Coburg
Auftritt
"Rusalka" in Coburg: Jubel im zweiten Anlauf
Wie das Publikum im Coburger Landestheater die Ersatz-Premiere von Antonin Dvoraks "Rusalka" mit dem Tenor Mirko Roschkowski als Gast erlebt.

Liebesdrama auf der Opernbühne: Judith Kuhn sang die Titelpartie in der Neuinszenierung von "Rusalka" am Landestheater Coburg. Als PRinz gastierte Mirko Roschkowski.Foto: Jochen Berger
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Am Ende hat sich das Warten dann doch gelohnt - das Warten auf die erste vollständige Aufführung der Coburger Neuinszenierung von "Rusalka". Eine Woche nach der - krankheitsbedingt - abgebrochenen Premiere erlebte die Märchenoper ihre ausdauernd bejubelte Ersatzpremiere.
Für den Tenor Milen Bozhkov, der vor einer Woche nach einer heftigen Allergie-Attacke in der Pause seinen Auftritt abbrechen musste, hatte das Landestheater kurzfristig Mirko Roschkowski als Gast verpflichtet.
Roschkowski, der bereits an vielen renommierten Opernhäusern aufgetreten ist, fügte sich beim Coburg-Debüt mit seinem hell timbrierten lyrischen Tenor gut ein in die homogen besetzte Darsteller-Riege. Das Ensemble ließ sich von den Turbulenzen um die abgebrochene Premiere in der Vorwoche nicht irritieren und brachte das insgesamt schlüssige, konsequent umgesetzte Regiekonzept Tobias Heyders spannungsvoll und eindringlich bis zum unausweichlich tragischen Ende auf die Bühne.
Im Zentrum des Geschehens: Judith Kuhn als Nymphe Rusalka, die ihre Menschwerdung mit dem Verstummen bezahlen muss. Dieses Verstummen aber lässt sie in der kalten Welt ihres Prinzen ganz zwangsläufig zu der Außenseiterin werden. Judith Kuhn sang diese Rusalka mit großem, jederzeit durchsetzungsfähigen Sopran, der zugleich aber auch über eine weite Palette lyrischer Ausdrucksnuancen verfügt.
Michael Lion mit kantablem Bass als Wassermann, Marlene Lichtenberg mit dramatisch akzentuiertem Sopran als fremde Fürstin, Kora Pavelic mit ausdrucksvollem Mezzosopran als Hexe Jezibaba, Julia Da Rio, Anna Gütter und Emily Lorini als Waldelfen mit beweglichem hellen Sopran, Franz Xaver Schlecht als Heger und Jäger - sie alle trugen auch mit ihrem präzisen Spiel entscheidend bei zu einem Premierenerfolg unter besonderen Vorzeichen.
Gastregisseur Tobias Heyder erzählt die Geschichte Rusalkas ganz bewusst nicht verharmlosend als Märchen. Für ihn ist das Scheitern der Liebe zwischen Rusalka und dem Prinzen die Geschichte einer Außenseiterin, die in der reichen, aber kalten Welt des Prinzen nicht heimisch werden kann und verstummt.
Für seine konsequent umgesetzte Lesart von Dvoráks Oper hatte sich Heyder eine Ausstattung entwerfen lassen, die ganz bewusst auf den Aspekt des Märchenhaften verzichtet. Er verzichtete auch auf den Kontrast von Menschenwelt und Natur.
Denn die Natur, die das Bühnenbild zeigt, ist ein bewusst künstlich in Szene gesetztes Abbild vermeintlicher Natur. Suggestiv gestaltet wurde es von dem Bühnenbildnerinnen Duo Lolita Dolores Hindenberg und Eva-Maria Henschkowski, die ihre künstlerischen Entwürfe unter dem Etikett Georg & Paul fertigen. Die perfekt dazu passenden Kostüme hat Verena Polkowski gestaltet - Kostüme, die das Wesen der Figuren symbolisch überhöhen. Das makellose Weiß Rusalkas kontrastierte auf diese Weise beispielsweise mit der kalten Designer-Eleganz der fremden Fürstin (Marlene Lichtenberg), von der sich der Prinz verführen lässt.
Den symphonischen Reichtum von Dvoráks melodienreicher Partitur entfaltete das Philharmonische Orchester unter Roland Kluttigs jederzeit stilsicherer Leitung mit regelrechter Sogwirkung. Dafür gab es am Ende verdientermaßen eine Extraportion Beifall.
Ein Interview mit dem Regisseur von "Rusalka" am Landestheater Coburg finden sie hier
Premieren-Tipp Antonin Dvorák "Rusalka" - Sonntag, 22. April, 18 Uhr, Landestheater Coburg
Produktionsteam
Musikalische Leitung: Roland Kluttig; Inszenierung: Tobias Heyder; Bühnenbild: Georg & Paul;
Kostüme: Verena Polkowski; Dramaturgie: Susanne von Tobien; Choreinstudierung: Davide Lorenzato
Besetzung
Der Prinz: Mirko Roschkowski/Milen Bozhkov
Eine fremde Fürstin: Kora Pavelic / Marlene Lichtenberg
Rusalka: Judith Kuhn / Betsy Horne
Der Wassermann: Michael Lion
Jezibaba, die Hexe: Kora Pavelic / Gabriela Künzler
Ein Heger: Franz Xaver Schlecht
Der Küchenjunge: Anna Gütter
1. Waldnymphe: Julia Da Rio
2. Waldnymphe: Anna Gütter
3. Waldnymphe: Emily Lorini
Ein Jäger: Franz Xaver Schlecht
Chor des Landestheaters Coburg
Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg
Termine
Aufführungen: 4., 15., 18., 24., 26. Mai, 19.30 Uhr, 31. Mai, 18 Uhr, 10. Juni, 15 Uhr, 27. Juni, 19.30 Uhr, Landestheater Coburg
Tobias Heyder Der gebürtige Hamburger Tobias Heyder studierte in seiner Heimatstadt Musiktheater-Regie, bevor er an der Deutschen Oper am Rhein und am Theater Heidelberg assistierte. 2009 wechselte er als Regisseur an die Oper Frankfurt. Heyder ist Mitglied der "Akademie Musiktheater heute" der Deutschen-Bank-Stiftung und Gründungsmitglied der Kammeroper Rostock. Neben seiner Tätigkeit als Regisseur und Spielleiter setzt er sich für das Thema Publikumsvermittlung ein und leitete Wokshops und Veranstaltungen zum Thema Oper-Inszenierung und Regie. Am Landestheater Coburg hat er sich im Juni 2016 mit der Inszenierung von Henry Purcells "Dido and Aneneas" und Ralph Vaughan Williams "Rider to the sea" erstmals vorgestellt.
Tenor als Gast verpflichtet
Für den Tenor Milen Bozhkov, der vor einer Woche nach einer heftigen Allergie-Attacke in der Pause seinen Auftritt abbrechen musste, hatte das Landestheater kurzfristig Mirko Roschkowski als Gast verpflichtet.
Lyrische Stimme
Roschkowski, der bereits an vielen renommierten Opernhäusern aufgetreten ist, fügte sich beim Coburg-Debüt mit seinem hell timbrierten lyrischen Tenor gut ein in die homogen besetzte Darsteller-Riege. Das Ensemble ließ sich von den Turbulenzen um die abgebrochene Premiere in der Vorwoche nicht irritieren und brachte das insgesamt schlüssige, konsequent umgesetzte Regiekonzept Tobias Heyders spannungsvoll und eindringlich bis zum unausweichlich tragischen Ende auf die Bühne.
Judith Kuhn als Rusalka
Im Zentrum des Geschehens: Judith Kuhn als Nymphe Rusalka, die ihre Menschwerdung mit dem Verstummen bezahlen muss. Dieses Verstummen aber lässt sie in der kalten Welt ihres Prinzen ganz zwangsläufig zu der Außenseiterin werden. Judith Kuhn sang diese Rusalka mit großem, jederzeit durchsetzungsfähigen Sopran, der zugleich aber auch über eine weite Palette lyrischer Ausdrucksnuancen verfügt.
Präzises Spiel
Michael Lion mit kantablem Bass als Wassermann, Marlene Lichtenberg mit dramatisch akzentuiertem Sopran als fremde Fürstin, Kora Pavelic mit ausdrucksvollem Mezzosopran als Hexe Jezibaba, Julia Da Rio, Anna Gütter und Emily Lorini als Waldelfen mit beweglichem hellen Sopran, Franz Xaver Schlecht als Heger und Jäger - sie alle trugen auch mit ihrem präzisen Spiel entscheidend bei zu einem Premierenerfolg unter besonderen Vorzeichen.
Die Liebe einer Außenseiterin
Gastregisseur Tobias Heyder erzählt die Geschichte Rusalkas ganz bewusst nicht verharmlosend als Märchen. Für ihn ist das Scheitern der Liebe zwischen Rusalka und dem Prinzen die Geschichte einer Außenseiterin, die in der reichen, aber kalten Welt des Prinzen nicht heimisch werden kann und verstummt.
Künstliche Natur
Für seine konsequent umgesetzte Lesart von Dvoráks Oper hatte sich Heyder eine Ausstattung entwerfen lassen, die ganz bewusst auf den Aspekt des Märchenhaften verzichtet. Er verzichtete auch auf den Kontrast von Menschenwelt und Natur.
Suggestives Bühnenbild
Denn die Natur, die das Bühnenbild zeigt, ist ein bewusst künstlich in Szene gesetztes Abbild vermeintlicher Natur. Suggestiv gestaltet wurde es von dem Bühnenbildnerinnen Duo Lolita Dolores Hindenberg und Eva-Maria Henschkowski, die ihre künstlerischen Entwürfe unter dem Etikett Georg & Paul fertigen. Die perfekt dazu passenden Kostüme hat Verena Polkowski gestaltet - Kostüme, die das Wesen der Figuren symbolisch überhöhen. Das makellose Weiß Rusalkas kontrastierte auf diese Weise beispielsweise mit der kalten Designer-Eleganz der fremden Fürstin (Marlene Lichtenberg), von der sich der Prinz verführen lässt.
Extraportion Beifall
Den symphonischen Reichtum von Dvoráks melodienreicher Partitur entfaltete das Philharmonische Orchester unter Roland Kluttigs jederzeit stilsicherer Leitung mit regelrechter Sogwirkung. Dafür gab es am Ende verdientermaßen eine Extraportion Beifall.Ein Interview mit dem Regisseur von "Rusalka" am Landestheater Coburg finden sie hier
Sie bringen Antonin Dvoráks Oper "Rusalka" in Coburg auf die Bühne
Premieren-Tipp Antonin Dvorák "Rusalka" - Sonntag, 22. April, 18 Uhr, Landestheater Coburg
Produktionsteam
Musikalische Leitung: Roland Kluttig; Inszenierung: Tobias Heyder; Bühnenbild: Georg & Paul;
Kostüme: Verena Polkowski; Dramaturgie: Susanne von Tobien; Choreinstudierung: Davide Lorenzato
Besetzung
Der Prinz: Mirko Roschkowski/Milen Bozhkov
Eine fremde Fürstin: Kora Pavelic / Marlene Lichtenberg
Rusalka: Judith Kuhn / Betsy Horne
Der Wassermann: Michael Lion
Jezibaba, die Hexe: Kora Pavelic / Gabriela Künzler
Ein Heger: Franz Xaver Schlecht
Der Küchenjunge: Anna Gütter
1. Waldnymphe: Julia Da Rio
2. Waldnymphe: Anna Gütter
3. Waldnymphe: Emily Lorini
Ein Jäger: Franz Xaver Schlecht
Chor des Landestheaters Coburg
Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg
Termine
Aufführungen: 4., 15., 18., 24., 26. Mai, 19.30 Uhr, 31. Mai, 18 Uhr, 10. Juni, 15 Uhr, 27. Juni, 19.30 Uhr, Landestheater Coburg
Tobias Heyder Der gebürtige Hamburger Tobias Heyder studierte in seiner Heimatstadt Musiktheater-Regie, bevor er an der Deutschen Oper am Rhein und am Theater Heidelberg assistierte. 2009 wechselte er als Regisseur an die Oper Frankfurt. Heyder ist Mitglied der "Akademie Musiktheater heute" der Deutschen-Bank-Stiftung und Gründungsmitglied der Kammeroper Rostock. Neben seiner Tätigkeit als Regisseur und Spielleiter setzt er sich für das Thema Publikumsvermittlung ein und leitete Wokshops und Veranstaltungen zum Thema Oper-Inszenierung und Regie. Am Landestheater Coburg hat er sich im Juni 2016 mit der Inszenierung von Henry Purcells "Dido and Aneneas" und Ralph Vaughan Williams "Rider to the sea" erstmals vorgestellt.