Relegation als "Sahnehäubchen" für den SV Ketschendorf

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Gibt derzeit alles für "Ketsche": Spielertrainer Patrick Schuberth hat für die anstehende Relegation seinen Urlaub umgebucht. Foto: Timo Geldner
Gibt derzeit alles für "Ketsche": Spielertrainer Patrick Schuberth hat für die anstehende Relegation seinen Urlaub umgebucht. Foto: Timo Geldner
Michael Schulz Foto: CT-Archiv
Michael Schulz Foto: CT-Archiv
 

Die Vizemeisterschaft des SV Ketschendorf kam für die Verantwortlichen überraschend. Spielertrainer Patrick Schuberth musste sogar seinen Urlaub umbuchen.

An Nervenkitzel und Dramatik wird es Michael Schulz, dem Vorsitzenden des SV Ketschendorf, in den nächsten Tagen wohl nicht mangeln. Denn neben der Buchberg-Elf, die am Sonntag (17 Uhr in Ziegelerden) ihr erstes Relegationsspiel gegen den ASV Kleintettau um den Aufstieg in die Bezirksliga bestreitet, kämpft heute Abend und am Montag auch Eintracht Braunschweig um den Sprung in die 1. Bundesliga.


Großer Braunschweig-Fan

Als gebürtiger Braunschweiger schlägt das Herz von Schulz seit Kindesbeinen an für die Blaugelben. Schon damals, als die "Orangen" den "Jägermeister" noch stolz auf der Brust trugen.
Als die Braunschweiger 2013 im Auswärtsspiel in Ingolstadt letztmals in die Bundesliga aufgestiegen sind, war Schulz sogar im Stadion. "Diesmal schaffe ich es zeitlich nicht vor Ort zu sein, aber von damals weiß ich, wie schön dieses Gefühl ist, aufzusteigen", sagt er.

Während der Immobilienmakler den möglichen Aufstieg "seiner" Eintracht also aus der Ferne feiern müsste, könnte er beim SV Ketschendorf hautnah dabei sein.


Ketschendorf als Underdog

Den ersten Schritt zum Aufstieg kann die Mannschaft von Spielertrainer Patrick Schuberth am Sonntag gegen Kleintettau um 17 Uhr auf neutralem Boden in Ziegelerden machen. Bei diesem Duell sieht Schulz die Rollenverteilung ähnlich eindeutig wie beim Niedersachsen-Derby Wolfsburg gegen Braunschweig: "Als Bezirksligist geht Kleintettau natürlich als Favorit ins Spiel. Aber man hat ja am letzten Kreisliga-Spieltag gesehen, dass vieles möglich ist."

Der Last-Minute-Ausgleich des Coburgers Lukas Köhn zum 2:2 gegen Sylvia Ebersdorf in der 84. Minute ermöglichte erst die Ketschendorfer Vizemeisterschaft und die Teilnahme an der Relegation. "Nach der Niederlage von Meeder gegen Ebersdorf haben wir nur noch bedingt an den zweiten Platz geglaubt. Wir wollten eigentlich nur noch unser letztes Spiel mit einem Sieg ordentlich über die Bühne bringen", so Schulz.

Dies gelang mit dem 6:1-Auswärtserfolg bei Neustadt-Wildenheid (Hinspiel wurde mit 2:3 verloren) auch mehr als eindrucksvoll. "Die Minuten, nachdem der Ausgleich bei Ebersdorf-Coburg gefallen ist, waren total aufregend. Das war eine Riesenüberraschung", sagt der SVK-Vorsitzende. Dass die Buchberg-Elf tatsächlich nicht mit der Relegation rechnete, zeigt auch die Tatsache, dass Spielertrainer Patrick Schuberth am Sonntag eigentlich im wohlverdienten Familienurlaub sein wollte. "Da muss man Patrick und seiner Familie danken, dass sie ihren Urlaub verschieben. Da erkennt man auch den Ehrgeiz", meint Schulz.


2 Busse fahren nach Ziegelerden

Ein besonderer Ehrgeiz, den die Mannschaft bereits seit vielen Wochen verkörpert. 25 von möglichen 27 Punkten holte Ketschendorf in den letzten neun Saisonpartien und machte damit stets Druck auf Sylvia Ebersdorf. Neben dem intakten Mannschaftsgefüge und der kontinuierlichen Arbeit des Trainerteams glaubt Schulz, dass sich auch die Euphorie der SVK-Reserve (souveräner Meister in der A-Klasse 4) auf die 1. Mannschaft positiv ausgewirkt hat.


Euphorie durch die Reserve

Einen Euphorieschub wünscht sich der Vorsitzende am Sonntag gegen Kleintettau auch durch Freunde und Anhänger des SVK. Zwei Busse werden für die Fahrt ins 30 Kilometer entfernte Ziegelerden im Landkreis Kronach eingesetzt.

Auch wenn sich Schulz auf das Spiel und die Möglichkeit, in die Bezirksliga aufzusteigen, freut, steht er dem Relegationsmodus allgemein eher negativ gegenüber: "Obwohl ich sehr nahe dran bin, habe auch ich Zeit gebraucht, um zu verstehen, was da eigentlich auf uns zukommt. Ich bin der Meinung, dass man im Amateursport keine Komplexitäten braucht, die niemand versteht. Ich weiß nicht, ob man überhaupt eine Relegation benötigt."
Ob ein möglicher Sieg gegen Kleintettau schon das Bezirksliga-Ticket für Ketschendorf wäre, ist noch nicht abzusehen und hängt unter anderem an der künftigen Klassenzugehörigkeit des FC Coburg, für den Schulz einige Zeit als ehrenamtlicher Geschäftsführer aktiv war.

"Wir müssen uns beim FC Coburg bedanken, dessen Reserve uns die Relegation erst möglich gemacht hat. Wenn die 1. Mannschaft in der Landesliga bleibt, steigen auch unsere Chancen", sagt Schulz. "Aber wir schauen nicht auf andere Plätze, wir haben es ja selbst in der Hand. Die Relegation ist für uns das Sahnehäubchen, wenn wir nicht aufsteigen, geht für uns die Welt nicht unter."

Denn entscheidend für Schulz ist in erster Linie, dass der Verein in der Breite und langfristig gut aufgestellt ist. Mit Teams in allen Altersklassen und erstmals einer 3. Herrenmannschaft in der B-Klasse in der kommenden Saison sei der Verein intakt. "Ich werde alles dafür tun, die Infrastruktur am Buchberg weiter zu verbessern und das Vereinsleben zu stärken", freut sich der frisch wiedergewählte Vorsitzende auf seine Aufgaben in den kommenden Jahren.