Steinweg: Coburgs OB liebäugelt mit Videoüberwachung

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Tagüber Einkaufsstraße, nachts Kneipenmeile - und rund um die Uhr Fußgängerzone: der Steinweg.
Tagüber Einkaufsstraße, nachts Kneipenmeile - und rund um die Uhr Fußgängerzone: der Steinweg.

Es gibt viele Ideen, die Coburger Kneipenmeile sicherer zu machen. Eine Variante schließt der Stadtrat aber aus: Autos kommen nicht wieder rein. Verschoben wurde am Donnerstag die Entscheidung über eine Verlängerung der Sperrzeit.

Mann stirbt nach Auseinandersetzung in Bar in Coburg Über die von der CSU beantragte Verlängerung der Sperrzeit - wonach Kneipen künftig von 2 bis 6 Uhr geschlossen haben müssten - wird der Stadtrat erst im September entscheiden. Darauf verständigten sich am Donnerstag alle Mitglieder des Gremiums aus mehreren Gründen. Unter anderem erscheinen aussagekräftige Lärmmessungen erst ab den wärmeren Monaten sinnvoll, wenn sich ein Großteil des Trubels auch wieder vor den Kneipen abspielt.

Ohnehin müssen bei diesem Thema viele komplizierte Rechtsfragen beachtet werden. So wäre eine Verlängerung der Sperrzeit wohl nie für den gesamten Stadtbereich durchsetzbar, sondern nur für ein bestimmtes Gebiet. Die CSU war deshalb zum Kompromiss bereit, ihre Forderung auf ein Areal zu beschränken, das den Fachbegriff "Sipco" (steht für: "Sicherheit und Prävention in Coburg") trägt und grob den Steinweg, die Spitalgasse und den Markt plus jeweils die Seitengassen umfasst.

Schluss mit "Remmidemmi"
Grundsätzlich bleibt es aber nach den Worten von Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) oberstes Ziel, andere Maßnahmen zu ergreifen, die Coburgs Kneipenmeile sicherer und somit eine Verlängerung der Sperrzeit überflüssig machen. Er schlug deshalb vor, bis September auch über eine mögliche Videoüberwachung nachzudenken. Eine Komplett-Überwachung, noch dazu durch die Stadt, sei rechtlich nicht möglich. Doch einzelne Hausbesitzer dürften sehr wohl Kameras installieren, um ihr Eigentum zu überwachen und zu schützen. "Die Erfahrung in anderen Städten zeigt nun einmal, dass es dort, wo es Videoüberwachung gibt, Schluss ist mit Remmidemmi", so Kastner.

Wolfgang Weiß (Grüne) sprach sich sofort gegen eine Videoüberwachung aus. Auch deshalb, weil im Zweifelsfall die Täter auf den Kamerabildern doch ohnehin nur "Kapuzen tragende Jeansträger" erkennbar seien.
Hans-Herbert Hartan (CSU) zeigte sich erfreut, dass die Stadtverwaltung - ausgelöst durch den CSU-Antrag - ihre "Laissez-faire-Haltung" aufgegeben habe und nun auch verstärkt die Gastronomen im Steinweg kontrolliere. "Wir sind auf einem guten Weg", sagte Hartan und war deshalb auch einverstanden, mit einer Sperrzeit-Entscheidung bis September zu warten.

Abgelehnt wurde hingegen der CSU-Vorstoß, zumindest den unteren Teil des Steinwegs wieder für Autos zu öffnen. Kai Holland vom Ordnungsamt hatte aufgezeigt, warum man glaube, dass dadurch sogar eher noch mehr Probleme entstehen könnten: "Der Lärm nimmt zu, alkoholisierte Fußgänger könnten mit Autos zusammenstoßen und außerdem wären Sachbeschädigungen an parkenden Autos zu befürchten." Tagsüber könnten durch den Durchgangsverkehr zwar die Kundenfrequenz gesteigert werden - doch durch den Park-Such-Verkehr würde auch viel unnötiger Verkehr in den Steinweg gezogen.Fazit Kai Holland: "Für ein gutes Miteinander im Steinweg ist eine Fußgängerzone die beste Wahl." Hans-Herbert Hartan sah das nicht ganz so und bat deshalb darum, über seinen Steinweg-Antrag, der aus Sperrzeit-Verlängerung und Öffnung für Autos bestand, getrennt abzustimmen. Ergebnis: Mit einer Verschiebung des Sperrzeit-Themas auf September waren alle einverstanden. Beim Beschluss, den Steinweg als Fußgängerzone zu erhalten, gab es neun Gegenstimmen, und zwar von CSU, FDP und Jungen Coburgern.