Welche Art von Ausweichspielstätte ist die beste Lösung für das Landestheater Coburg in der Zeit der Generalsanierung?
Eignet sich ein Theaterzelt als Notlösung für die Zeit der Generalsanierung in Coburg? Mit dieser Frage im Gepäck fährt am Freitag eine Coburger Delegation aus Theater- und Verwaltungsfachleuten sowie Fraktionsvertretern nach Landshut. Denn dort spielt das Landestheater Niederbayern seit Juni 2014 notgedrungen in einem Theaterzelt.
Der Grund: Das Stadttheater Landshut darf wegen gravierender baulicher Mängel nicht mehr genutzt werden. In Landshut will sich die Coburger Delegation vor Ort über die Nutzungsmöglichkeiten eines Theaterzeltes in Theorie und Praxis informieren. Deshalb steht am Abend auch der Besuch einer Aufführung des Schauspiels mit Musik "Die Comedian Harmonists" auf dem Programm.
Machbarkeitsstudie liegt vor
Im Grunde bieten sich dem Landestheater Coburg für die Zeit der Generalsanierung prinzipiell drei Varianten. Die konkreteste Option ist die Ertüchtigung der betagten Dreifachturnhalle am Anger. Dazu gibt es bereits eine Machbarkeitsstudie, die drei realisierbare Varianten auflistet und belegt, dass dort tatsächlich Theater gespielt werden kann - mit Orchestergraben und bei Bedarf sogar mit einem Bühnenturm. Von mehr als fünf Millionen Euro ist dabei die Rede - Kosten, die laut Finanzierungsvereinbarung zu 75 Prozent vom Freistaat Bayern übernommen werden.
Die Mitte Januar urplötzlich ins Spiel gebrachte zweite Variante ist eine Lösung, die bis Juli durch Projektarbeiten von Studenten der Hochschule Coburg gänzlich neue Optionen für eine Interimsspielstätte aufzeigen soll. Wie diese aussehen könnten, ist freilich noch völlig unklar. Die dritte und durchaus konkrete Option wäre ein Theaterzelt - eine Lösung, die unter dem Aspekt Kosten zuletzt doch wieder von verschiedenen Seiten ins Gespräch gebracht wurde.
"Schauspiel ist problematisch"
Die bisherigen Erfahrungen in Landshut sind freilich zwiespältig. Im Landshuter Theaterzelt, das gebraucht aus Heidelberg erworben wurde und auf dem Messegelände steht, werden die Sparten Oper, Operette, Musical und Schauspiel bedient - mit widersprüchlichen Ergebnissen.
"Das Theater dicht machen oder im Zelt spielen" - vor diese Alternative sah sich Landshut gestellt, weil das marode Theatergebäude keine Betriebserlaubnis bekam, wie Rudi Senff als Geschäftsführer des Landestheaters Niederbayern mit den Standorten Landshut, Passau und Straubing auf Nachfrage erklärt.
Der Umzug ins Theaterzelt hat weitreichende Auswirkungen auch auf den Spielplan. Akustisch überzeugende Resultate gibt es den Erfahrungen nach nur dann, wenn mit Headsets und Mikroports zur Tonverstärkung gearbeitet wird wie im Musical. "Schauspiel ist problematisch", räumt Senff ein. Aber nicht nur die Akustik ist heikel - auch die angemessene Temperierung des Zeltes bereitet Probleme.
"Im vergangenen Jahr hatten wir Glück mit dem milden Winter", sagt Senff. Denn in dem Theaterzelt trennen lediglich zwei Stoffbahnen den Zuschauerraum von der Außenwelt.
Umgekehrt drohen im Sommer unerträglich hohe Temperaturen. Weil das Theaterzelt nicht klimatisiert ist, musste im letzten Sommer sogar die Feuerwehr aushelfen, indem sie mit ihrer Entrauchungsanlage die heiße Luft aus dem Zelt absaugte. Durch Berieselung der Zeltoberfläche, so der Landshuter Theater-Geschäftsführer, soll es möglich sein, die Innentemperatur um bis zu vier Grad zu senken. Doch dann stelle sich die Frage: Wohin soll dieses kühlende Wasser abfließen?
Wo probt man vernünftig?
Auch die Lage am Stadtrand auf dem Messegelände macht sich negativ bemerkbar bei der Akzeptanz durch das Publikum, heißt es aus Theaterkreisen. Bei der Variante Theaterzelt kommen zudem weitere Probleme hinzu, räumt Rudi Senff ein: "Wo probt man vernünftig? Wo wird produziert?" Weil in Landshut bis auf den Bereich Werkstätten alle anderen Abteilungen direkt im Theatergebäude untergebracht werden, müssen die betroffenen Mitarbeiter nun in Containern arbeiten. Dennoch ist das Fazit von Rudi Senff unter den besonderen Voraussetzungen klar: "Besser so als gar nicht."
In Coburg allerdings gibt es zumindest eine ganz konkrete Alternative - die alte Dreifachturnhalle am Anger.
So geht es weiter beim Projekt Generalsanierung
Zeitplan Nach der vom Staatlichen Bauamt Bamberg vorgelegten Zeitplanung soll bis Ende des Jahres 2016 die Entwurfs- und Ausführungsplanung für die Interimsspielstätte vorliegen. Diese Ausweichspielstätte soll dann im letzten Quartal des Jahres 2017 bis zum dritten Quartal 2018 eingerichtet werden und damit zum Spielzeitauftakt 2018/2019 zur Verfügung stehen. Entsprechend soll dann die eigentliche Sanierung des Haupthauses im Herbst 2018 beginnen.