Die Mezzosopranistin Stefanie Schmitt präsentiert gemeinsam mit dem Pianisten Antonio Grimaldi einen ungewöhnlichen Liederabend in der Coburger Reithalle.
Das Musikleben bietet manche Merkwürdigkeiten. Warum eigentlich stehen so selten Werke von Komponistinnen auf den Programmen? Weil es (relativ) wenig komponierende Frauen gab in den vergangenen Jahrhunderten?
Weil ihre Werke qualitativ mit den unbestrittenen Meisterwerken nicht mithalten können? Oder weil Frauen allzu lange und allzu pauschal die kompositorische Kreativität grundsätzlich abgesprochen wurde? Ein Liederabend in der Coburger Reithalle geriet jedenfalls zum nachdrücklichen Plädoyer zumindest für zwei Komponistinnen: Clara Schumann und Fanny Hensel.
Gemeinsam mit dem Pianisten Antonio Grimaldi hatte die Mezzosopranistin Stefanie Schmitt ein Programm unter dem Motto "Frauen - Lieder, Liebe, Leben" erarbeitet, das gleich in mehrfacher Hinsicht Klischees in Frage stellte. Clara Schumann und Fanny Hensel - zwei Musikerinnen des 19. Jahrhunderts, die im 19. Jahrhundert zwar bestens bekannt waren, als Komponistinnen gleichwohl nicht ernst genommen wurden.
Einfühlsam gestaltet
Mit Rückert-, Heine- und Geibel-Vertonungen war Clara Schumann in mehreren Programm-Blöcken vertreten. Dass die als Pianistin gefeierte Clara Schumann als Komponistin Gespür für feine lyrische Ausdrucksnuancen besaß, demonstrierte Stefanie Schmitt mit ihren einfühlsamen und stilsicheren Interpretationen.
Die im Chor des Landestheaters engagierte Mezzosopranistin ist in der Region auch durch Auftritte in vielen Kirchenkonzerten bestens bekannt. Als Liedinterpretin weiß sie durch ihre gestalterische Sorgfalt zu überzeugen, mit der sie die Lieder stets sensibel textbezogen und mit durchweg prägnanter Artikulation gestaltete. Gerne wählte sie ruhige Tempi, um die lyrischen Qualitäten der Lieder regelrecht auszukosten.
Ihr stets sicher geführter Mezzosopran spricht in allen Lagen gleichermaßen gut an und ist zudem dynamisch flexibel einzusetzen. Mit einer Auswahl aus verschiedenen Liedsammlungen machte Stefanie Schmitt hörbar, dass Fanny Hensel, die ältere Schwester Felix Mendelsohn Bartholdys, eine kompositorische Handschrift besitzt, die bei allen Ähnlichkeiten mit dem Stil ihres Bruders durchaus eigene Akzente besitzt.
Der Pianist Antonio Grimaldi hat sich in der Coburger Reithalle schon wiederholt als überaus sensibler Kammermusiker und einfühlsamer Liedbegleiter bewährt.
Erneut beeindruckte sein Gespür für die perfekte Balance zwischen klar konturierten instrumentalen Linien und Farben und der Rücksichtnahme auf die Gesangsstimme. Farbenreich differenziert gestaltete Grimaldi die Klavierpart, ohne dabei je in die Gefahr zu geraten, die Gesangsstimme zu übertönen oder zum Forcieren zu zwingen.
Begeisterter Beifall
Besonders eindringlich geriet der Dialog zwischen Gesangsstimme und Klavier in Robert Schumanns Zyklus "Frauenliebe und -leben". Mit ausdauernd begeistertem Beifall erklatschte sich das Publikum schließlich noch zwei Zugaben.
Aus dem Leben einer Sängerin
Stefanie Schmitt studierte Kirchenmusik an der Musikhochschule Köln, wo sie auch ihre Gesangsausbildung absolvierte. Als 1. Altistin ist sie im Chor des Landestheaters Coburg engagiert und tritt in der Region regelmäßig als Solistin in kleineren Rollen auf der Opernbühne sowie bei Oratorienkonzerten und Liederabenden hervor.