"Abzocke" und "Frechheit": Strom-Versorger Süc Coburg erhöht Preise um rund 80 Prozent - Kunden sauer

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Süc Coburg: Versorger erhöht Strompreis um knapp 80 Prozent - Kunden sollen "respektvoll" bleiben
Die Strompreise für Kunden der Süc Coburg sind zum 1. November 2022 massiv gestiegen.
Süc Coburg: Versorger erhöht Strompreis um knapp 80 Prozent - Kunden sollen "respektvoll" bleiben
SÜC Coburg

Die Süc Coburg hat zum 1. November 2022 ihre Strompreise drastisch erhöht - im Schnitt um rund 80 Prozent. Das sorgt besonders in den sozialen Medien für Unmut - der kommunale Versorger ruft deshalb zur Besonnenheit auf.

  • Süc Coburg mit deutlicher Strompreiserhöhung seit 1. November 2022
  • Grundversorgung und eigene Produkte: Preissteigerungen um rund 80 Prozent
  • "Ins Stromnetz eingespeist": Öko-Strom ebenfalls deutlich teurer - Versorger erklärt Grund
  • "In der Wortwahl vergriffen": Heftige Attacken in den sozialen Medien - Süc mit Appell

Seit Dienstag, 1. November 2022, müssen Kunden und Kundinnen der Süc Coburg für ihren Strom deutlich tiefer in die Tasche greifen als bisher. Im Schnitt haben sich die Preise aller Produkte des kommunalen Versorgers um rund 80 Prozent erhöht, wie ein Vergleich der Preistabellen zeigt. In den sozialen Netzwerken lassen einige Coburger und Coburgerinnen ihrer Wut über die explodierenden Kosten freien Lauf. Die Süc haben sich deshalb in einem Appell an die Öffentlichkeit gewandt - und eine Erklärung geliefert, warum etwa auch Ökostrom von den Steigerungen betroffen ist. 

Ökostrom um 87 Prozent teurer - so stark sind die Süc-Preise zum 1. November gestiegen

Als die Süc Coburg im April dieses Jahres eine Strompreiserhöhung zum 1. Juni 2022 ankündigt hatte, war es noch ein anderer Tonfall, den der kommunale Versorger in seiner Mitteilung wählte. Ein "Anstieg um 4,76 ct/kWh brutto" sei "eine wirtschaftliche Notwendigkeit im moderaten Rahmen", hieß es damals. Man liege damit immer noch "deutlich unter dem aktuellen Preisniveau des Marktes". Wenn die Süc-Kundschaft jetzt, Anfang November, einen Blick auf die Preistabellen wirft, klingt das fast schon wie Nostalgie. 

Denn am 1. November 2022 hat die Süc ihre Strompreise erneut erhöht - und das drastisch. So lag der Bruttopreis bei der Grundversorgung für Haushalte in Gemeinden mit einer Einwohnerschaft zwischen 25.000 und 100.000 Menschen in der Eintarifmessung zuvor bei 35,06 Cent pro Kilowattstunde, nach der Erhöhung sind es 62,67 Cent - rund 79 Prozent mehr. 

Auch der Tarif für bayerischen Ökostrom aus Wasserkraft, "Veste Strom Direkt", ist enorm in die Höhe geschossen. Zahlten Kunden und Kundinnen vor dem 1. November 2022 (Eintarif, ab 25.000-Personen-Kommune) noch 31,89 Cent pro Kilowattstunde, liegt der neue stolze Preis bei 59,5 Cent. Das entspricht einer Steigerung um rund 87 Prozent. Auch der jährliche Grundpreis ist bei diesen Parametern um rund 24 Euro gestiegen - ein Betrag, der mit Blick auf die monatlichen Abschläge eher verkraftbar erscheinen dürfte. 

"An der Börse gehandelt": Coburger Energieversorger reagiert auf Kritik - und erklärt Strompreisbildung

In lokalen Facebook-Gruppen wie den "Coburger Stadtgesprächen" hagelt es Kritik an der Süc. Versorger im Umkreis seien deutlich günstiger, heißt es unter anderem, von "Abzocke" und "Frechheit" ist die Rede. "Wir kennen die Einkaufspolitik anderer Versorger nicht und können uns dementsprechend dazu nicht äußern", erklärt eine Süc-Sprecherin im Gespräch mit inFranken.de. Sie sei sich "allerdings sehr sicher, dass spätestens zum 1. Januar die meisten Versorger ihre Preise deutlich erhöhen müssen".

Gleichzeitig hat das kommunale Unternehmen - auch als Reaktion darauf, dass viele Kunden und Kundinnen aktuell "verunsichert" seien, im Netz eine detaillierte Erklärung zu den neuen Preisen veröffentlicht. "Die Energiepreise in Deutschland gehen seit Monaten durch die Decke – das wissen wir alle und können es bald schon nicht mehr hören", heißt es. Die "Schuldigen" seien bekannt: "Natürlich der Ukraine-Krieg und seine wirtschaftlichen Folgen", so die Süc. Zudem seien auch der "Energiehunger der Asiaten, die sich immer weiter industrialisieren und die anziehende Konjunktur nach Corona" für die Preisexplosionen verantwortlich.

Um das Stromnetz stabil zu halten, fließe etwa auch "der Strom aus den beiden bayerischen Wasserkraftwerken", den die Süc in einem Produkt anbietet, "nicht direkt in die Häuser in Stadt- und Landkreis". Er werde "ins Stromnetz eingespeist und dann im nächsten Schritt an der Börse gehandelt". Dort passiere dann die Preisbildung. "Und der Börsenpreis, den auch wir bei Entnahme zahlen müssen, orientiert sich an dem Strom, der am teuersten produziert wurde", erklärt der Versorger. 

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"Mitarbeiter sind nicht für Börsenpreise verantwortlich": Süc Coburg ruft Kunden zu "respektvollem" Verhalten auf

"Oft ist das Kraftwerk, das als letztes zugeschaltet wird, um den Strombedarf in Deutschland zu decken, ein Gaskraftwerk. Gaskraftwerke stellen jedoch die teuerste Herstellungsart von Strom dar. Somit beeinflusst der aktuelle Gaspreis leider auch den Strompreis", heißt es weiter. Das Gleiche gelte auch für den regional produzierten Strom, da dieser "nur einen kleinen Teil des benötigten Stroms abdeckt". 

Der Versorger ruft deshalb die Kundschaft in einem Appell zur Besonnenheit auf - insbesondere im Umgang mit den Süc-Beschäftigten im Kundencenter. "Unsere Kollegen aus dem Kundenservice geben ihr Bestes, jede Anfrage von euch zu beantworten. Wir verstehen, dass euch die aktuelle Lage verunsichert, aber bitte denkt daran: Die Mitarbeiter sind nicht für die Börsenpreise verantwortlich und machen einen tollen Job", so das Unternehmen. Die Aufforderung: "Bitte bleibt respektvoll – gemeinsam finden wir eine Lösung."

"Wir haben derzeit ein sehr hohes Kundenaufkommen, weshalb es auch zu längeren Wartezeiten kommen kann. Da muss der ein oder andere auch mal 10 Minuten warten und ist ungeduldig", so die Süc-Sprecherin. Vorfälle wie Beschimpfungen oder Ähnliches habe es so direkt aber noch nicht gegeben. Anders als in den sozialen Medien: "Hier wurde sich bereits öfter in der Wortwahl vergriffen." Deshalb hätten sich die Süc letztlich entschieden, auch bei Facebook auf die Thematik hinzuweisen. 

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