Der Streit um die hausärztliche Versorgung in der Gemeinde nimmt allmählich die Züge eines kleinen Krimis an. Jetzt will Dr. Wolfgang Pils gegen seinen ehemaligen Mitarbeiter Dr. Hans-Jürgen Reimann Anzeige erstatten.
Es geht um den Diebstahl von Einrichtungsgegenständen, die Ende der Woche von Mitarbeitern der Praxis Pils in Begleitung der Polizei aus einer Garage in Ahorn zurückgeholt wurden. "Die Möbel gehören uns, wir haben sie laut Vertrag aus der ehemaligen Praxis Dyllus übernommen", erklärte Heike Pils, Ehefrau des Praxisbetreibers, dem Tageblatt. Reimann sieht das ein bisschen anders. Er habe die Möbel vom ehemaligen Praxisinhaber Dr. Dyllus zur Verfügung gestellt bekommen und sie in der Arzt-Wohnung im ersten Stock stehen gehabt. Einen großen Wert, sagt Reimann, hatten die Möbel sowieso nicht mehr: "Die waren doch eher zum Wegwerfen gedacht."
Wolfgang Pils hingegen spricht von einer "Rufmordkampagne", die derzeit in Ahorn gegen ihn läuft. Dass er nicht für seine Patienten da sei, will der in Schleusingen ansässige Allgemeinmediziner nicht auf sich sitzen lassen.
Es sei nun einmal so, dass er derzeit nur einen halben Arzt-Sitz von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zugeteilt bekommen habe - das heißt: Zehn Stunden Präsenzpflicht pro Woche. Pils leistet derzeit zwölf Stunden die Woche. Seine Frau hat extra in den Unterlagen nachgeschaut und ergänzt: "Unsere Praxis hat im vergangenen Quartal 108 Hausbesuche durchgeführt." Deshalb gebe es keinen Grund, sich für irgendwas zu entschuldigen.
Die Wege haben sich getrennt Die Wege von Dr. Hans-Jürgen Reimann, der bis Ende September als angestellter Arzt in seiner Praxis praktizierte, und Wolfgang Pils haben sich inzwischen getrennt. Dass dies im Unfrieden geschah, hat inzwischen im ganzen Ort die Runde gemacht. Pils räumte dem Tageblatt gegenüber ein, dass Reimann auch auf ihn am Anfang einen "charmanten" Eindruck gemacht habe.
Deshalb habe er ihn auch angestellt. Inzwischen hat der Schleusinger Mediziner einen Anwalt beauftragt, seine Interessenten im Streit mit Reimann zu vertreten. Mehr gebe es dazu nicht zu sagen. Pils wollte auch keine Stellungnahme zum Gerücht abgeben, dass sich Hans-Jürgen Reimann (69 Jahre alt) für eine Arztstelle in Ahorn bewerben will.
Pils selbst gibt sich kämpferisch, er will in Ahorn bleiben. "Ich habe nicht vor, dass es hier Veränderungen gibt", sagt er. Er habe schließlich nicht aus einer Laune heraus viel Geld in die Ausstattung der Ahorner Praxis investiert. Gerne hätte er auch ab dem Frühjahr einen ausgebildeten Rheumatologen nach Ahorn mitgebracht, doch der sei angesichts der "Schlammschlacht", die um den Ahorner Arztsitz tobt, derzeit nicht gerade scharf auf einen Wechsel nach Oberfranken.
"Es ist schon eine verrückte Situation", sagt der Mediziner.
Die KV weiß Bescheid Das Chaos in Ahorn hat sich mittlerweile schon bis zur Kassenärztlichen Vereinigung nach München herum gesprochen. "Natürlich sind wir darauf aufmerksam geworden", sagt die stellvertretende KV-Pressesprecherin Kirsten Warweg. Zum Streit direkt will sie sich nicht äußern. Aber sie weiß: "Der Landkreis Coburg gilt nicht als gesperrt." Das heißt im Klartext, dass sich auf Antrag und Genehmigung durch den für Oberfranken zuständigen Ausschuss ein Hausarzt im Landkreis niederlassen kann. Wo im Landkreis, steht dem Arzt frei.
Kirsten Warweg bestätigt, dass der KV ein Antrag für eine Arztpraxis in Ahorn vorliegt. Man kann davon ausgehen, dass Hans-Jürgen Reimann Interesse an einer Stelle im Coburger Land hat.
Aber auch Wolfgang Pils hat im Gespräch mit Tageblatt den Eindruck gemacht, dass er - entsprechendes Personal vorausgesetzt - auch eine ganze Arzt-Stelle in Ahorn besetzen könnte.
Voraussichtlich im Dezember soll über einen Antrag zu Ahorn entschieden werden. Zur Situation um die Vorstrafe von Reimann hält sich die KV mit einer Stellungnahme zurück. In erster Linie, sagt Warweg, geht es der Kassenärztlichen Vereinigung darum, für die Menschen vor Ort eine möglichst hohe Behandlungsqualität sicherzustellen. Andererseits spiele natürlich in einem gewissen Maße auch die persönliche Vorgeschichte eines Bewerbers eine Rolle.
Und wenn dann zum Beispiel ein Abrechnungsbetrug aus der Vergangenheit mit ins Spiel komme, dann sei das schon eine "größere Sache".
Was war mit der Vorgeschichte? Ärger gibt es aber auch bei der Ahorner Bevölkerung. Von den 500 Menschen, die sich bei einer Unterschriftensammlung des Seniorenbeirates für Dr. Reimann als (neuen) Hausarzt ausgesprochen haben, sind einige nicht mehr ganz glücklich mit dieser Aktion. Ihnen sei die persönliche Vorgeschichte von Reimann nicht bekannt gewesen.
Schon vergessen, die Herrn Doktoren????
Bei meiner Aufnahme in den ärztlichen Berufsstand gelobe ich feierlich:
mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen.
Ich werde meinen Lehrern die schuldige Achtung und Dankbarkeit erweisen.
Ich werde meinen Beruf mit Gewissenhaftigkeit und Würde ausüben.
Die Gesundheit meines Patienten soll oberstes Gebot meines Handelns sein.(nicht das Geld)
Ich werde alle mir anvertrauten Geheimnisse auch über den Tod des Patienten hinaus wahren.
Ich werde mit allen meinen Kräften die Ehre und die edle Überlieferung des ärztlichen Berufes aufrechterhalten.
Meine Kolleginnen und Kollegen sollen meine Schwestern und Brüder sein.
Ich werde mich in meinen ärztlichen Pflichten meinem Patienten gegenüber nicht beeinflussen lassen durch Alter, Krankheit oder Behinderung, Konfession, ethnische Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politische Zugehörigkeit, Rasse, sexuelle Orientierung oder soziale Stellung.
Ich werde jedem Menschenleben von seinem Beginn an Ehrfurcht entgegenbringen und selbst unter Bedrohung meine ärztliche Kunst nicht in Widerspruch zu den Geboten der Menschlichkeit anwenden.
Dies alles verspreche ich feierlich und frei auf meine Ehre.
Gruß ein Patient
endlich mal keine Fehler in Ihrem Geschreibsel.