Stadt Coburg hat selbst Anzeige erstattet

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Coburger Bratwürste werden traditionell über Kiefernzapfen gebraten.Sind sie der Grund für erhöhte Benzo[a]pyren-Werte? Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft. Symbolbild: David Ebner/dpa
Coburger Bratwürste werden traditionell über Kiefernzapfen gebraten.Sind sie der Grund für erhöhte Benzo[a]pyren-Werte? Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft. Symbolbild: David Ebner/dpa

Nachdem festgestellt worden war, dass beim Braten der Coburger Spezialität krebserregende Stoffe entstehen, wurde entsprechend der Strafprozessordnung die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Aber hat die Stadt auch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mit der Prüfung beauftragt?

"Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir die Staatsanwaltschaft eingeschaltet haben", sagt Stadt-Pressesprecher Michael Selzer auf die Frage des Tageblatts, ob die Stadt Strafanzeige gegen drei Coburger Bratwurstbrater erstattet hat. Gleiches hatte Bayerns Justizminister Winfried Bausback dem CSU-Landtagsabgeordneten Jürgen W. Heike auf eine entsprechende Anfrage mitgeteilt. Der Minister ergänzt, dass die Stadt nach dem sogenannten Legalitätsprinzip (Paragraf 152 der Strafprozessordnung) zur Anzeige verpflichtet gewesen sei.

"Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hatte uns mitgeteilt, dass bei drei Proben von Coburger Bratwürsten, die auf traditionelle Weise gebraten wurden, die Grenzwerte massiv überschritten wurden und eine Gesundheitsgefährdung möglich ist", erläutert Michael Selzer.


Zur Erinnerung: Es ging dabei um die Werte für Benzo[a]pyren, das beim Grillen über Kiefernzapfen oder Holzkohle entsteht. Werden dabei Grenzwerte überschritten, dann kann die Substanz Krebs erregen. Das Landesamt hatte die Vermutung geäußert, dass das Braten über Kiefernzapfen die erhöhten Werte verursacht. "Es gab also einen begründeten Anfangsverdacht und damit die Verpflichtung, die Ergebnisse der Untersuchung an die Staatsanwaltschaft weiterzugeben. Von dort erhielten wir die Aufforderung, Strafanzeige zu erstatten. Ansonsten hätten wir uns selbst strafbar gemacht."

Diese Aussage bestätigt auch der Leitende Oberstaatsanwalt Anton Lohneis. Wie Michael Selzer außerdem mitteilt, habe die Regierung von Oberfranken die Vorgehensweise der Stadt Coburg ausdrücklich gelobt.
Steht noch die Frage im Raum, wie das Landesamt darauf gekommen ist, ausgerechnet die Coburger Bratwürste, die bis dato nicht beanstandet wurden, einer Prüfung zu unterziehen.

Winfried Bausback äußert sich dazu in seinem Brief nur sehr vage: "Völlig unabhängig von einer strafrechtlichen Prüfung stellen sich aber wohl in erster Linie Fragen der Lebensmittelsicherheit und des Gesundheitsschutzes, denen sich die Stadt Coburg in eigener Zuständigkeit stellen müsste. Ob sie das - vor der Anzeige, was eigentlich zu erwarten wäre - getan hat, entzieht sich meiner Kenntnis." Hat also die Stadt selbst das Landesamt beauftragt? Das bestreitet Michael Selzer vehement.

Überprüfung Teil des Probenplans

"Im August hat die Lebensmittelüberwachung der Stadt den Probenplan des Landesamts bekommen. Dort war unter anderem auch die Überprüfung der Bratwürste enthalten", erläutert der Pressesprecher. Es sei eine gängige Praxis, dass die Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung die Proben ziehen und sie an das Landesamt schicken. Das hätten sie auch diesmal getan, erläutert Michael Selzer.

" Nach Monaten der Überprüfung ging dann das Ergebnis bei uns ein, worauf wir handeln mussten." Warum das Landesamt sich im vergangenen Jahr ausgerechnet die Coburger Bratwurst vorgenommen hat, ist noch nicht geklärt. Auf eine entsprechende Tageblatt-Anfrage gab es gestern keine Antwort.

Fleischerinnung testet

Inzwischen sind die Mitglieder der Fleischerinnung Stadt u nd Land nicht untätig. Sie hatten sich angeboten, nach einer Lösung zu suchen, mit deren Hilfe die Coburger Bratwurst gerettet werden kann. Der Vorsitzende der Innung, Ralf Luther, ist davon überzeugt, dass es die Coburger Spezialität auch weiterhin geben wird - selbst, wenn sie über Kiefernzapfen gegrillt wird. "Wir haben eine umfangreiche Untersuchungsreihe angestoßen und bereits 12 bis 14 Proben an Labore zur Untersuchung gesandt", erzählt er. Die eingeschickten Würste seien über verschiedenen Materialien gebraten worden. "So eine Laboruntersuchung dauert etwa zwei Wochen. Deshalb haben wir uns das zeitliche Ziel 31. Juli gesetzt. Bis dahin wollen wir Klarheit haben und unsere Empfehlungen abgeben."

Vielleicht setzt sich ja auch der Rillenrost durch, den Jochen Grosch und Lothar Stelzner zur Rettung der Coburger Bratwurst entwickelt haben. Bei dieser Konstruktion tropft deutlich weniger Fett ins Feuer und die Gefahr, dass sich Benzo[a]pyren in gefährlicher Konzentration entwickelt, wird minimiert.