Steiner soll in Rödental kandidieren

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Marco Steiner (Mitte) bei einer Demo gegen die 380 kV-Leitung im Coburger Land. Er wird als Kandidat der Freien Wähler für das Amt des Bürgermeisters in Rödental gehandelt. Foto: Rainer Lutz
Marco Steiner (Mitte) bei einer Demo gegen die 380 kV-Leitung im Coburger Land. Er wird als Kandidat der Freien Wähler für das Amt des Bürgermeisters in Rödental gehandelt. Foto: Rainer Lutz

Der Vorsitzende der Kreistagsfraktion der Freien Wähler, Gerold Strobel, bringt Marco Steiner als Bürgermeisterkandidat für Rödental ins Gespräch.

Ungewöhnlich sei es, dass sich die Kreistagsfraktion der Freien Wähler in diesem Jahr in Rödental treffe, gab Fraktionschef Gerold Strobel am Freitagabend im Gasthof Grosch zu. Es gebe aber einen guten Grund. Schließlich stehe im kommenden Jahr die Kommunalwahl an. Und in Rödental sei klar, dass Amtsinhaber Gerhard Preß (CSU) nicht mehr antreten könne. "Da kann man ruhig schon mal andeuten und unterstreichen, dass die Freien Wähler da einen guten und aussichtsreichen Kandidaten haben", sagte Strobel mit Blick auf Marco Steiner. Der (Fraktionsvorsitzender der FW im Stadtrat) kommentierte nicht, dementierte aber auch nicht.

Es war der Auftakt zu einer Veranstaltung mit einer ganzen Reihe von Fachreferaten an diesem Abend, der die Fraktion auf die Arbeit im Vorwahljahr einstimmen sollte.
Kaum hatte Seßlachs Bürgermeister und stellvertretender Landrat Hendrik Dressel seinen Part abgeschlossen, der Wirtschaftsthemen galt, konnte sich Gisela Böhnel als Zweite (nicht Dritte, wie Gerold Strobel versehentlich gesagt hatte) Bürgermeisterin von Rödental eine geharnischte Antwort nicht verkneifen. Das lag daran, dass Dressel im eifrigen Wunsch nach Wirtschaftsfreundlichkeit ("Alle Investitionen der Gemeinden hängen vom Wohl und Wehe der freien Wirtschaft in der Region ab") forderte, weniger Widerstand gegen Bauvorhaben zu leisten. Kaum solle irgendwo eine Straße oder Eisenbahntrasse, ein Stall oder ein Gewerbebetrieb gebaut werden, bilde sich eine Bürgerinitiative dagegen. "Man muss auch mal bauen lassen", forderte er. Die Region brauche einen Verkehrslandeplatz und einen Lückenschluss der Bahn nach Thüringen.

Ärger über Tennet

Gisela Böhnel, die wenige Tage zuvor an der Seite der Weißenbrunner Bürger gegen die 380 kV-Leitung demonstriert hatte: "Ja, aber ich bin kein Depp, der alles abnickt, nur weil die das wollen!" Sie verlange, dass ihr die Notwendigkeit einer Höchststromtrasse offen und ehrlich erklärt wird - und ebenso, warum gerade die Trasse über den Froschgrundsee die einzig richtige sein soll. Das sei bisher nicht geschehen.

Hans-Joachim Lieb, der sich mit sozialpolitischen Themen beschäftigt hatte, regte die Schaffung eines Fallmanagers an, der von caritativen Verbänden eingesetzt werden könnte, wenn ein Pflegefall eintritt und die Angehörigen oft Tage im Beruf ausfallen, um alles zu regeln. Das entlaste die Wirtschaft. Ebenso könnten Pflegeeinrichtungen Plätze für Firmen reservieren und dann zur Verfügung stellen, wenn der Angehörige eines Mitarbeiters einen Platz braucht. Die Firmen könnten sich dafür am Defizit der Einrichtung beteiligen.

Im Bildungssektor sprach er sich für kostenlose Kindergartenplätze, mehr Lehrer an allen Schultypen und kostenfreie Ausbildung für Alten und Krankenpfleger aus: "Es ist mit völlig unverständlich, dass für Mangelberufe mehrere Hundert Euro pro Lehrjahr verlangt werden. Auch die oft teure Meisterausbildung brauche Entlastung.
Regelrecht in Rage brachte es Ebersdorfs Bürgermeister Bernd Reisenweber, dass Landwirte per Gesetz die Einnahmen aus einem Verkauf von Grundstücken, etwa für ein Gewerbegebiet, in Fläche reinvestieren müssen.

Andernfalls würden sie mit einem Steuersatz von bis zu 48 Prozent belegt. "Wir bekommen doch keine Flächen mehr für Ansiedlungen!", wetterte er. Die Landwirte hätten nach dem Verlust von Hunderten Hektar für ICE-Trasse, Autobahn, Umgehung von Rödental und den dazu gehörigen Ausgleichsflächen schon keinen Quadratmeter mehr übrig. Dazu komme Konkurrenz privater Interessenten, die Grundstücke nachfragen wie nie zuvor.

Einen fertigen Antrag brachte Weitramsdorfs Bürgermeister Christian Gunsenheimer mit. Ihm geht es um die Klärschlammverwertung. Seine Idee ist eine Verwertungsanlage für die Region. Klärschlamm, der auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht wird, bedrohe die Gewässer. "Im Rhein-Wasser kann schon jetzt der Wirkstoff Diclofenac nachgewissen und es finden sich Hormone", erklärt er das Problem.

Antrag zum Schlamm

In einer Verwertungsanlage könnte getrockneter Schlamm verbrannt werden. Dabei werde Energie und Wärme gewonnen. Gleichzeitig würden die Schadstoffe zerstört. Vor allem aber könnte aus der Asche Phosphat zurückgewonnen werden. "Die Phosphatvorräte auf der Erde reichen nur noch 40 Jahre", unterstrich er die Bedeutung des Rohstoffs.

Hans Lotter sprach sich für einen sinnvolleren Umgang mit Flächen aus. Das Einkaufsgebiet auf der Lauterer Höhe hätte seiner Meinung nach den Platz der alten BGS-Kaserne einnehmen können. Dann wäre die Brache genutzt worden und die Ackerflächen hätten weiter der Landwirtschaft zur Verfügung gestanden.

Mit dem drohenden Mangel an Fachkräften hatte sich Ernst-Wilhelm Geiling beschäftigt. Er beklagte, dass die Qualität der jungen Leute, die sich für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden nach seiner Beobachtung seit den 90er Jahren stark rückläufig ist.