Taugt Kultur als Mittel der Völkerverständigung? In der Reihe "Freistaat Coburg" erlebt das Publikum, wie sich spielerisch sogar Sprachbarrieren überwinden lassen.
Nina hat einen schönen Traum. Die junge Poetry Slammerin beschwört ein Traum von einer Welt, in der soziale Gerechtigkeit herrscht, in der obszöner Reichtum keinen Platz mehr hat. "Bitte, fang" einfach wieder an zu lieben", dichtet die Studentin der sozialen Arbeit und erntet mit ihrem Auftritt reichlich Applaus in der jüngsten Folge der Reihe "Freistaat Coburg" in der Reithalle.
Denn mit ihrer Vision einer gerechten Welt trifft sie den Nerv ihrer Zuhörer, auch wenn viele von ihnen auf die Übersetzung zum Beispiel ins Arabische warten müssen, um wirklich zu verstehen, wovon die Rede ist. Auch der dritte "Freistaat"-Abend dieser Saison steht unter dem Motto "Refugium Theater" und erprobt die Möglichkeiten, das Medium des Spiels als Mittel Verständigung mit jenen Menschen zu erproben, die in den letzten Monaten als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind.
Zuhause kann
überall sein
Das Kultur-Netzwerk "Refugium Theater" will Brücken bauen mit Mitteln der Kunst und dabei helfen, Sprachbarrieren zu überwinden. "Zuhause kann überall sein" lautet der beziehungsvoll gewählte Titel eines Textes, den einige in Untersiemau lebende Flüchtlinge für diesen Abend erarbeitet haben. Anschaulich erzählen sie davon, wie sich für sie eine unbekannte Sprache anfühlt - wie "ein Wasserfall aus fremden Worten". Und wie das Ich in dieser fremden Sprache auf der Suche nach sich selbst ist.
Kunterbuntes Dolmetschen
Theater kann sicher kein Allheilmittel für alle Probleme, mit denen Flüchtlinge im Moment konfrontiert werden. Das weiß auch Theaterpädagogin Luca Pauer, die als Leiterin des "Jungen Landestheaters an zentraler Stelle an der Organisation des "Refugiums Theaters" beteiligt ist.
Aber sie weiß auch, wie wichtig Netzwerke gerade für Neuankömmlinge sind. Und dieser "Freistaat"-Abend zeigt zudem, wie Zusammenleben über Sprachbarrieren hinweg funktionieren kann - durch wechselseitige Hilfe und durch ein kunterbuntes Dolmetschen zwischen Deutsch und Arabisch, Englisch und Urdu.
Der nächste "Freistaat"-Abend unter dem Motto "Refugium Theater" ist dann für März geplant. In der Zwischenzeit sollen die bereits bestehenden Kultur-Netzwerke für Flüchtlinge weiter ausgebaut werden, wünscht sich Luca Pauer.
Kommen da dann wirklich auch kulturinteressierte Refugees in relevanten Zahlen, oder ist dieses ganze Theater dann nicht doch eher hauptsächlich eine Veranstaltung zur Selbstbeweihräucherung der Sing- und Klatsch-Fraktion?
über den eigenen Schatten springen und selber hingehen!
Habe Produktiveres zu tun!