Der 23-jährige Max von der Wippel möchte in seiner ersten Spielzeit als Vollprofi durchstarten. Die Gründe für seinen Wechsel verrät er im Interview.
In Leipzig aufgewachsen, mit 18 nach Dresden gezogen und jetzt fünf Jahre später im beschaulichen Coburg gelandet. "Ob ich die Großstadt brauche, wird sich erst noch zeigen. Coburg ist natürlich wesentlich kleiner, aber hat viele schöne Ecken mit vielen Grünflächen, da wird man sicher schöne Flecken finden. Ich mache mir keine Sorgen, dass wir uns hier nicht wohlfühlen", sagt der neue BBC-Center Max von der Wippel, der sich vor drei Wochen mit seiner Freundin Sarah und einer Katze häuslich in der Vestestadt eingerichtet hat.
Im Tageblatt spricht der Leipziger über die Gründe seines Wechsels, die Doppelbelastung von Beruf und Sport und seine Körpergröße.
Herr von der Wippel, nach fünf Jahren bei den Dresden Titans haben Sie sich für einen Wechsel nach Coburg entschieden. Warum? Max von der Wippel: Nachdem die letzten beiden Spielzeiten nicht einfach für mich waren, entschied ich mich für einen Tapetenwechsel und eine neue sportliche Rolle. Wenn man mit 18 Jahren zu einem Verein kommt und fünf Jahre dort ist, kennen einen natürlich auch viele Leute und schieben einen in Schubladen, aus denen man schwer rauskommt.
Spielzeittechnisch waren die letzten eineinhalb Jahre für mich nicht zufriedenstellend. Das hat auf der einen Seite sicher an mir gelegen, wie ich mich präsentiert habe, aber andererseits hätte ich mir auch bisschen mehr Vertrauen vom Coach gewünscht.
Fiel es Ihnen trotz der sportlich unbefriedigenden Saison schwer, ein Stück Heimat zu verlassen?Teils, teils. Natürlich hat man sein gewohntes Umfeld und seine Freunde. Auch arbeitstechnisch habe mich eingelebt, das hat alles harmoniert. Aber durch die letzten eineinhalb Jahre war der Schritt für mich ein Stück leichter.
Und was mir besonders wichtig ist: Meine Freundin Sarah ist den Schritt mitgegangen und wir müssen keine Fernbeziehung führen. Sie arbeitet jetzt an der Tierklinik Lautertal als tiermedizinische Fachangestellte.
Hätte sie sich entschieden, in Dresden zu bleiben, wäre der Schritt schwieriger gewesen. Aber sie hat sofort gesagt, ich komme mit und wir bauen uns hier etwas Neues auf. Sie hat auch gemerkt, dass ich Stück für Stück unzufriedener wurde, ständig mit unseren Spielen gehadert habe und ich einfach einen Tapetenwechsel brauchte.
Wie kam der Kontakt zum BBC konkret zustande?Ich habe ja mit Dresden II schon mal gegen die Coburger gespielt, als sie noch in der 2. Regionalliga waren. Da hat man schon bisschen mitbekommen, welche Spieler sich dem Projekt anschließen. Zum Beispiel Steffen Walde, mit dem ich die letzten Jahre schon Kontakt hatte. Man fragt einen Spieler dann natürlich auch, warum gehst du diesen Schritt? Steffen hat davor ProA gespielt und war eventuell auch für Höheres berufen.
Es stand letzten Sommer schon mal kurz zur Debatte, ob ein Wechsel in die 1. Regionalliga Sinn macht, aber da wollte ich mir die ProA-Chance in Dresden nicht entgehen lassen. Vor einigen Monaten ist Simon (
Anm. d. Red.: Headcoach Simon Bertram) auf mich zugekommen. Er hat eine größere Rolle für mich geplant, die ich hoffentlich auch einnehmen kann.
Wie soll diese Rolle auf dem Spielfeld aussehen?Da wir ein relativ junges und auf diesem Niveau unerfahrenes Team sind, hoffe ich, dass ich mich mit meiner Erfahrung etwas einbringen und in entscheidenden Phasen für Ruhe sorgen kann. Mit meiner Präsenz und meiner Größe möchte ich mich unter dem Korb durchsetzen - offensiv punkten und defensiv über meine Kommunikation den Laden zusammenhalten. Ich werde viel reden und dirigieren. Das sind die Ziele, die ich mir gesetzt habe.
Wie die Rolle genau aussieht, wird sich in den Trainingseinheiten und in den Testspielen in den nächsten Wochen zeigen. Meine Leistung muss ich auf jeden Fall bringen, denn prinzipiell wird dir im Sport nie etwas geschenkt. Es ist ja nicht so, dass ich nur weil ich aus der ProA komme, sofort der Starting-Five-Center bin - auf die Art und Weise will ich das auch gar nicht.
Mit 23 Jahren werden Sie Ihre erste Saison als Vollprofi bestreiten. Vor zweieinhalb Jahren haben Sie Ihre Ausbildung zum Bankkaufmann abgeschlossen, haben seitdem Teilzeit gearbeitet und "nebenbei" Basketball gespielt. Wie aufreibend war diese Doppelbelastung?Mit dem Tapetenwechsel möchte ich einen neuen Schritt gehen und versuchen, mich als Vollprofi durchzusetzen. Mal weg von Arbeit und bisschen mehr auf den Körper hören. Das heißt, sich nach dem Training mal ordentlich zu stretchen, Regeneration zu betreiben, ordentlich zu essen oder auch mal einen Mittagsschlaf zu machen. Wenn man ständig vom Training zur Arbeit rennt, dann ist man einem sehr starken Zeitmanagement ausgesetzt. Und ich habe in den letzten fünf Jahren schon gemerkt, dass es an den Kräften zehrt. Wenn ich feststelle, dass die sportliche Entwicklung ausbleibt, kann ich immer noch den Schritt zurück in den Job gehen.
Sie haben einen sicheren Job mit guten Aufstiegsmöglichkeiten zumindest vorübergehend für den Sport geopfert. Gab es auch kritische Stimmen aus Ihrem Umfeld? Im Freundesbereich stand jeder hinter mir. Wenn man bei der Familie hineinhorcht, gibt es Stimmen wie von den Großeltern, die sagen, vom Sport wirst du nicht leben können, du hast dir so ein gutes Standing bei der Sparkasse erarbeitet, wieso gibst du das jetzt auf? Aber im Endeffekt können auch sie meine Entscheidung mittlerweile nachvollziehen.
Wie oft wurden Sie in Ihrem Job auf Ihre Größe angesprochen?Eigentlich wurde ich fast immer auf meine Größe angesprochen. Als Kundenberater holt man die Kunden aus dem Wartebereich ab. Eine Erscheinung von 2,08 Meter Körpergröße erschreckt da zwar nicht unbedingt, aber fällt zumindest auf. Die ersten zwei Fragen waren dann immer, wie groß ich denn bin und welche Sportart ich betreibe.
Ein angenehmes Smalltalk-Thema? Oder nervt es auch mal?Eine Mischung aus beiden. Es ist immer die Frage, wie oft das am Tag passiert und in welcher Form. Man gewöhnt sich daran, es gibt aber auch Tage, an denen man sich denkt, jetzt erzählst du wieder und wieder die gleiche Geschichte. Aber das gehört dazu und ist keine Belastung.
Sie scheinen in Ihrem Beruf richtig aufgegangen zu sein. Auf der Homepage Ihres Ex-Klubs steht unter Hobbys "Mit Zahlen jonglieren"...(Lacht) Ich frage mich, wer das reingeschrieben hat. Das war früher eher so ein kleiner Gag, als die Homepage entworfen wurde und ich gerade die Bankkaufmann-Ausbildung angefangen hatte. Ich sage mal so: Zahlen an sich liegen mir und es macht mir auch Spaß, ich würde aber nicht sagen, dass ich ein besonderes Mathe-Ass bin.
Max von der Wippel
Geboren am 16. Juni 1994 in Leipzig
Position Center
Größe 2,08 Meter
Gewicht 104 Kilogramm
Bisherige Vereine Uni-Riesen Leipzig (bis 2012), Dresden Titans (2012 bis 2017)
Statistiken 16/17 2,7 Punkte, 2,1 Rebounds und 0,5 Assists im Schnitt in 11 Minuten (ProA)