Das Landratsamt Coburg hat den Vollzug der Baugenehmigung ermöglicht - mit dem Bau einer Mastgeflügelanlage im Ahorner Gemeindeteil Wohlbach könnte sofort begonnen werden. Die Gemeinde will dies nun mit einem Eilantrag verhindern.
Die Bagger für den Bau einer Mastgeflügelanlage im Ahorner Gemeindeteil können anrollen. So sieht Bürgermeister Martin Finzel (parteilos) die Entscheidung des Coburger Landratsamtes, den - so heißt es im Rechtsdeutsch - "sofortigen Vollzug" der Baugenehmigung durch Thomas Ritz zuzulassen. Doch Finzel geht dagegen an: Noch gestern Abend stellte die Gemeinde beim zuständigen Verwaltungsgericht den Antrag, die Vollziehung des Bescheides auszusetzen.
Martin Finzel ist entsetzt. Nicht unbedingt über das, was im Landratsamt entschieden wurde. Sondern mehr über das Wie. Per Abschrift wurde der Gemeinde lapidar mitgeteilt, dass die sofortige Vollziehung der Bau-Erlaubnis möglich ist. Ein Sinneswandel der Landkreisverwaltung (die noch im Februar eben jene Vollziehung untersagte), die den Bürgermeister völlig unvorbereitet traf. "Wir hatten uns auf einen Weg geeinigt", sagt Finzel und pocht auf den Tisch. Das Verwaltungsgericht solle entscheiden, wie es mit dem Bauantrag von Thomas Ritz weitergehen soll. Darauf habe man sich in der Gemeinde - die aufgrund massiver Probleme am "Bayerischen Berg" die Verkehrserschließung der Hühnermastanlage als nicht gesichert ansieht - verlassen.
Und nun das. "Es gehört sich einfach nicht", sagt Finzel.
"Es gehört sich nicht, dass man vorher nicht mit uns spricht." Hier wundert sich der Bürgermeister auch ein bisschen über sein Verhältnis mit dem neuen Landkreis-Juristen Steffen Nickel, der als Abteilungsleiter über die Entscheidungen zur Hühnermastanlage Bescheid weiß. Mit ihm teilt Finzel den Vorsitz einer Arbeitsgruppe im "Moro"-Projekt und hätte sich deshalb schon ein offenes Wort erwartet. Aber nichts dergleichen, schimpft der Bürgermeister: "Das Landratsamt hat die Interessen der Gemeinde einfach weggewischt."
Ritz will sich Zeit lassen Nun können also die Bagger rollen. Oder, besser: Sie könnten. Denn Bauherr Thomas Ritz wird die Möglichkeiten, die ihm die Entscheidung des Landratsamtes gegeben hat, nicht nutzen. Das versicherte der Landwirt gestern dem Tageblatt auf Nachfrage: "Die Bagger werden heute und morgen nicht kommen - auch wenn es rechtlich möglich wäre." Am grundsätzlichen Zeitplan hat sich für Ritz auch nach der Entscheidung des Landratsamtes nicht viel geändert. Er geht davon aus, im kommenden Jahr mit dem Bau seiner Mastanlage beginnen zu können. "So ist der Zeitplan", sagt Ritz. Und eben jener Zeitplan sei der Gemeinde auch ganz genau bekannt.
Der Sonneberger Rechtsanwalt Alexander Reitinger wird als Berater der Gemeinde in Zukunft dennoch genau darauf achten, was in Wohlbach passiert.
Sollten die Bagger wirklich rollen, müsse die Gemeinde eben über den Eilantrag hinaus sofort den telefonischen Kontakt mit dem Verwaltungsgericht suchen. Dieses müsse dann zwischen den Interessen der Gemeinde und des Bauherrn abwägen. Reitinger ist überzeugt, dass die Bedenken der Gemeinde zu groß sind, als dass der Bau weitergeführt werden könnte. Zentraler Kritikpunkt ist und bleibt für ihn der "Bayerische Berg". Dieser sei für den Lkw-Verkehr zur Hühnermastanlage nie und nimmer ausgelegt. "Wenn die Straße dann kaputt ist, hat die Gemeinde den Schaden", erklärt der Rechtsanwalt. Wie hoch dieser ausfallen würde, kann der Bürgermeister nur grob abschätzen: "100 000 Euro - mindestens."
Lesen Sie mehr dazu - unter anderem eine ausführluche Stellungnahme des Landratsamts - am Mittwoch im Coburger Tageblatt (Printausgabe)