Schadstoffe im Grundwasser legen die Bauarbeiten an der Callenberger Straße/Raststraße auf Eis, denn das Wasser darf nicht in die Kanalisation abgepumpt werden. Wann die Arbeiten fortgesetzt werden können, ist noch völlig unklar.
Die vier Buchstaben MTBE stehen für Methyl-Tert-Butyl-Ether. Dieses Mittel wird Kraftstoffen zugesetzt, um die Klopfneigung des Motors zu senken. Früher wurde Benzin verbleit. Das ist seit Jahren verboten, deshalb wird MTBE beigemischt.
Doch was gut ist für den Automotor, ist schlecht fürs Grundwasser. Im Moment ist es auch schlecht für Coburger Autofahrer, die die Callenberger oder die Raststraße fahren wollen. Dort hat der Zweckverband für Abfallwirtschaft Nordwest-Oberfranken (ZAW) die Straßen aufgegraben, um einen Teil der Fernwärmeleitung zu erneuern. Dazu hatte er sich entschlossen, nachdem nicht nur ein Leck in der Leitung gefunden worden war, sondern gleich mehrere. Die Arbeiten sollten schnell erledigt werden, mit Wochenendschichten, und es lief eigentlich ganz gut. Seit Montag schickt das Müllheizkraftwerk in Neuses wieder heißes Wasser zur Verteilerstation bei den SÜC.
Doch der ZAW musste die Baustelle einstellen: In den Leitungsgräben und den Schächten steht Grundwasser, das für die Bauarbeiten abgepumpt und in die Kanalisation geleitet wird. Am Freitag vergangener Woche bemerkten die Arbeiter Benzolgeruch und Ölschlieren. Die Analyse ergab 450 Mikrogramm MTBE pro Liter Wasser - zu viel, um es in den Kanal zu pumpen, befand das Wasserwirtschaftsamt.
Deshalb geht nun erst mal nichts mehr. Zum einen muss der ZAW eine Lösung finden, wie er das Wasser einigen kann. Zum anderen muss geklärt werden, ob die Schadstoffe im Wasser die Arbeiter gefährden können beziehungsweise, welche Sicherheitsvorkehrungen zu treffen sind. Zustimmen müssen den jeweiligen Problemlösungen das Wasserwirtschaftsamt und das Gewerbeaufsichtsamt.
Und so lange steht die Baustelle still.
Schlecht für den ZAW, sagt dessen Werkleiter Peter Baj: Denn auch, wenn der ZAW das Grundwasser nicht verseucht hat, muss er zunächst für alle Kosten aufkommen. "Wir müssen die Baustelle bezahlen, auch wenn nicht gearbeitet wird." Hinzu kommen die Gutachten, die mobile Filteranlage fürs Wasser und die Schutzvorkehrungen.
Wäre das alles im Sommer passiert, wäre die länger dauernde Straßensperre zwar genauso ärgerlich. Aber einige Probleme wären kleiner: Um die Fernwärmeleitung erneuern zu können, musste eine Wasserleitung gekappt werden. Die muss und will der ZAW bis Weihnachten wiederherstellen, auch wegen des Feuerschutzes. Derzeit ist der Graben geöffnet, und alle Leitungen liegen frei. Es droht Frost.
Dass die neue Fernwärmeleitung im Wasser liegt, ist ein weiteres Problem: An den Verbindungsstellen fehlt noch die Isolierung; hier sind die Stahlrohre also rostanfällig. Ein Trost: Gefahr für die Anwohner besteht nicht.
Allerdings wissen Peter Baj und Bauleiter Robert Müller nicht, wann die Arbeiten fortgesetzt werden können. "Was uns wirklich leid tut, ist die Dauer der Störung", betont Baj. "Aber das sind Sachen, die haben wir nicht in der Hand."