Wie Nils Wülker und das Philharmonische Orchester des Landestheaters unter Daniel Carter bei "It'z Jazz" das Publikum faszinieren.
Pandemie-Zeiten sind Zeiten erzwungener Veränderungen - auch im Kulturleben. Manchmal ermöglichen sie aber auch - bei allem äußeren Abstand - künstlerische Begegnungen, die es sonst vielleicht nicht gegeben hätte.
Zum Beispiel die Begegnung des Philharmonischen Orchesters mit dem Jazz-Trompeter Nils Wülker bei "It"z Jazz" im Landestheater. Denn die Pandemie war im vergangenen Herbst Auslöser für die erstmalige Zusammenarbeit zwischen dem Landestheater und Coburg Marketing bei diesem damals kurzfristig in Gemeinschaftsarbeit organisierten Jazz-Festival unter der künstlerischen Leitung von Antoinetta Bafas.
Zweite Zusammenarbeit
Der Erfolg im Herbst machte Mut für eine zweite Zusammenarbeit - diesmal mit Nils Wülker. Nach dem Eröffnungsabend auf der Freilichtbühne im Hofgarten mit seiner Band erprobte der Startrompeter tags darauf das Zusammenspiel mit dem Philharmonischen Orchester unter seinem neuen Generalmusikdirektor Daniel Carter im Großen Haus des Landestheaters.
Im Gepäck hatte Wülkers für diesen Auftritt Stücke seines in Lockdown-Zeiten entstandenen Studio-Albums "Up" - für diesen Abend freilich in Gestalt von raffinierten orchestralen Arrangements des schwedischen Komponisten Hans Ek. Wülkers Stücke auf "Up" haben keine Angst vor eingängigen melodischen Formulierungen oder vermeintlichem Mainstream-Gestus. Sie erreichen die Zuhörer ganz ohne Umwege durch ihre unverstellte Ausdruckskraft.
Philharmonisches Orchester wird zur Bid Band
Mühelos intonierte schlanke Spitzentöne, schwebende Klanggirlanden, weiche Kantilenen in der Mittellage - Nils Wülker hat als Interpret im Wechsel auf Trompete und Flügelhorn alles parat, um gemeinsam mit seinem fabelhaften Pianisten Jan Miserre faszinierend intensiv mit dem Philharmonischen Orchester des Landestheaters zu dialogisieren.
Genauer: mit der Philharmonischen Big Band des Landestheaters. Denn im Grunde als eine Art Big Band agierten die etwa zwei Dutzend Instrumentalisten des Orchesters, auch wenn sie - mit weiten Abständen auf der großen Bühne platziert - streicherlastiger formiert waren als eine klassische Big Band.
Daniel Carter als Band-Leader
Bei seinem ersten Live-Konzert als neuer GMD des Landestheaters agierte Daniel Carter als souveräner Band-Leader, fächerte das differenziert angelegte Klangspektrum bemerkenswert weit auf mit zarten Farbtupfern der Holzbläser, bei Bedarf perkussiven Akzenten der Streicher - und stets ganz selbstverständlich bestens abgestimmt mit Wülker und Miserre. Symphonische Klangfülle und Jazz-Gestus - an diesem Abend ergänzten sie sich scheinbar mühelos.
Kurze Zugabe
Heftiger Applaus für einen außergewöhnlichen Auftritt im Landestheater wurde schließlich noch mit einer kurzen Duo-Zugabe von Miserre und Wülker belohnt.
Aus dem Leben eines Star-Trompeters
Nils Wülker hat sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten als einer der erfolgreichstnen Jazztrompeter und -komponisten in Europa etabliert. Seit er 2013 mit dem Echo Jazz als "Instrumentalist des Jahres" ausgezeichnet wurde, sammelte er viele weitere Preise ein. Gleich viermal gewann er den German Jazz Award in Gold. Als Gastsolist spielte er einer Reihe von Stars zusammen. Seine aktuelle CD "Go", in der Corona-Zeit enstanden, bietet Elektro-Jazz. Nils Wülker versteht sich als Grenzgänger zwischen verschiedenen musikalischen Genres. Im April 2019 war Wülkers erstmals in Coburg zu Gast - damals mit seiner Band auf der Bühne von "Leise am Markt".
