So schön klingt Operette in Neustadt

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Als wandlungsfähig Solistin begeisterte die Sopranistin Andrea Chudak beim Neujahrskonzert in Neustadt. In dieser Szene singt sie die Adele aus der "Fledermaus" ("Spiel ich die Unschuld vom Lande"). Fotos: Jochen Berger
Als wandlungsfähig Solistin begeisterte die Sopranistin Andrea Chudak beim Neujahrskonzert in Neustadt. In dieser Szene singt sie die Adele aus der "Fledermaus" ("Spiel ich die Unschuld vom Lande"). Fotos: Jochen Berger
Ulrike Gossel und Karl Mechthold (Cello), dahinter am Kontrabass: Dietmar Engels.
Ulrike Gossel und Karl Mechthold (Cello), dahinter am Kontrabass: Dietmar Engels.
 
Moderatorin Christine Luche
Moderatorin Christine Luche
 
Applaus gab es auch von Dirigent Norbert Luche für den famosen Auftritt von Andrea Chudak.
Applaus gab es auch von Dirigent Norbert Luche für den famosen Auftritt von Andrea Chudak.
 
Konzertmeisterin Beatrix Seidlitz steuerte klangvolle Soli bei.
Konzertmeisterin Beatrix Seidlitz steuerte klangvolle Soli bei.
 
Auch Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD) zeigte sich angetan vom Auftritt des Musizierkreises.
Auch Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD) zeigte sich angetan vom Auftritt des Musizierkreises.
 
 
 
 
 
 
 
Temperamentvoll: Andrea Chudak bei ihrem Gastspiel in Neustadt.Foto: Jochen Berger
Temperamentvoll: Andrea Chudak bei ihrem Gastspiel in Neustadt.Foto: Jochen Berger
 
 
Dirigent Norbert Luche
Dirigent Norbert Luche
 
 
 
 
Andrea Chudack als Christel von der Post
Andrea Chudack als Christel von der Post
 
 
 
Mit ausdauerndem Beifall erklatschte sich das Publikum am Ende noch zwei Zugaben.
Mit ausdauerndem Beifall erklatschte sich das Publikum am Ende noch zwei Zugaben.
 

Wie der "Musizierkreis" sein Publikum mit Melodien von Johann Strauss bis Fred Raymond verzaubert.

Vor der Sopranistin Andrea Chudak ist niemand sicher an diesem Abend. Wenn die aus Berlin angereiste Solistin beim Neujahrskonzert des Musizierkreises Neustadt Fred Raymonds "Ja, das Temp'rament" anstimmt und singend das Podium erobert, müssen Geiger und Cellisten auf ihre Bögen aufpassen - und selbst Dirigent Norbert Luche muss sich ganz besonders konzentrieren, um sich von der heftig flirtenden Sängerin nicht ablenken und damit aus dem Takt bringen zu lassen.

70 Melodien an einem Abend

Operette als verstaubte Angelegenheit, als nostalgische Reise in die Vergangenheit? Nicht an diesem Abend vor den bestens gefüllten Zuhörerreihen in der Mehrzweckhalle Heubischer Straße. Denn bei diesem Konzert muss sich kein Regisseur mit vielleicht nicht mehr ganz so frischen Textbüchern und dramaturgisch bisweilen allzu konstruierten Handlungssträngen plagen.
An diesem Abend triumphiert der blanke Zauber der Melodien von Johann Strauß bis Fred Raymond. Rund 70 Melodien verspricht Christine Luche als Moderatorin für das gut zweistündige Programm. Das ist natürlich nur zu schaffen mit einigen Potpourris, die einen Hit an den anderen reihen.

Viel Arbeit für Dirigent Luche

Gerade in diesen Potpourris aber ist Dirigent Norbert Luche ganz besonders gefordert. Denn ständig muss er im flinken Wechsel von Takt und Tempo seinen "Musizierkreis gehobener Unterhaltungsmusik" zusammen halten, muss gestalterische Impulse geben und den Klang dynamisch feinfühlig abstufen. Das gelingt mit Konzentration und großer Umsicht - immerhin steht Luche bereits seit mehr als drei Jahrzehnten am Dirigentenpult des Musizierkreises.


Während Christine Luche in ihrer Moderation Informationen zu den ausgewählten Werken mit kleinen Anekdoten aus der Welt der Musik würzt, überzeugt der Musizierkreis durch sein jederzeit engagiertes und klanglich abgerundetes Spiel.


Stilistisch bunt ist das Programm zwischen Wiener und Berliner Operette. Im Grunde ist dieses Neujahrskonzert in Neustadt eine kleine klingende Geschichte der Gattung Operette - vom Meisterwerk der Wiener Operette mit der "Fledermaus" von Johann Strauß bis zu Fred Raymonds "Maske in Blau", in der sich Operette und Revue begegnen.


Robert Stolz ist an diesem Abend mit dem "Frühjahrsparade"-Marsch ebenso vertreten wie Carl Zeller mit einem Potpourri aus seinem "Vogelhändler" und Franz Lehár mit Ausschnitten aus seinem Erfolgsstück "Die lustige Witwe", die als Neuinszenierung erst vor wenigen Tagen Premiere am Landestheater feierte.

Andrea Chudak begeistert

Und ganz und gar nicht zuletzt ist da ja noch die Berliner Sopranistin Andrea Chudak, die ganz genau weiß, worauf es bei der Operette stilistisch ankommt. Sie verwandelt die Gesangsnummern von Paul Lincke bis Fred Raymond immer wieder regelrecht in kleine Szenen, verteilt als "Christel von der Post" Brief und Pakete im Orchester und im Publikum und lockt mit dem Versprechen "Wien wird schön erst bei Nacht". Ihr Sopran verbindet kokette Koloraturgeläufigkeit in Adeles "Spiel ich die Unschuld vom Lande" aus der "Fledermaus" mit lyrischer Wärme in "Meine Lippen, die küssen so heiß" aus Lehárs "Giuditta".


Mit ausdauerndem Beifall erklatscht sich das Publikum sogar noch zwei Zugaben - "Ja, das Temp'rament" und "Schlösser, die im Monde liegen".