Die Renovierung der Hassenberger Schlosskirche läuft in drei Phasen. Besonderes Augenmerk gilt der Stuckdecke.
Wann die Renovierung der Hassenberger Schlosskirche abgeschlossen sein wird, ist ungewiss. Geplant sind insgesamt drei Phasen: Erst soll die Außenfassade, dann die Grundmauern und schließlich noch die Stuckdecke saniert werden. "Nachdem im November 2016 ein Engelsflügel von der Stuckdecke gefallen war, stand fest, dass die Stuckdecke noch einmal begutachtet werden muss", erinnert sich Pfarrer Ronald Henke. Die Planungen für die Renovierung der Hassenberger Schlosskirche hatten zu diesem Zeitpunkt längst begonnen. Ein Fachmann hatte die Decke aus dem 17. Jahrhundert bereits begutachtet und festgestellt, dass einzelne Blüten locker sind und befestigt werden müssen.
Auf den Absturz des Engelsflügels folgten dann neue Gespräche mit dem Denkmalamt und der Landeskirche. "Infolge dessen wurde letzten Herbst ein Statiker beauftragt, der das Dachgedeck mithilfe eines Neigungswinkelmessers überprüft hat. So wurde herausgefunden, dass das Stahlgestänge und die Balken der Decke durch Unwetter und das Glockenläuten am meisten erschüttert werden", sagt Henke.
Mehrere Experten
Es folgte das Gutachten eines Experten für Glockenläuten. "Durch eine Turmschwingungsmessung konnte das Glockenläuten als Ursache für die poröse Stuckdecke ausgeschlossen werden. Da die Glocken an einem Stahlgerüst hängen, wird das Dach nicht durch das Läuten beeinflusst", erklärt Henke. Zwar weise der Kirchturm auch einige Risse auf, diese seien allerdings älter und verbreiteten sich nicht weiter. In der vergangenen Woche war nun Peter Turek, Restaurator für Wandmalerei, vor Ort. Der Forchheimer wurde damit beauftragt herauszufinden, wie die ganze Stuckdecke überhaupt befestigt ist und wo die Ursache für die Schäden liegt.
Im Inneren der Kirche wurde dazu ein Gerüst aufgestellt, das es ermöglicht, die komplette Stuckdecke der Kirche aus nächster Nähe zu begutachten. "Im Rahmen einer sogenannten Projektierung kontrolliere ich zunächst die Schadensursachen in der Stuckdecke. Parallel dazu führt die Architektin Ursula Huber eine Kartierung der Decke durch", erklärt Turek. Im Zuge dessen dokumentiert Huber sämtliche Risse und deren Verlauf sowie alle Hohlstellen, welche die Stuckdecke aufweist. Auch die Verformung der Decke habe laut Turek einen Einfluss auf das Schadensbild. Das Holztragewerk habe sich laut Restaurator unter anderem durch einige Reparaturen und die Feuchtigkeit verändert. "Die Verformung überträgt sich auf die Decke und verursacht dadurch Risse", erklärt er.
Lose Teilchen
Oberhalb der Stuckdecke, die laut Turek eine "hervorragende, erstklassige Konstruktion" der Brüder Castelli aus Italien ist, ist eine Schicht aus Schilf und Draht, an der der Stuck befestigt ist. Die Grundputzschicht, die den Stuck mit dem Schilf und dem Draht verbinden soll, ist allerdings porös, hier befinden sich Hohlräume und lose Teilchen. "Um die losen Teilchen und den Draht wieder zu binden, benötigen wir anorganisches Material. Dieses füllt zwar nicht die kompletten Hohlräume, aber es stoppt die Korrosion und umklammert die Schilfrohre", sagt Turek. Im Laufe der vergangenen Woche hat der Restaurator das alkalische Material bereits an einer Testfläche in die Stuckdecke gespritzt und anschließend eine Kontrollbohrung durchgeführt.
Da die Begutachtung der Stuckdecke durch Turek somit abgeschlossen ist, wird das Gerüst in der Kirche in den kommenden Tagen wieder abgebaut. Durch ein Netz, das unterhalb der Decke befestigt wird, kann dann wieder bedenkenlos Gottesdienst gefeiert werden. Henke, die Kirchenvorsteher und die Architekten der evangelischen Landeskirche München müssen nun gemeinsam den Bericht von Turek studieren und dann endgültig beschließen, was mit der Stuckdecke gemacht werden soll. Erst dann kann die Renovierung der Kirche angegangen werden. Zuerst soll die Schlosskirche von außen renoviert werden, im Zuge dessen werden das Dach und der Putz erneuert. Anschließend sollen die Grundmauern der Kirche verstärkt werden, erst zum Abschluss folgt dann die Renovierung der Kirche von innen.
So geht's weiter
Wann die Renovierung der Schlosskirche komplett abgeschlossen sein wird, ist derzeit noch ungewiss. "Bevor es mit der Renovierung losgehen kann, müssen wir zunächst die Maßnahmen vollständig planen, sonst erhalten wir keine Zuschüsse. Sobald die Maßnahmen zur Renovierung der Stuckdecke und die Finanzierung dann genau beschlossen sind, kann die Außenrenovierung beginnen", schildert Henke das weitere Vorgehen. 100 000 Euro muss die Kirchengemeinde selbst zu der Renovierung beitragen, da die Leute aus dem Dorf "mit Freude für ihre schöne Kirche spenden", sind dem Pfarrer der Kirchengemeinde zufolge bereits 60 000 Euro zusammengekommen.