So wird die Veste Coburg zum Schau-Platz

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Die Veste im Abendlicht - damit wirbt das Haus der Bayerischen Geschichte für die Landesausstellung 2017.
Die Veste im Abendlicht - damit wirbt das Haus der Bayerischen Geschichte für die Landesausstellung 2017.
Friedrich Pürstinger
Friedrich Pürstinger
 

Das Thema "Ritter, Bauern, Lutheraner" wurde wissenschaftlich erarbeitet. Friedrich Pürstinger will es auf der Veste anschaulich und erlebbar machen.

Die Blätter werden zu fliegen beginnen. Wie es sich für Flugschriften gehört. So viel mag Friedrich Pürstinger schon mal verraten über die Landesausstellung "Ritter, Bauern, Lutheraner". Friedrich Pürstinger aus Salzburg ist derjenige, der die Blätter fliegen lässt.

Flugblätter waren für das frühe 16. Jahrhundert so prägend wie Facebook und Twitter in diesen Zeiten. Nicht jeder bekam ein Flugblatt in die Finger, nicht jeder konnte es lesen - aber von Mund zu Mund verbreitete sich doch, was darauf stand. Manchmal können das auch "alternative Fakten" gewesen sein - Pürstinger nickt und lacht kurz - denn so, wie die Lutheraner die "Pfaffen" schmähten, schmähte die katholische Kirche die "Ketzer". Dafür haben die Kunstsammlungen der Veste Coburg, in deren Räumen die Landesausstellung ab 9. Mai zu sehen sein wird, einige schöne Beispiele zu bieten.

Überhaupt, die Veste: "Tipptopp beinand" sei das Museum, befindet Pürstinger, der schon einige gesehen hat. Für das Salzburg-Museum hat er mehrere Ausstellungen gestaltet und auch Preise erhalten. Temporären Ausstellungen mache er gerne, sagt er. Etwas, das nicht veralten kann, anders als eine Präsentation, die zehn Jahre lang steht. Denn auch bei Ausstellungen gibt es Moden oder technische Elemente, die irgendwann nicht mehr zeitgemäß wirken.

Derzeit sind Apps fürs Handy zur Ausstellung in Mode. "Wir machen hier eher eine Schubumkehr", sagt Pürstinger. "Wir inszenieren sehr analog. Wenn man Apps wirklich toll machen will, kommt man nicht mehr nach." Ganz abgesehen davon, dass die Etats für Ausstellungen nicht größer werden und die Sicherheitsanforderungen immer höher - da bleibt weniger Geld für die Präsentation.


Die Burg und das Holz

Doch das soll der Besucher nicht merken. "Ich spiele gern mit Erwartungshaltungen", sagt Pürstinger. Zu einer Burg gehöre viel Holz, und das ist nun der Hauptwerkstoff. Aus Holz entstehen Podeste, Räume, Vitrinen, Rampen, aber auch Buchstaben. Denn die Worte werden eine zentrale Rolle spielen. Nicht allein, weil es in der Ausstellung auch um die Reformation und die stärker werdende Bedeutung des Buch- und Flugschriften-drucks geht. Es geht auch um Begriffe, die in jener Zeit an Bedeutung gewinnen - "Freiheit" zum Beispiel.

Pürstinger, der aus dem Mühlviertel stammt und in Salzburg lebt, hat Anfang der 70er Jahre Schriftsetzer gelernt. Vier Jahre dauerte die Ausbildung, Kunst- und Literaturgeschichte gehörten zu den Fächern. Der junge Mann lernte Journalisten und Künstler kennen, übte (und lehrte später) Kalligraphie, lernte das Gestalten "mit einem an sich spröden Material", den Metallbuchstaben. Überlegtes Entwerfen war wichtig, denn wenn eine Seite erst einmal gesetzt und gegossen war, ließen sich Fehler nur mehr mühsam korrigieren - anders als heute am Computer. Für einen Schriftsetzer sei es auch selbstverständlich, dass die Gestaltung, das Design, sich an einem Inhalt orientieren muss, sagt er. "Ich bin da Old School."


Inhalt bestimmt die Form

Von diesen Regeln will Pürstinger nicht lassen, auch, wenn er einer der ersten war, der mit Computern arbeitete (selbstverständlich Apple), "als man damit auch wirklich etwas machen konnte". Eine Ausstellung ist nun kein Druckwerk, sondern die dreidimensionale, begehbare Übersetzung einer wissenschaftlichen Arbeit. Der Bildungsauftrag stehe im Vordergrund, betont der Designer, der für das Haus der Bayerischen Geschichte auch die Landesausstellungen über König Ludwig II. auf Herrenchiemsee (2011) und "Main und Meer" in Schweinfurt (2013) gestaltet hat.

"Ich denke in Bildern", sagt Pürstinger, um im nächsten Atemzug zu seufzen, dass die Anforderungen an Sicherheit und korrekte Klimatisierung ("wir haben noch nie so viele Vitrinen gehabt wie hier") das nicht leichter machen. Schließlich wurden für "Ritter, Bauern, Lutheraner" zahlreiche Kunst- und Druckwerke aus Museen in ganz Europa ausgeliehen.

Während die Schreiner gerade eine weitere Rampe zimmern, damit auch Rollstuhlfahrer vom Foyer in die "alte Küche" unter der steinernen Kemenate gelangen können, blättert Pürstinger durch das großformatige Geheft mit den Entwürfen für die einzelnen Räume. Jeder wird einem Thema gewidmet sein, in der alten Küche mit ihren gestaffelten Podesten geht es um das Leben im Mittelalter. Anschaulich, mit bühnenbildnerischen Elementen und Szenografien werde das gestaltet, verspricht Pürstinger.

Manche Räume werden komplett mit Holzwänden ausgebaut, in der alten Küche darf das Gewölbe wirken. "Derzeit sind wir in der heißesten Phase", sagt Pürstinger mit Blick auf die beiden Handwerker. "Jetzt ist jeder Tag getimet." Denn zwei Wochen vor der Eröffnung "hört die Arbeit auf", damit "zwei Tage vor der Eröffnung nix mehr umeinand' liegt", wie Pürstinger sagt. "Wenn man die Nächte durcharbeiten muss, ist das schlechte Organisation."


Landesausstellung 2017 in Kürze

Thema "Ritter, Bauern, Lutheraner" bietet ein Panorama der Zeit um und nach 1500, das alle gesellschaftlichen Schichten in den Blick nimmt. Thematisiert werden die sozialen, wirtschaftlichen, politischen und künstlerischen Traditionen und Umbrüche, die die Epoche vom späten 15. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts prägten.

Ort Coburg war Fürstensitz und Schauplatz der Reformation: Von hier aus verfolgte Martin Luther fast ein halbes Jahr lang den Augsburger Reichstag, verfasste zahlreiche Briefe und Texte. Das Lutherzimmer auf der Veste ist in die Ausstellung einbezogen.

Organisatorisch Geöffnet vom 9. Mai bis 5. November, täglich 9 bis 18 Uhr. Schauplätze: Veste Coburg und Morizkirche Coburg. Karten sind bereits jetzt in der Tourist-Info in der Herrngasse erhältlich.

Mehr zur Landesausstellung im Internet gibt es hier.