorsitzender der Historischen Gesellschaft - ganz bewusst an breite Zuschauerschichten wenden will. "Vielleicht kommen ja auch Leute, die sonst nicht ins Theater gehen", hofft Melville. Der Markt wurde mit Bedacht als Veranstaltungsort gewählt. Schließlich ließ Casimir hier einst seine Kanzlei (das heutige Stadthaus) errichten. Auf dem Markt veranstaltete er ehedem sogar Tierhatzen als Spektakel.
"Romeo und Julia" Ein Spektakel wollen auch diese abendlichen Theateraufführungen sein. "Das wird etwas Großes", ist Melville jedenfalls schon jetzt überzeugt. "Die Stelzer" nennt sich eine reisende Theatertruppe, die sich einer ganz speziellen Art der Darstellungskunst verschrieben hat. Denn diese Truppe spielt tatsächlich so, wie ihr Name schon andeutet - auf Stelzen.
Ihr Coburger Projekt klingt höchst ambitioniert und verspricht Theater mit doppelter Perspektive. Denn die "Stelzer" spielen eine reisende Theatertruppe, die zu Zeiten von Johann Casimirs Regentschaft nach Coburg kommen und dem Herzog Shakespeares berühmtestes Werk vorspielen - das Liebesdrama "Romeo und Julia". Mehr noch: Casimirs Leben mit seinen Niederlagen und Verwundungen, mit seinem Hexenverfolgungs-Wahn und seinem Ehedrama spielt hinein in diese Shakespeare-Tragödie.
Theater im Stil der italienischen Commedia dell'Arte versprechen die "Stelzer" - mit professioneller Licht- und Tonunterstützung, vor allem aber mit Stelzen, die es den Darstellern ermöglichen, sich mitten unter die Zuschauer zu begeben und trotzdem für alle sichtbar zu sein.
Casimir, Shakespeare und die Stelzer Die Termine Freitag, Samstag, 26. und 27. September, Beginn: 20.30 Uhr (Marktplatz Coburg)
Die Stelzer wurden 1983 als "Lechwehrtheater" gegründet und firmieren ab 1994 als "Die Stelzer". Mit der Entwicklung des Genres "Theater auf Stelzen" ist das Theaterensemble international bekannt worden. Die Schauspieler verlassen den geschlossenen Bühnenraum und spielen stattdessen inmitten des Publikums. Um dort sichtbar zu sein, agieren sie auf Stelzen bis zu einer Höhe von 1,60 Metern.
Unterstützt werden die Gastspiele der Stelzer auf dem Coburger Marktplatz durch die Stadt Coburg, die Niederfüllbacher Stiftung und die VR-Bank Coburg.