Die Gegner der 380-kV-Leitung bündelten am Froschgrundsee ihre Kräfte bei einer gemeinsamen Kundgebung.
"Diese Leitung ist nicht grün, da soll Atomstrom aus Kaliningrad durchgeleitet werden", wetterte Petra Enders (Die Linke). Die Landrätin des Ilmkreises war nicht nur wegen solch klarer Worte die beeindruckendste Rednerin beim Ostermarsch der Initiativen gegen die geplante 380-kV-Leitung vom thüringischen Altenfeld nach Redwitz an der Rodach, der am Montag auf einer Wiese oberhalb des Froschgrundsees stattfand.
"Unser Widerstand ist berechtigt" Mit scharfen Worten und viel Herzblut machte sie ihrem Unmut über das Vorhaben Luft - zum siebten Mal, denn so oft fand bereits ein Ostermarsch der Trassengegner statt. Der jetzt in Rödental erwachte Widerstand war der Grund, dass die Veranstaltung erstmals in Bayern stattfand.
Petra Enders machte den rund 400 Teilnehmern Mut: "Unser Widerstand ist berechtigt, weil es Alternativen zu dem Projekt gibt." Mut und Hoffnung macht den Gegnern auch, dass die Klage des Landes Thüringen gegen die Trasse noch nicht entschieden ist.
Energiewende auch ohne Höchstspannungsleitung Grund genug für Anette Martin als Sprecherin der Initiative "Achtung Hochspannung" zur Unterstützung der Mitstreiter in Thüringen aufzurufen, denn: "Wenn die Leitung in Thüringen nicht kommt, dann wird sie auch bei uns nicht gebaut." Auch sie beharrte darauf, dass die Energiewende unbedingt auch ohne diese Höchstspannungsleitungen umgesetzt werden könnte.
Vorwurf an Konzerne Diese diene nur dem Zweck, die Stromerzeugung und alle damit verbundenen Gewinne auch beim Umstieg auf alternative Erzeugung in den Händen der
Konzerne zu lassen. Städte und Gemeinden oder ganze Regionen, die in der Energieversorgung autark seien, könnten nicht im Interesse der Konzerne liegen, so Martin.
Sie setzt wie viele Gegner des Projekts auf dezentrale Stromgewinnung. Eine entsprechende Planung müsse analysieren, wo und wie Strom erzeugt werden kann, wo Überschüsse entstehen, wo Defizite und wie diese ausgeglichen werden könnten. Auch dafür würden Leitungen gebraucht - aber nicht in diesem Umfang und mit diesem Leistungsvermögen, ist sie überzeugt.
Deutschland wird zum Stromtransitland Wie bei den Montags-Mahnwachen der vergangenen Wochen waren zahlreiche Mitglieder aus allen Fraktionen des Rödentaler Stadtrates gekommen.
Gisela Böhnel (Freie Wähler), Zweite Bürgermeisterin der Stadt, erinnerte daran, dass die Stadt von Anfang an die Stromtrasse abgelehnt hat und, wie der Landkreis, an den Kosten für das Gegengutachten von Lorenz Jarras beteiligt war. Ein Gutachten, das zu dem Ergebnis kam, dass die Leitung nicht gebaut werden müsste, um die georderten Strommengen zu transportieren. Nach Böhnels Informationen sollen bis 2022 noch 51 neue Höchstspannungstrassen gebaut werden, die zusammen 2800 Kilometer lang wären. Für Böhnel ein Beweis, dass Deutschland "Transitland für den europäischen Stromhandel" werden soll. Die Vorgabe der Regierung von Oberfranken, die Stromleitung mit anderen Trassen wie Autobahn und ICE zu bündeln nannte Böhnel "eine Frechheit".
Protest bei Bier und Bratwurst Die seit Wochen regelmäßig stattfindenden Demonstrationen
gegen das Vorhaben erreichten mit dem Ostermarsch ihren vorläufigen Höhepunkt. Bei Bier und Bratwurst, Kaffee und Kuchen begegneten sich Gegner des Vorhabens überregional und tauschten sich über ihre jeweiligen Initiativen aus. Die regionalen Gegner aus dem Coburger Land hatten Postkarten mitgebracht, die die Besucher unterschreiben konnten. Sie sollen gesammelt an Oberfrankens Regierungspräsidenten Wilhelm Wenning in Bayreuth überreicht werden.
Ungewöhnliche Plakate Zahlreiche Plakate und Spruchbänder taten die Meinung der jeweiligen Verfasser kund. Darunter auch eines, das bisher noch nicht bei den Mahnwachen aufgetaucht war. Darauf wirbt die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands für ihre "sozialistische Alternative" mit erneuerbaren Energien als Kreislaufwirtschaft.
Auf einem Bild im Tageblatt war ein Wahlplakat der MLPD in zentraler Polsition für alle sichtbar mit abgebildet.
Ist das Euer Ernst?? (rot-grün-bewegte - und Journalisten) Hat man sich nicht kundig gemacht? Das sind schlimmere Faschisten als die NPD geggen die wenige Kilometer weiter mittels Steuermitteln opponiert wird. Die MLPD tritt 'offen' für die Abschaffung unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung ein!!
Warum tut man sich mit Faschisten zusammen und stellt sie noch au'fs Bild? Was ist mit dem "bunten Widerstand"? Heiligt der (wohl scheinheilige) Zweck nun schon jedes Mittel?
Auf Wikipedia die Einschätzung des Verfassungsschutzes zur MPLD:
Zitat:
"Die MLPD wird regelmäßig wegen des Verdachts auf verfassungsfeindliche Aktionen von Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder beobachtet. Nach dabei gewonnenen Erkenntnissen versucht die MLPD beispielsweise die sich gegen die Hartz-IV-Gesetzgebung wendenden Proteste und Initiativen zu nutzen, um verfassungsfeindliche Ideen zu verbreiten. Sie wird vom nordrhein-westfälischen Landesinnenministerium als „politisch kaum wahrnehmbare Splittergruppierung“ eingestuft, die sogar innerhalb des linksextremistischen Spektrums durch „ihre ideologische Formelhaftigkeit“ und einen „sektenähnlichen Charakter“ weitgehend isoliert sei"
...verfassungsfeindlicher, sektenähnlicher Charakter also - na denn.
... ein offensichtlich recht aufmerksamer Redakteuer!
Von meinem Sitzplatz aus konnte ich ein solches Plakat nicht wahrnehmen - und ich hatte einen sehr guten Platz.
Protestiert wird gegen alles, wenn's einen mal selber trifft. Wenn man die Kernkraftwerke abschafft muss man halt nun einmal Stromtrassen schaffen. Bei uns wird auch der ICE durchfahren ohne in unserem Ort anzuhalten. Das mutet nach dem vilzitierten Floriansprinzip an: "Verschon mein Haus, zünd' andere an ...."
Und dass dann in unserem Land immer die Konzerne schuld sein sollen. Typisch politisch angeheizte Protestaktion. Diese stereotypen Propagandasprüche erinnern mich stark an Schnitzlers schwarzen Kanal. Aber da wollen die Altfunktionäre ja auch wieder hin.
Die anwesende Politprominenz kannte ich aus meiner Tageszeitung und so konnte sie genau zuordnen. CSU, Freie Wähler, SPD, Grüne, Linke, zu jeder Partei fand ich ein Gesicht - wobei die Anzahl in der Reihenfolge der Aufzählung abnahm (nur mit der FDP tat ich mich ehrlich schwer). Zu Extremen von Links (oder Rechts) kann ich nichts sagen. Solche kenne ich nicht und die gehören ja auch nicht in die Zeitung.
Einige weitere Besucher sind mir auch persönlich bekannt. Als Lehrer, Anwalt, Landwirt, Krankenschwester, Pfarrer, Ingenieur, Schlosser, Hausfrau/-mann, Sekretärin, Unternehmer, Beamter (Aufzählung ließe sich noch fortführen) verdienen sie Ihren Lebensunterhalt.
Jedenfalls habe ich den Eindruck, dort einen kompetenten Querschnitt aus Politik und Bevölkerung angetroffen zu haben.