HSC freut sich auf Handball-Tempel

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Stefan Lex (mit Ball) versuchte sich hier im Hinspiel gegen den THW Kiel (23:30) gegen Patrick Wiencek und Abwehrchef René Toft Hansen. Für Letzteren ist die die Saison aufgrund einer Schambeinentzündung bereits beendet. Foto: Uwe Gick/Archiv
Stefan Lex (mit Ball) versuchte sich hier im Hinspiel gegen den THW Kiel (23:30) gegen Patrick Wiencek und Abwehrchef René Toft Hansen. Für Letzteren ist die die Saison aufgrund einer Schambeinentzündung bereits beendet.  Foto: Uwe Gick/Archiv

Der THW Kiel und 10 000 Zuschauer im Rücken erwarten am Sonntag die Coburger Handballer. Bei einer Niederlage wäre der HSC auch rechnerisch abgestiegen.

Schon bevor die Partie zwischen dem THW Kiel und dem HSC 2000 Coburg am Sonntag um 17.15 Uhr in der Sparkassen-Arena angepfiffen wird, kann das Coburger Erstliga-Kapitel beendet sein - nämlich dann wenn die Konkurrenz im Tabellenkeller heute Abend punktet (siehe Artikel "Lage der Liga" rechts). "Das ist eine Entwicklung, die uns ja bereits länger begleitet. Wir werden deshalb jetzt nicht ganz gebannt auf die anderen Spiele schauen", sagt HSC-Trainer Jan Gorr. "Solange es rechnerisch noch geht, werden wir versuchen, das Unmögliche noch möglich zu machen."

Um den Abstieg noch für eine weitere Woche "aufzuschieben", müssen seine Schützlinge allerdings beim deutschen Rekordmeister schon beide Zähler entführen.


THW Kiel fehlt Konstanz im Spiel

Eine "Mission Impossible", die der HSC nach dem 31:30-Heimerfolg gegen Gummersbach zumindest mit viel Rückenwind angehen wird. "Wir haben Gas gegeben und das bestmögliche Resultat erreicht. Es war wichtig, mit dem Sieg eine positive Rückmeldung für unsere Leistung zu bekommen", so Gorr. Eine Rückmeldung der ganz anderen Art hat die Mannschaft von Trainer-Ikone Alfred Gislason bei seinem letzten Bundesliga-Auftritt in Leipzig erhalten. Nach der 25:34-Schlappe in Sachsen ist der dritte Platz und somit die Qualifikation für die Champions League, an der die Kieler ununterbrochen seit 14 Jahren teilnehmen, in akuter Gefahr. "Bei einer Mannschaft wie Kiel über Schwachpunkte zu reden, ist relativ. Trotzdem muss man sagen, dass der Unterschied zu den Vorjahren ist, dass die absolute Konstanz im Spiel fehlt. Leipzig ist sicher nicht besser als Kiel, aber hat in bestimmten Phasen Oberwasser bekommen und das dann ausgenutzt", erklärt der Coburger Trainer.

Während der diesjährige Pokalsieger vor allem in fremden Hallen zu großen Leistungsschwankungen neigt, stellt die heimische Sparkassen-Arena (10 237 Zuschauer im Schnitt) mit elf Siegen und einem Unentschieden aus 13 Spielen weiterhin eine kaum einnehmbare Festung dar. "Das ist der Handball-Tempel schlechthin. Jeder junge Handballer träumt davon, mal hier zu spielen", sagt Gorr, der mit seiner Mannschaft bereits am Samstag die rund 600 Kilometer lange Reise in die Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein antritt. Während viele HSC-Akteure die Spielfläche der Kieler Arena zum ersten Mal betreten, kennt sich Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig, der von 2008 bis 2015 beim THW ausgebildet wurde, mit den Gegebenheiten bestens aus.

"Die Anfangsphase spielt eine große Rolle, im Hinspiel hat uns Kiel direkt zu Beginn ausgekontert", erinnert sich Gorr an den 1:7-Start seiner Truppe in Coburg. Seine Klasse im Hinspiel hat unter anderem Nationalspieler Patrick Wiencek mit seinen sechs Toren und seiner körperlichen Präsenz bewiesen. "Ihn am Kreis zu bändigen, ist natürlich schwierig", sagt Gorr. "Besondere individuelle Qualitäten im 1-gegen-1 im Rückraum haben Mykola Bilyk und Marko Vujin, der seine Tore auch mal aus zehn Metern macht."

Es sind aber nicht die individuellen Stärken, die Gorr hauptsächlich beeindrucken: "Das Kieler Spiel ist sehr, sehr gut, den Kollektivgedanken, sprich immer den besser stehenden Nebenmann zu finden, umzusetzen. Da muss es unser Anspruch sein, in den Zweikämpfen eine gute Figur abzugeben, sich aber dabei nicht auf einzelne Leute zu fokussieren."


Lazarett bleibt bestehen

Der THW wird sich jedenfalls nicht auf Girts Lilienfelds fokussieren können, der aufgrund seiner Schulterprobleme weiter ausfällt. Auch Romas Kirveliavicius (Schambeinentzündung) und Adnan Harmandic (starke Oberschenkelprellung) sind gehandicapt und werden wohl nicht zum Einsatz kommen. So ganz lichtet sich also auch im Saisonendspurt das Coburger Lazarett nicht.

Immerhin zeigt die Formkurve der ehemaligen Rekonvaleszenten Stefan Lex und Tom Wetzel steil nach oben. "Es freut mich sehr, dass beide zuletzt ein sehr gutes Spiel hatten. Andererseits erwische ich mich auch bei dem Gedanken, was gewesen wäre, wenn beide schon früher dabei und wir mehr Breite im Kader gehabt hätten."