Acht Jahre ist es her, dass die Führung des Jugendorchesters eine eigene Orchesterschule auf die Beine stellte. Was damals mit 16 Schülern begann, ist heute ein gewaltiger Klangkörper, der mehr als 340 Jugendliche musikalisch bildet.
"Bei uns gibt es so gut wie alles. Sämtliche Blasinstrumente, Streicher, Klavier, Akkordeon, Gitarre..." - Annette Weidinger ist die Begeisterung anzumerken, wenn sie über die Rödentaler Orchesterschule spricht, deren Zweite Vorsitzende sie ist. "Wir beginnen mit der musikalischen Früherziehung ab etwa vier Jahren. Dann ab sechs Jahren geht es weiter mit der Grundausbildung", erklärt sie. Nur die genaue Zahl der Schüler hat sie nicht im Kopf. Die weiß Gerhard Eller, ebenfalls Zweiter Vorsitzender: "In Früherziehung und Grundausbildung zusammen sind es 135. Insgesamt unterrichten wir derzeit über 340 Schüler", sagt er.
Nur wenige Schritte vom Beruf zum Hobby Um vom Beruf zum Hobby zu wechseln, braucht Gerhard Eller nur ein paar Schritte. Der stellvertretende Leiter des Bauhofs in Rödental hat sein Büro in der historischen Domäne Oeslau.
Genau da, im Dachgeschoss, befinden sich die Probenräume des Jugendorchesters und der Orchesterschule. Die Musik ist Eller Berufung. Dabei liegen ihm die Jüngsten besonders am Herzen. "Das ist mir am liebsten, die Kinder in der Früherziehung zur Musik zu bewegen", sagt er.
Gerhard Eller ist begeisterter Musiker Selbst begeisterter Musiker, war Eller schon im 1975 gegründeten Jugendorchester der Stadt eifrig bei der Sache, war im Vorstand engagiert. "Wir haben damals mit Laien und Profis Kinder und Jugendliche ausgebildet. Aber es war wenig konzeptionelle Arbeit möglich", erinnert er sich. Daher wurde versucht, mit der damals existierenden Kreis-Musikschule zu kooperieren.
Das funktionierte aber nicht zufriedenstellend.
Musikalische Früherziehung Als die Musikschule dann vom Landkreis nicht mehr getragen werden konnte und geschlossen wurde, fasste Eller einen Entschluss. Vor acht Jahren gründete er die Orchesterschule Rödental. "Als ich das Vorhaben damals dem Stadtrat präsentiert habe, hatten wir 16 Schüler und gingen von später mal 30 aus", erzählt er. 2005 waren es an die 80. 2006 wurde mit der Früherziehung angefangen. Heute sind es über 340. Sie kommen vor allem aus Rödental, aber auch aus Dörfles-Esbach und Lautertal.
Regelmäßig zu Besuch in den Grundschulen "Wenn du wartest, bis die Kinder elf oder zwölf sind, dann haben sie schon zwei drei andere Hobbys und kommen nicht mehr zur Musik", ist Eller überzeugt.
Daher kommt die Orchesterschule regelmäßig in die Grundschulen der Stadt und stellt mit ihren Musiklehrern Instrumente vor, lässt die Kinder mal probieren, wie sich eine Trompete, eine Geige oder Gitarre beim Spielen anfühlt.
Immer mehr Kinder machen mit Der Erfolg gibt Eller recht. Wo sich genug Schüler finden, unterrichtet die Orchesterschule zum Beispiel Bläserklassen direkt in der Schule. So nahm der Nachwuchs an Zahl weiter zu, und es gibt immer mehr Kinder, die nach der Grundausbildung ins Kidsorchester und dann ins Vororchester kommen. Daraus wächst die Zahl derer, die nach dem Ablegen des Musikabzeichens in Bronze ins Hauptorchester aufgenommen werden können.
Die Bandbreite der Instrumente ist groß und lässt Annette Weidinger ein wenig träumen: "Wenn unsere kleinen Streicher heranwachsen, hoffen wir, dass wir ein sinfonisches Konzert geben
können". Die Orchesterschule, eine Erfolgsgeschichte. Aber keine ohne spannende Momente. Das Wachstum stellte die Vereinsführung (Vorsitzender des Jugendorchesters ist heute Detlev Stocke) vor immer neue Probleme. Lehrer wurden benötigt, Instrumente und vor allem Räume. "Es war ein großes Glück für die Schule, dass sie im Dachgeschoss der Domäne unterkommen konnte", sagt Annette Weidinger. Wobei auch an anderen Orten unterrichtet wird, etwa im Rathaus oder in Räumen der Grundschule Mitte.
Doch der Platzbedarf wurde immer größer. Im Augenblick werden weitere Räume ausgebaut, in denen Einzelunterricht gegeben werden kann. Dafür braucht die Schule Geld - zumal der Denkmalschutz allerhand Auflagen machte, die den Ausbau verteuerten. Die Stadt unterstützt die Schule nach Kräften. Es wird viel Eigenleistung erbracht und Geld aus der Vereinskasse hineingesteckt. Doch am Ende wurde es doch wieder knapp.
"Dann gehe ich eben betteln", sagt Gerhard Eller. "Ich mache das ja nicht für mich, sondern für die Kinder", schiebt er nach, und es klingt wie eine Rechtfertigung. Oft genug stößt er auf Ablehnung, wenn er bei Firmen um finanzielle Unterstützung nachfragt ("Ich wurde auch schon rausgeschmissen"). Doch dann wieder bekommt er regelrecht Gänsehaut, wenn er an einem Tag mehrmals auf Unternehmer stößt, die sagen, sie wüssten seine Arbeit und sein Engagement zu schätzen, und die tief in die Tasche greifen. "Insgesamt sind wir von regionalen Firmen wirklich unglaublich unterstützt worden", bilanziert er.
So geht es immer weiter im Takt einer stürmischen Aufwärtsentwicklung der Orchesterschule. "Übrigens lehnen wir niemanden aus Altersgründen ab", stellt Annette Weidinger klar. "Es gibt auch eine Erwachsenenklasse, da spiele ich selbst mit und eine gestandene Stadträtin ist auch dabei.
Wir spielen sogar schon im Kidsorchester." So hört das Lernen auch bei den alten Hasen nie auf. Sogar Gerhard Eller nimmt Unterricht. Er lernt den Kontrabass zu spielen. Man weiß ja nie, vielleicht klappt es ja doch noch mit der Sinfonie im Orchester.
Weihnachtskonzert Das Jugendorchester steht am 26. Dezember in der Franz-Goebel-Halle zu einem Weihnachtskonzert auf der Bühne. Karten im Vorverkauf gibt es im Rathaus und bei Firma Steinert Sanitär in Mönchröden.