Silke Launert hat nicht zuletzt in ihren bisherigen Tätigkeiten als Staatsanwältin und Richterin erfahren müssen, wie begrenzt die Kontrollmöglichkeit von Polizei und Justiz in diesem Milieu sind.
Das zurückliegende Jahr verlief für Silke Launert ganz anders als gedacht. Bei der Bundestagswahl schaffte die 38- Jährige recht überraschend als Listenkandidatin den Sprung nach Berlin. Als sie nach den Schwerpunkten ihrer künftigen Arbeit gefragt wurde, zählte die zweifache Mutter einige Dinge auf, die ihr am Herzen liegen - allen voran die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch ein schärferes Prostitutionsgesetz. Dass sich viele Medien anschließend fast nur auf das Rotlicht-Thema stürzten, ärgerte Silke Launert zunächst.
"Wir sind der Puff Europas!" Doch wenn sie heute darüber spricht, warum sie dieses Thema so wichtig findet, dann redet sie sich sehr schnell mit so viel Leidenschaft in Rage - und letztlich gibt sie zu, eigentlich ganz froh zu sein, eine bundesweite Diskussion mit in Gang gesetzt zu haben.
Denn: Die Zustände seien mittlerweile "der Wahnsinn". Silke Launert schüttelt den Kopf: "Über Thailand lästert jeder - aber in Deutschland ist es inzwischen genauso. Wir sind der Puff Europas!"
Ortswechsel, Coburg: Auch für Mathias Zimmer, den Vorsitzenden des CSU-Ortsverbands Coburg-Ost, hatte das zurückliegende Jahr ein paar überraschende Wendungen parat. So plante er die nächste Veranstaltung "Lounge in the City" und lud Silke Launert ein - ohne zu wissen, dass die junge Abgeordnete bald für so viele Schlagzeilen sorgen würde. Ebenso konnte er nicht ahnen, dass das Thema Rotlicht auch in Coburg auf dramatische Weise bald in den Mittelpunkt rücken würde.
Eine direkte Verbindung zwischen dem Auftragsmord in Beiersdorf und dem von Silke Launert für zu lasch empfundenen Prostitutionsgesetz gibt es freilich nicht.
Doch es lässt sich sehr wohl sagen, dass es sich hier um ein Milieu handelt, bei dem die Kontroll- und Eingriffsmöglichkeiten von Polizei und Justiz erschreckend begrenzt sind und somit viel illegal möglich ist. Silke Launert hat das nicht zuletzt in ihren bisherigen Tätigkeiten als Staatsanwältin und Richterin erfahren müssen.
Das von Rot-Grün 2002 beschlossene Gesetz sei "im Kern gut gemeint gewesen", wie Silke Launert zugesteht. Doch letztlich sei damit die Prostitution komplett legalisiert worden, und es gebe kaum noch Auflagen. Dies habe zu einer rasanten Zunahme von Menschenhandel geführt. Und: Das Gesetz habe die Situation der meisten Frauen "dramatisch verschlechtert".
Was möchte Silke Launert ändern? "Sicherheitsbehörden müssen wieder verstärkt Zutritt zu den Etablissements bekommen", fordert sie. Dazu müsse die Einhaltung von humanen Mindeststandards sichergestellt sein.
Außerdem möchte sie regelmäßige Gesundheitschecks vorschreiben, ebenso soll es eine Anzeigepflicht für jede in diesem Gewerbe tätige Frau geben. "Die Sklaverei muss bekämpft werden", sagt Silke Launert.
Wichtig ist der CSU-Politikerin, dass sie nicht für ein komplettes Verbot der Prostitution ist, wie es die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer fordert. Übrigens: Als bekannt wurde, dass es da in Oberfranken eine mutige Abgeordnete gibt, die sich das Rotlichtmilieu vorknöpft, wurde sie von der RTL-Sendung "Stern TV" eingeladen. Kurz vor dem Termin kam aber eine Absage. Silke Launert erinnert sich: "Sie wollten plötzlich lieber mit Alice Schwarzer darüber diskutieren." Die Hoferin konnte das verschmerzen - und freut sich nun über die Einladung zu "Lounge in the City" in Coburg.
HINTERGRUND Bayern Die CSU
möchte nicht mehr nur mit Veranstaltungen in Bierzelten in Verbindung gebracht werden. So hat Ministerpräsident Horst Seehofer auch schon mal zu einer Facebook-Party geladen, und der damalige Generalsekretär Alexander Dobrindt erfand ganz neue Veranstaltungsformate wie "Talk in the City" oder auch eine speziell für Frauen gedachte "After Work Party" namens "Lounge in the City". Ziel dabei ist es jeweils, neue Zielgruppen zu erreichen und für Politik zu interessieren.
Coburg Im CSU-Kreisverband Coburg-Stadt gab es bislang zweimal "Lounge in the City" und einmal "Talk in the City" (mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm). Organisator war jeweils Mathias Zimmer, Vorsitzender des CSU-Ortsverbands Coburg-Ost. Mathias Zimmer bereitet jetzt für Freitag, 21. Februar, auch die dritte "Lounge in the City" vor.
Gingers Bei "Lounge in the City"am Freitag, 21.
Februar, in Coburg soll zwar das zwanglose und eher lockere Gespräch im Vordergrund stehen. Doch mit der Hofer Bundestagsabgeordneten Silke Launert wird auch ein spannender Ehrengast von Auswärts erwartet. Für Fragen und Gespräche steht an diesem Abend aber auch die Oberbürgermeisterkandidatin der Coburger CSU, Birgit Weber, zur Verfügung. Beginn der Veranstaltung "Lounge in the City" ist um 18.30 Uhr in der Bar "Gingers" in der Herrngasse. Anmeldungen sind möglich per
Facebook.